CNO Panel 2019

Warum Manager in der digitalen Transformation auch mal durchatmen sollten

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Wie Führen in der digitalen Transformation? Die 19. Ausgabe des CNO Panels versuchte, eine Antwort auf diese Frage zu geben. Und es lud ein, über die Zukunft der Schweizer Softwarebranche nachzudenken.

Alexander Hunziker plädierte für Führung mit Fokus auf Stärken. (Source: Netzmedien)
Alexander Hunziker plädierte für Führung mit Fokus auf Stärken. (Source: Netzmedien)

Firmen stehen heute unter Druck. Neue Geschäftsmodelle stellen alte Gewissheiten in Frage. Man will sich neu erfinden, weiss aber nicht wie. Es lockt die digitale Transformation, doch die Fachkräfte fehlen. Und die Mitarbeitenden, die man hat, sind anspruchsvoller denn je. Hat die Digitalisierung eigentlich die Führung im Griff oder hat die Führung die Digitalisierung im Griff? Dieser Frage widmete sich das CNO Panel, das gestern im Casino Bern über die Bühne ging. Zum 19. Mal lud Gastgeber Pascal Sieber zum Austausch über digitale Themen, zu Networking und Workshops.

Von Management und Glück

Die Keynote am Abend hielt Alexander Hunziker, Professor für Management an der Berner Fachhochschule. Er stellte das Konzept der "Positive Psychologie" vor. Dabei handelt es sich um eine Strömung der Psychologie, die nicht wie bis anhin auf die Defizite des menschlichen Geistes fokussiert. Stattdessen will sie Stärken, inneren Antrieb und Erfolge fördern und verstehen. Führungskräfte könnten davon viel lernen, sagte Hunziker. Gut 400 Gäste lauschten laut Veranstalter seinen Ausführungen.

Im Kern geht es dabei um Glück, so Hunziker. Wer glücklich ist, sei seltener krank, leiste mehr, sei kreativer und motiviere seine Mitmenschen mit einem positiven Klima. In der Theorie sei dies alles längst bekannt. Schwieriger sei es, die Wirkung von Glück in der Unternehmenspraxis zu messen und umzusetzen. Klassische Wege zur Motivation von Mitarbeitenden wie eine Lohnerhöhung machten nur kurzfristig glücklich. Um nachhaltiges Glück zu schaffen brauche es Geduld, einen Wandel von Einstellung und Routinen, Freundschaften und mehr Zeit zum Verweilen. "Nehmen Sie sich doch 20 Sekunden, um etwas Schönes aktiv zu geniessen", riet Hunziker.

Gastgeber Pascal Sieber, Norbert Reuter (Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz), Jennifer Sparr (Arbeitspsychologin an der ETH Zürich) und Ivo Bättig (Partner bei Unic) diskutierten über paradoxe Entscheidungen, neue Organisationsformen und den Wunsch nach mehr Agilität. (v.l., Source: Netzmedien)

Auch in stressigen Situation achtsam zu bleiben, die eigenen Charakterstärken zu entwickeln, Konflikte konstruktiv zu lösen, Sinn zu stiften, andere anzutreiben und Ziele zu erreichen - Hunziker zeigte verschiedene Wege zu einem "Positive Leadership". Dazu demonstrierte er Meditationstechniken, regte das Publikum zur Entspannung an und schlug vor, die besten - also lehrreichsten - Fehler im Team auszuzeichnen. All das habe eine positive Auswirkung - auf das eigene Wohlbefinden, auf die Führungskompetenz und letzten Endes auch auf das Unternehmen.

Die wichtigste Erkenntnis aus Alexander Hunzikers Referat war: Zwar bringt jeder Mensch eigene Stärken mit, grundsätzlich sind aber alle bis zu einem gewissen Grad lernbar. So lasse sich etwa Dankbarkeit im Arbeitsalltag wirksam üben. Das sei durchaus anstrengend, man könne daraus aber auch Energie ziehen und auf andere übertragen. "Kümmere dich um deine Mitarbeitenden und sie werden sich um dein Unternehmen kümmern." - dieses Zitat von Richard Branson gab Hunziker den Gästen am CNO Panel mit auf den Weg.

Wie die Softwarebranche zu mehr Produktivität kommt

Während der Abend des CNO-Panels im Zeichen des guten Leaderships stand, drehte sich der Nachmittag um die Schweizer Software-Entwickler. Der Dachverband ICTswitzerland und die Universität Bern stellten die neue Ausgabe des Swiss Software Industry Survey (SSIS) vor. Die Ergebnisse finden Sie hier. Andreas Kälin, Geschäftsführer von ICTswitzerland, war zufrieden mit der Umfrage. Zum einen wegen des Wachstums der Branche, zum anderen wegen der Beteiligung. Noch nie hätten so viele Firmen mitgemacht, wie in diesem Jahr.

Andreas Kälin, Geschäftsführer von ICTswitzerland, stellte die SSIS 2019 vor. (Source: Netzmedien)

2019 legte der SSIS einen Schwerpunkt auf die Themen Outsourcing, öffentliche Auftrage und Produktivität. Vor allem das letztere Thema gab in der Diskussion nach der Vorstellung der Studie zu reden. Pascal Sieber forderte die Gäste auf, in Gruppen zu vier Thesen Stellung zu nehmen:

  1. Die Nachfrage nach Software steigt von Jahr zu Jahr, und wir haben einen Fachkräftemangel. Dies veranlasst die Softwarefirmen, ihre Produktivität zu steigen. Standardsoftware wird deshalb in den nächsten Jahren einen immer grösseren Marktanteil gewinnen.

  2. Wandel hin zu Cloud-Dienstleistungen - weiterhin stark individualisiert oder doch standardisiert? Individualsoftware wird es in 10 Jahren nicht mehr geben.

  3. "Doing things better" anstatt "doing new things": Softwarefirmen haben keine radikalen Ansätze, um die Produktivität zu steigern. Es gibt nur "Pflästerlipolitik".

  4. WTO-Ausschreibungen des Bundes sind nicht viel mehr als verdeckte Subventionen für Beratungsfirmen und den Espace Mittelland?

Die Teilnehmer der Diskussion waren sich einig, dass die Schweizer Softwarebranche produktiver werden müsse. Es zeichneten sich dazu zwei Wege ab. Auf der einen Seite die Nutzung von standardisierten Bausteinen und Schnittstellen, der Einsatz von künstlicher Intelligenz sowie die Einbindung der Mitarbeitenden. So lasse sich aus den bestehenden Strukturen mehr herausholen.

Der zweite Weg war radikaler. Die Ideen lauteten, Dienstleistungen nicht mehr auf Stundenbasis zu verkaufen, Hierarchien abzuschaffen, Start-up-Mentalität einzuführen, Personal nur noch für einzelne Projekte einzustellen und Prozesse konsequent zu automatisieren. Vor allem kleinere, jüngere Firmen täten dies bereits erfolgreich. Allerdings seien diese weder in der SSIS noch hier im Raum präsent, gab ein Teilnehmer zu bedenken. "Wir haben die Ambition, dass sie nächstes Jahr mit dabei sind", sagte Pascal Sieber. Zeit dafür hat er noch bis am 26. Oktober 2020. Dann soll das nächste CNO Panel stattfinden.

In vier Gruppen wurde über die Ergebnisse der SSIS diskutiert. (Source: Netzmedien)

"Das CNO Panel Nummer 19 hat mir nicht nur Spass gemacht, sondern hat auch viel Raum für echte Reflexion geboten", sagte Sieber nach der Veranstaltung. "Das CNO Team hat einmal mehr eine Glanzleistung vollbracht. Zudem habe ich ganz viele vergnügte Gäste und Mitveranstalter treffen dürfen. Ich denke, das war ein Erfolg, und ich bin motiviert, nächstes Jahr wieder anzutreten." 2020 feiere das Panel sein 20-jähriges Jubiläum. "Es wird sicher wieder ein familiäres, buntes und spannendes CNO Panel werden", so Sieber. Die Gestaltung des Programms beginne jetzt.

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