Marktbericht

Zweite Cloud-Welle rollt heran

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von Coen Kaat

Die Cloud ist nicht zu bremsen. Die Umsätze schiessen in die Höhe und die Nutzerzahlen steigen im gleichen Takt. Cisco und Synergy wittern Geschäftsmöglichkeiten. Das Bundesamt für Statistik ging derweil der Frage nach, wer in der Schweiz ­eigentlich Cloud-Dienstleistungen nutzt.

"Die Cloud steht weltweit vor der zweiten Einführungswelle", lässt sich Thomas Streit, Manager Cloud Solutions bei Cisco Schweiz, in einer Mitteilung des Unternehmens zitieren. Dies biete eine enorme Chance für Cloud-Anbieter, schätzt Streit die Lage ein. So soll sich gemäss Ciscos Einschätzung der weltweite Cloud-Datenverkehr in den nächsten Jahren mehr als vervierfachen. Bis 2019 soll er in Westeuropa von derzeit 0,39 auf 1,5 Zettabyte ansteigen.

Mit dem Datenverkehr steigt auch der Umsatz, der sich mit Cloud-Diensten erwirtschaften lässt. Die Marktforscher von Synergy-Research analysierten das Geschäft mit der Public Cloud. Dieses hatte im zweiten Quartal des laufenden Jahres ein beachtliches Umsatzwachstum vorzuweisen. Insgesamt erwirtschafteten die IT-Unternehmen mit ihren Lösungen weltweit rund 22 Milliarden US-Dollar in einem Vierteljahr, wie die Synergy Research Group mitteilt.

50 Prozent Wachstum pro Jahr

Der Umsatz verteilt sich fast gleichmässig auf die Dienstleister und Anbieter von Hard- und Software. Anbieter von IaaS-, PaaS- und SaaS-Lösungen für Unternehmenskunden erzielten einen Umsatz von 12 Milliarden Dollar. Weitere 10 Milliarden Dollar flossen derweil ins Geschäft mit Infrastruktur sowie Hard- und Software. Die umsatzstärksten Unternehmen im zweiten Quartal waren Cisco, HP, Dell, IBM und Equinix sowie AWS, Microsoft, Salesforce, Google und IBM auf der Dienstleisterseite.

Der Public-Cloud-Markt nimmt gemäss Synergy einen immer grösser werdenden Teil des IT-Gesamtmarktes ein. Während der gesamte Markt um weniger als 5 Prozent pro Jahr wachse, legten die Umsätze im Bereich IaaS und PaaS um knapp 50 Prozent zu. Das SaaS-Geschäft kann sich über ein Plus von fast 30 Prozent freuen. Die Hard- und Software, die verwendet wird, um Public Clouds aufzubauen, macht fast ein Viertel aller Infrastrukturausgaben für Rechenzentren aus.

Das starke Wachstum könnte mit einem von Cisco konstatierten Perspektivwechsel zusammenhängen. Unternehmen und Behörden würden gemäss Streit Cloud-Lösungen nicht mehr nur für einzelne Aufgaben nutzen, sondern sie strategisch einsetzen. Während Cloud-­Dienstleistungen für Privatnutzer schon fast selbstverständlich seien.

Schweiz weit vorn

Das Bundesamt für Statistik (BFS) ging derweil der Lage in der Schweiz nach. In einer unlängst publizierten Studie legte das BFS die Cloud-Nutzung im ersten Quartal 2014 hierzulande offen. Dafür befragte es 3000 Haushalte und Einzelpersonen. Das Ergebnis: 47 Prozent der Befragten gaben an, in der Zeitspanne eine Cloud-Dienstleistung genutzt zu haben – auf die Gesamtbevölkerung der Schweiz hochgerechnet entspreche dies 3,25 Millionen Personen.

Bei den Männern lag der Prozentsatz mit 60 Prozent leicht höher als bei den Frauen mit 52 Prozent. Betrachtet man lediglich die jüngere Generation, verringert sich die Diskrepanz. In der Kategorie machten 82 Prozent der Männer und 81 Prozent der Frauen Gebrauch von der Cloud. Als wichtigste Gründe für das Speichern in der Cloud wurden zwei Punkte genannt. 76 Prozent gaben an, dass sie so mit verschiedenen Geräten auf die Daten zugreifen können, und 71 Prozent nannten einfacheres Teilen als Grund. Komplett vertrauten die Befragten der Cloud jedoch noch immer nicht. 58 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben zu, Bedenken bezüglich der Sicherheit ihrer Daten zu haben.

Im internationalen Vergleich steht die Schweiz bei der Nutzung von Cloud-Diensten weit vorn. Dem BFS zufolge liegen in Europa nur Schweden (75 Prozent), Luxemburg (62 Prozent), Norwegen (58 Prozent) und Dänemark (54 Prozent) vor der Schweiz.

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