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Armin Kirchhofer von Ineltec spricht über Gebäude mit IQ

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von Coen Kaat

Das Smarthome hat seinen Siegeszug angetreten – auch im Geschäftsumfeld. Armin Kirchhofer, Messeleiter der Ineltec, erklärt, für wen sich smarte Gebäude lohnen, welches Marktpotenzial in der Schweiz besteht, und wie der IT-Fachhandel davon profitieren kann.

Armin Kirchhofer, Messeleiter der Ineltec. (Source: zVg)
Armin Kirchhofer, Messeleiter der Ineltec. (Source: zVg)

Für wen lohnt sich ein smartes Gebäude?

Armin Kirchhofer: Wer nur die Anschaffungs- beziehungsweise Erstellungskosten im Fokus hat, wird langfristig auf die Nase fallen. Weil intelligente Gebäudetechnik zwar am Anfang Mehrkosten verursacht, auf lange Sicht aber Kosten und Ressourcen spart, braucht es noch viel Aufklärungsarbeit. Viele sind sich nicht bewusst, dass die Anfangsinvestitionen nur ungefähr 20 Prozent der Lebensdauerkosten ausmachen. Wer hier zu viel spart, wird dies während der nächsten 30 Jahre bitter bezahlen. Wir dürfen uns also durchaus fragen, ob wir den Wert eines Gebäudes, egal ob wir Eigentümer, Mieter oder Investor sind, zukünftig nicht nur in QM (Quadratmeter), sondern vielleicht auch in IQ-Werten messen sollten.

Welche technologischen Trends erkennen Sie derzeit?

War früher, vor etwa fünf bis zahn Jahren, Gebäudeautomation den Spezialisten vorbehalten, so kann heute jeder ein einfaches Automations-Kit bei Amazon bestellen und mit einer App in Betrieb zu nehmen. Gebäudeautomation, Gebäudeüberwachung, Energieerzeugung mit Photovoltaik, Energiespeicherung mit immer besseren Batterien und zum Beispiel Eigenverbrauch mit dem neu angeschafften E-Auto. Das sind heute die Themen, die dem Endkunden nicht mehr als Fantasie durch den Kopf gehen, sondern als einfache Komplettlösungen angeboten werden. Smarte Technologien werden definitiv nutzergerecht, und somit werden sie auch genutzt.

Was für ein Marktpotenzial erkennen Sie in der Schweiz?

Rund die Hälfte des Gesamtenergieverbrauchs der Schweiz fällt in Gebäuden an, und in rund 70 Prozent der Gebäude steht in den nächsten Jahren energetischer Sanierungsbedarf an. Ein riesiges Potenzial also, das nicht nur mit baulichen Massnahmen, sondern auch mit neuer, smarter Technologie erschlossen werden kann. Oft mit wenig Aufwand aber mit wirklich sichtbaren Resultaten im Geldbeutel. Dieses Argument überzeugt letztlich immer am meisten.

Wie kann der IT-Fachhandel davon profitieren?

Smarte Gebäudeautomation und Gebäudetechnik wird immer software-lastiger. Es wird neue Komplettlösungen geben, die Commodity-Bediengeräte wie Smartphones und Tabletts als Informations- und Steuerungsgerät nutzen, sowie parametrierbare und lernfähige Aktoren, die elektrische Verbraucher sinnvoll steuern. Die Sprachsteuerung etwa ist im Prinzip in unseren Smartphones technisch ausgereift vorhanden und kann genutzt werden. So können wirklich einfache und endkundengerechte Komplettsysteme entstehen, die Komfort, Sicherheit und Wohlbefinden fördern oder Menschen im Alter unterstützen. Die Maxime "Keep it simple" wird hierbei der Schlüssel zu Erfolg sein.

Welche Herausforderungen für Hersteller, Distributoren und Integratoren bringen zunehmend intelligente Gebäude mit sich?

Moderne, energieeffiziente Gebäude spielen eine wesentliche Rolle für eine erfolgreiche und nachhaltige Energiezukunft. Wir sollten Gebäude, in denen wir wohnen und arbeiten, zukünftig als komplexes System verstehen, das nicht nur Energie verbraucht, sondern sogar auch Energie erzeugen kann und maximalen Komfort und Sicherheit für dessen Benutzer schafft. Fachübergreifend denken, planen, realisieren und intelligent nutzen, das ist die Herausforderung für alle am Bau eines Gebäudes Beteiligten. Bauherren, Architekten, Planer, Handwerker werden sich dieser Tatsache vermehrt stellen müssen.

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