Kim Sang-Il, Leiter Digitale Transformation

Wie das BAG die SwissCovid-Nutzung ankurbeln will

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Nach einem guten Start erhöht sich die Nutzung der SwissCovid-App nur langsam. Das Interesse an der App und die Bereitschaft, diese zu nutzen, sinkt sogar. Der Digitalisierungschef des BAG, Kim Sang-Il, will die Nutzung der App durch bessere Aufklärung ankurbeln.

Kim Sang-Il, Leiter Abteilung Digitale Transformation und Mitglied der Geschäftsleitung des BAG (Source: bfh)
Kim Sang-Il, Leiter Abteilung Digitale Transformation und Mitglied der Geschäftsleitung des BAG (Source: bfh)

Die SwissCovid-App ist seit dem 25. Juni live. Nachdem die Nutzerzahl in den ersten Tagen rasch zunahm, wuchs sie in den letzten Wochen nur noch gering. Pro Tag laden rund 5000 Personen die App herunter. Die Zahl neuer Downloads ist mehrheitlich konstant, auch wenn es ein paar Ausreisser gibt.

Die Zahl der aktiven User schwankt hingegen beträchtlich. Wie kommt es, dass viele die App herunterladen, aber nicht nutzen? Dies liege am Handy-Nutzungsverhalten und auch an der Messmethodik, sagt Sang-Il Kim, Leiter Abteilung Digitale Transformation des BAG auf Anfrage. Zudem würden auch Ferienabwesenheiten oder Wochenenden die Statistik beeinflussen.

Bis Mitte August lag die Zahl der aktiven Nutzer bei ungefähr 1,2 Millionen. Doch die Nutzung steigt tendenziell wieder an. Deswegen zeigt sich Kim zufrieden: "Wir beobachten, dass die Zahlen der aktiven Nutzer in einem kleinen Bereich schwanken, aber nun stetig nach oben gehen. Das ist ein sehr erfreuliches Zeichen."

Kürzlich hat eine Recherche der NZZ einige Probleme im Zusammenhang mit der SwissCovid-App aufgezeigt. Auch in anderen Ländern wurden Contact-Tracing-Apps kritisiert. Zweifel an der Effektivität dieser Apps schürte auch eine Studie der Universität Oxford.

Die Effektivität werde oft falsch verstanden. Es müssten nicht 60 Prozent der Bevölkerung eine Contact-Tracing-App installieren, damit sie etwas nützt. Tatsächlich zeigen die Ergebnisse, dass eine App wie SwissCovid auch bei geringerer Nutzung die Zahl der Coronafälle senkt. "Wir schätzen, dass für pro ein bis zwei App-User eine Infektion verhindert werden kann", sagt Professor Christophe Fraser, einer der Autoren der Studie. Demnach könnte die SwissCovid-App mit über 1,4 Millionen Nutzern viele Infektionen verhindern.

Für das BAG besteht das Grundproblem darin, dass die Bevölkerung zu wenig über die App informiert ist. Mit einer Informationskampagne will das BAG das nun ändern. Als Teil dieser Kampagne führte das BAG eine Instagram-Umfrage durch. In dieser können die Teilnehmer verschiedene Wissensfragen zur SwissCovid-App beantworten.

Die Umfrage zeigt, dass es noch viele Unklarheiten gibt. Zum Beispiel wusste mehr als die Hälfte der Teilnehmenden nicht, dass die App nach Installation noch aktiviert werden muss. Kim Il-Sang hofft, dass die Umfrage auch zur Aufklärung dieser Unklarheiten beiträgt.

"Mit der Umfrage vermitteln wir gezielt Wissen zu den teilweise unklaren Punkten. Zum Beispiel, dass die App nach dem Download auch aktiviert werden muss. Wer die Frage falsch beantwortet hat, wird die App hoffentlich gleich aktivieren." Er verweist auch auf ein kürzlich veröffentlichtes Video, welches zeigt, wie die App richtig aktiviert wird.

"Es ist uns ein grosses Anliegen, allfällige Unklarheiten auszuräumen und Missverständnisse oder Vorbehalte zu klären. Darüber hinaus ist es uns wichtig, dass die potenziellen Userinnen und User den Sinn und den Nutzen der SwissCovid-App erkennen und sich dann aus solidarischen Gründen entscheiden, die App zu nutzen und hoffentlich auch in ihrem Umfeld weiter empfehlen", sagt Kim.

Neben der Erhöhung der SwissCovid-Nutzung versucht das BAG, das Contact Tracing auch auf anderen Wegen zu verbessern. Einer dieser Wege ist die Bündelung der Informationen des Bundes und der Kantone in einer Datenbank. Im Moment stehen die Ergebnisse der kantonalen Contact Tracer nicht landesweit zur Verfügung.

Der Aufbau des Projekts komme gut voran, sagt Kim. Es gibt aber auch beträchtliche Herausforderungen: "Es gibt mehrere IT-Systeme in den Kantonen und jedes davon muss die entsprechende Schnittstelle umsetzen, damit das Minimal Essential Dataset sicher und automatisiert an die nationale Datenbank für Contact Tracing geschickt werden kann." Ziel dieser nationalen Datenbank ist eine bessere Datenlage, um die Ansteckungsketten gründlicher nachverfolgen zu können.

Die SwissCovid-App ist derzeit in den Schlagzeilen. App-Entwickler Mathias Wellig zieht Zwischenbilanz und spricht hier über die Hintergründe, Herausforderungen und haltlose Kritik.

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