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"Beratungsintensive Lösungen kann man nicht einach in den Warenkorb legen"

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Fachhändler sollen weniger Hardware und mehr Services verkaufen. Kann das über einen Webshop funktionieren? Mario Düll von Bechtle Direct beantwortet Fragen zum Thema E-Commerce.

Mario Düll ist kommissionarischer Geschäftsführer von Bechtle Direct Schweiz. (Quelle: Bechtle Direct)
Mario Düll ist kommissionarischer Geschäftsführer von Bechtle Direct Schweiz. (Quelle: Bechtle Direct)

Welche Produkte oder Leistungen eignen sich für den Verkauf via Webshop?

Mario Düll: Die meisten unserer über 70 000 IT-Produkte eignen sich für den Verkauf via Webshop. Eine genaue Artikelbeschreibung sowie Datenblätter und Hinweise auf kompatible Produkte unterstützen bei der Auswahl. Darüber hinaus stehen dem Kunden bei weiteren Fragen unsere Vertriebsmitarbeiter oder Produktmanager kompetent zur Seite – sie bilden eine direkte Schnittstelle zu den Herstellern. Beratungsintensive Lösungen aus Bereichen wie Storage, Mobile Device Management oder Cloud kann man jedoch nicht einfach in den Warenkorb legen. Hier sind Spezialisten gefragt. Mithilfe von Onlineberatern können in Zukunft aber auch komplexere Produkte auf den Kunden zugeschnitten und im Shop angeboten werden.

Welche logistischen Herausforderungen muss man bewältigen?

Hinsichtlich Kundenzufriedenheit und Effizienzsteigerung sehen wir drei zentrale Herausforderungen. Erstens: Same Day Delivery. Zweitens: eine transparente und leistungsfähige Kundenplattform mit Informationen zu Auftragstracking, Rechnungen, Lieferscheinen und kundenindividuellen Reports. Drittens: flexible Kundenlösungen und logistische Zusatzleistungen. Das kann vermehrte «At-Work-Lieferungen» im In- und Ausland umfassen – mit Verpackungsrücknahme, Entpacken, Aufstellen und Installation der Hardware. Von Interesse ist auch die verpackungsfreie Anlieferung von Hardware sowie kundenindividuelles Labeling und Inventarisierung von Artikeln.

Was gilt es bei der Lagerhaltung zu beachten?

Nachgefragt ist etwa die Einlagerung von Kundenbestand inklusive Abrufsystematik. Unsere Kunden fordern eine 100-prozentige Verfügbarkeit der Produkte. Das erfordert ein innovatives, ausgeklügeltes und leistungsstarkes Beschaffungssystem. Standardprozesse müssen kundenindividuell anpassbar sein. Der Einsatz innovativer und zukunftsfähiger Technologien – etwa Smart Glasses zur Kommissionierung – steigert die Effizienz und reduziert Kosten.

Welche Rolle spielen Plattformen wie Siroop?

Siroop ist eine sehr junge Plattform. Ob eine solche Marktplatzlösung in der Schweiz langfristig erfolgreich sein kann, wird die Zeit zeigen – noch bin ich mir unsicher.

Was kann man selbst machen, bei was verlässt man sich besser auf einen Dienstleister?

Das hängt vom Kunden ab, seiner Grösse und Branche, von der Kompetenz, die er selbst vorhält. In den letzten Jahren werden immer mehr Hard- und Softwareprodukte in Kombination mit Dienstleistungen angefragt. Durch die Zusammenarbeit mit unseren IT-Systemhäusern, die flächendeckend in der Schweiz vertreten sind, kann die Bechtle-Gruppe alles aus einer Hand bieten.

Wie wird sich der Markt in den nächsten fünf Jahren Ihrer Meinung nach verändern?
Die Kunden wollen nicht zwischen reiner Hard- und Software und Dienstleistungen vor Ort unterscheiden. Sie wünschen sich das Gesamtpaket auf einer Plattform – ergänzt durch ein angenehmes Einkaufserlebnis.

Welche Bedeutung haben Preissuchmaschinen?
Im Vergleich zu Deutschland spielen sie in der Schweiz eine enorme Rolle.

Wie wirken sich die eigenen Webshops der Hersteller auf das Geschäft aus?
Einige Kunden informieren sich vorab auf den Websites der Hersteller – und wünschen sich dann ein attraktives Angebot ihres strategischen IT-Partners.

Webcode
8wE9Tmec