Porträt: Rogier Teo, Swiss FTS

Auf Spurensuche im Datenmorast

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IT-Forensik und E-Discovery – das sind die Spezialitäten von Rogier Teo. Mit seiner Firma Swiss FTS hilft er Unternehmen und Behörden, die tief in der Bredouille stecken oder wissen wollen, wo Gefahren lauern. Mal geht es mehr ins Technische, mal mehr um digitale Detektivarbeit.

Rogier Teo, Partner und Mitgründer, Swiss FTS. (Source: Netzmedien)
Rogier Teo, Partner und Mitgründer, Swiss FTS. (Source: Netzmedien)

Am Anfang steht immer ein Verdacht. Hat ein Mitarbeiter etwa getrickst, gemauschelt oder Geld gewaschen? Ist jemand aus den eigenen Reihen korrupt, in ein Kartell verstrickt oder sonst wie kriminell? Fragen wie diese ziehen mitunter heikle Prozesse nach sich. Wer in solchen Fällen ermittelt, braucht mehr als eine gute Spürnase. Vor allem, wenn sich pikante Details in Unmengen an unstrukturierten Daten verstecken. Dann kommt es darauf an, die richtigen Werkzeuge und Methoden anzuwenden – eine Kompetenz, die Rogier Teo und sein Geschäftspartner Mattias Aggeler zum Geschäft gemacht haben.

Mit ihrer Firma Swiss FTS unterstützen sie Unternehmen, Behörden und Anwälte dabei, unliebsame Fakten zu finden. Das Ziel der Auftraggeber: Risiken abschätzen, Täter überführen oder Affären aufarbeiten.

Die fachübergreifende Digital-Detektei

Es sind zwei boomende Geschäftsfelder, die Swiss FTS beackert. Das eine nennt sich IT-Forensik. Sie ist oftmals Bestandteil strafrechtlicher Ermittlungen, wobei sich Swiss FTS auf Wirtschaftsdelikte spezialisiert. "Oftmals haben wir mit Diebstahl von geistigem Eigentum und Bankkundendaten zu tun", sagt Teo. In der IT-Forensik würden in der Regel Geräte wie PCs und Smartphones sichergestellt und anschliessend Logdateien, die Registry und Browser-History minutiös nach Beweisen durchsucht.

Auch im Geschäftsbereich E-Discovery geht es um digitale Spurensuche. Hier stehen jedoch weniger technische Untersuchungen von Systemen an. Häufiger geht es um betriebswirtschaftliche und juristische Risiken wie etwaige Compliance-Verstös­se, Vertragsverletzungen oder drohende Klagen. Man arbeitet mehr investigativ, mehr mit Inhalten und klärt etwa ab: Wer hat was zu welchem Zeitpunkt gewusst? Und es fallen viel mehr Daten an. "In unserem grössten Projekt sammelten wir 25 Millionen Dokumente", sagt Teo. Und das Sammeln sei erst der Anfang. Anschliessend müssten die Daten bereinigt, indexiert, querverlinkt und übersichtlich zusammengetragen werden, sodass Juristen, Techniker oder Ermittler damit weiterarbeiten können.

Dann eben selbstgemacht

Dunkle Geheimnisse, ungelöste Verbrechen – das alles interessiert Teo nicht sonderlich. Krimis lassen ihn kalt, wie er sagt. Was ihn an seinem Job fasziniert? Zusammenhänge herstellen, einzelne Spuren wie Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Und natürlich: Lösungen entwickeln. Denn obwohl er heute kaum mehr programmiert, ist er im Herzen ein Techie geblieben.

2008 tauchte Teo in die Welt der IT-Forensik ein. Er war damals 28 und fing gerade bei einem der "Big Four"-Wirtschaftsprüfer an, wo er seinen heutigen Geschäftspartner Aggeler kennenlernte. Ein Jahr lang arbeitete Teo in London in einer Abteilung für E-Discovery. Zurück in der Schweiz habe Teo seinen Chef gefragt, ob man nicht auch hierzulande so etwas aufbauen möchte. Doch der Chef winkte ab. "Technologie hatte damals nicht denselben Stellenwert wie heute. Aber vielleicht habe ich auch die Idee schlecht verkauft", sagt er und lacht. Jedenfalls hätten sich Aggeler und Teo gesagt: Dann machen wir es halt selbst.

Sturm und Andrang

Glück, gutes Timing und die richtige Technologie – das sei in der Anfangsphase entscheidend gewesen. 2010, im Jahr der Firmengründung, durchlebte der Schweizer Finanzplatz eine stürmische Zeit. Handelsskandale, Steueraffären und die Wirtschaftskrise hatten den Ruf der beiden Grossbanken schwer ramponiert. Wirtschaftsprüfer und Anwälte kamen auf Swiss FTS zu, weil ihnen für die Aufarbeitung dieser Fälle etwas fehlte: eine Review-Plattform für grosse E-Discovery-Projekte. Teo spricht von einer Software namens Relativity. "Wir waren in Kontinentaleuropa die ersten, die mit diesem Tool umgehen konnten."

Zu den Kunden von Swiss FTS zählen heute Banken, Versicherer, Behörden, Industrieunternehmen sowie Regulatoren. Vor zwei Jahren eröffneten Teo und Aggeler eine Niederlassung in Singapur und vor sechs Monaten eine weitere in Lausanne. Die beiden Gründer beschäftigen derzeit 20 Mitarbeiter. Ziel sei es, das Team auf 50 Leute auszubauen. Allerdings nicht um jeden Preis. Es solle familiär bleiben und vertrauensvoll, sagt Teo. Denn Integrität ist in diesem Geschäft das höchste Gut.

Die Datenerfassung und die Digitalisierung schreiten weiter fort. Aber was macht das mit uns? Eine neue Studie ist dieser Frage nachgegangen. Die Ergebnisse finden Sie hier.

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