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Wie Druckerhersteller gegen Kartuschenfälscher vorgehen

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Welche Massnahmen ergreifen Druckerhersteller gegen die Fälschung von Druckerkartuschen und -patronen? Lohnen sich für Kunden die Original-Kartuschen in jedem Fall? Welche Nachfüllangebote sind am umweltfreundlichsten? Auf diese Fragen antworten HP, Brother, Epson und Lexmark.

(Source: paylessimages-iStock-844900944)
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"Werden Druckerpatronen für Ihre Businessdrucker gefälscht? Falls ja, in welchem Ausmass?" Bei dieser Frage verweist Michael Nagel, Manager Channel Sales Austria & Switzerland bei Lexmark, auf den Verband der Druckerhersteller ICCE. Dieser schätzt, dass gefälschte Druckkassetten zu einem Einnahmenverlust von 1,6 Milliarden Euro pro Jahr bei den Herstellern führen. "Soziale Netzwerke, Smartphone-Apps, Online-Marktplätze und Instant-Messaging-Plattformen machen es leicht, Angebote zu posten und zu teilen und so mehr potenzielle Kunden zu erreichen", sagt Nagel. Das mache das Geschäft von Produktpiraten lukrativ. Der Handel mit gefälschten Produkten blühe, auch in Bezug auf Druckerpatronen.

Auch Toni Huser, Head of Product Management & Marketing Communication bei Brother, sagt: "Ja, es wird Verbrauchsmaterial für Brother-Drucker gefälscht. Es fehlen uns allerdings detaillierte Angaben zum Ausmass und dem dadurch erlittenen Schaden." Die anderen beiden befragten Hersteller machen ebenfalls keine Angaben zum Ausmass der Fälschungen – treffen aber Massnahmen dagegen.

Hologramme, Seriennummern und Chips gegen Fälschungen

Epson kennzeichne seine Produkte mit einem Hologramm. Darüber hinaus habe Epson eine globale Abteilung für Intellectual Property, die unter anderem Trainings für den Zoll organisiere und lokale Behörden vor Ort bei der Identifizierung von Fälschungen unterstütze, sagt Giordano Sticchi, Leiter der Epson-Niederlassung in der Schweiz. Die Massnahmen erfordern hohe Investitionen." Praktisch alle Fälschungen seien von sehr minderwertiger Qualität, sagt ­Giordano weiter, "daher nehmen wir dies auf uns, um unsere Kunden möglichst vor schlechten Erfahrungen mit Epson-Druckern zu schützen."

Lexmark gehe weltweit gegen Hersteller und Händler vor, die durch Fälschungen gegen das Marken- oder Patentrecht verstossen, heisst es vonseiten des Unternehmens. Kunden biete das "Check to protect-Programm auf der Lexmark-Website eine schnelle Echtheitsprüfung: die 12-stellige Seriennummer der Toner-Druckkassette eingeben, und man erfahre sofort, ob es sich um ein echtes Lexmark-Produkt handle. Lexmark will auch die Plattformen und Kanäle, über die Fälschungen gehandelt werden, verstärkt zur Verantwortung ziehen. Die freiwilligen Massnahmen genügten nicht mehr, sagt Sticchi, entsprechende Gesetze seien nötig.

HP verwendet laut Michael Schmocker, Country Category Manager Printing bei HP, einen Authentifizierungsprozess namens Dynamic Security, der Drucken ohne originalen HP-Chip verhindert. Alle Original-Tonerkartuschen seien ausserdem mit einem Sicherheitssiegel auf der Verpackung versehen. Brother setzt holographische Logos auf der Verpackung als Fälschungsschutz ein.

Kompatible Kartuschen? Dagegen sprechen Druckqualität, ­Dokumentenechtheit und Garantie

Was spricht dagegen, legale, kompatible Druckerkartuschen zu verwenden? HP garantiere nur für Originalkartuschen, dass sie material- und verarbeitungsfehlerfrei seien, sagt Schmocker. Und dokumentenechte Unterlagen könnten nur mit Originalen realisiert werden, denn die Prüfstelle teste und zertifiziere eine Einheit, bestehend aus Drucker, Originalkartuschen und Papier. Drittanbieterprodukte könnten die Qualität von Ausdrucken massiv beeinträchtigen, aber auch Schäden am Gerät verursachen, sagt Huser.

Sticchi von Epson sagt dazu, dass Epson-Tinte laut Stiftung Warentest Deutschland qualitativ den Benchmark setze und mit kompatiblen Kartuschen die Qualität nicht gleich sei. Nagel von Lexmark verweist ebenfalls auf Qualitätseinbussen. Belastend für die Umwelt ist laut einer von HP in Auftrag gegebenen Studie vor allem der Papierverbrauch; und der hänge wesentlich von der Druckqualität ab.

Recycling ist unterschiedlich

HP recycelt laut eigenen Angaben 100 Prozent der Tonerkartuschen, bei den Tintenpatronen seien es 80 Prozent.

Brother verwende alle seine Kartuschen wieder.

Epson bietet Ecotank-Drucker, bei denen Tinte aus speziellen Flaschen einfach nachgefüllt wird, womit keine alten Kartuschen anfallen. Für Workforce-Pro-Rips-Drucker und Multifunktionsgeräte gibt es von Epson ausserdem Beutel mit Tinte für mindestens 80 000 Druckseiten.

Lexmark recycle 35 Prozent der Kartuschen über ein Rückgabe-Programm; neue Kartuschen enthielten bis zu 28 Prozent recyceltes Material; alter Toner wird als Asphaltzusatz wiederverwendet.

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