Marktanalyse von MSM Research

Schweizer CIOs stocken ihre Security-Budgets auf

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Der Schweizer ICT-Markt wird dieses Jahr um 5 Prozent einbrechen, wie Marktforscher MSM Research prognostiziert. Grund ist die Pandemie, die aber auch für Höhenflüge in den Teilbereichen Cloud und Security sorgt. Geht es um IT-Sicherheit, bereiten den Entscheidern weniger Maschinen als Menschen Bauchschmerzen.

(Source: maxsim / Fotolia.com)
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Marktforscher MSM Research hat seine erste Untersuchung des Schweizer ICT-Markts seit Beginn der Coronapandemie veröffentlicht. "Die meisten Unternehmen schalteten von Autopilot auf Sichtflug um", fasste CEO Philip A. Ziegler zu Beginn der Präsentation die Lage zusammen. "Was wir uns gewohnt waren, gilt nicht mehr." Man verfüge zwar über viele Daten und Fakten, jedoch nicht über Erfahrung zum Umgang mit der Pandemie.

Die ökonomischen Auswirkungen der Coronakrise auf die Wirtschaft seien gravierend. Auch auf dem ICT-Markt brechen die Ausgaben ein: "Wir schätzen aktuell, dass jeder 20. Franken im Vergleich zu 2019 dieses Jahr nicht mehr ausgegeben wird", sagte Ziegler, verwies aber auch auf die volatile Datengrundlage. Je nachdem, wie sich die Lage weiterentwickle, liege die Wachstumsrate zwischen minus 9 und minus 4 Prozent. Für die Studie habe MSM Research bis zu 800 IT-Entscheider verschiedener Schweizer Unternehmen befragt.

Philipp Ziegler, CEO von MSM Research. (Source: zVg)

Cloud und Security legen zu

Viele Unternehmen tendieren derzeit dazu, alles auf Eis zu legen, was keinen messbaren Einfluss auf das Geschäftsjahr 2020 habe, erläuterte Ziegler. So werden im Bereich Infrastruktur alle IT-Projekte in Eigenregie gestoppt oder verschoben, und die Ausgaben dürften um 5,1 Prozent sinken. Auch im Bereich Business-Software werde weniger ausgegeben.

Im Gegensatz dazu zeigte Ziegler auch Bereiche auf, die Dank Corona zulegen konnten. Nach ihren Budget für Cloud-Projekte befragt, gaben 58 Prozent der Befragten an, sie hätten ihre Ausgaben aufgrund der Pandemie erhöht, während 40 Prozent sagen, ihr Budget sei unverändert geblieben. Einzig 2 Prozent der Befragten gaben an, ihr Cloud-Budget im Verlauf der Krise gekürzt zu haben.

Der zweite Coronagewinner – wenn man überhaupt von Gewinnern sprechen könne – sei der Bereich Security, führte Ziegler weiter aus. 51 Prozent der befragten CIOs haben laut der Umfrage ihre Security-Budgets im Verlauf der Pandemie erhöht. 40 Prozent lassen sie unverändert, und jedes zehnte Unternehmen setze bei der Sicherheit den Rotstift an.

Insgesamt rechnet MSM Research für den gesamten ICT-Security-Markt mit einem Ausgabenwachstum von 3,7 Prozent zum Vorjahr. Unterteilt man diesen Markt noch weiter, zeichnet sich ein Boom für Managed Security Ab. Hier betrage das Wachstum 10,1 Prozent, sagte Ziegler.

(Source: MSM Research)

Die Bedrohung sitzt im Büro nebenan

Security war auch das Thema einer vertiefenden Umfrage, die MSM Research im Rahmen der regelmässigen Marktanalyse durchgeführt hatte. In den Antworten tauchte immer wieder der Faktor Mensch auf – häufig gar der Mensch in der eigenen Firma. Gefragt nach der grössten Bedrohung für die Sicherheit, nannten die Befragten IT-Entscheider am häufigsten die Mitarbeiter im eigenen Unternehmen. Es mangele schlicht an der Awareness, der Disziplin oder der Sicherheitskultur, führte Ziegler aus. Des weiteren werden bösartige Attacken oder ungepatchte Systeme als besonders bedrohlich eingestuft.

(Source: MSM Research)

Ungenügende Sensibilisierung ist auch der am häufigsten genannte Hemmfaktor zum Einhalten der Sicherheit. Vielen CIOs bereiten auch kurzfristige Budgetänderungen Probleme, erläuterte Ziegler weiter. Brauche ein Fachbereich dringend mehr Geld, werde oft in der IT-Security gespart. Viele Teilnehmer beklagen zudem mangelnde Unterstützung durch das Management. "Dabei ist es die Security, die die Wertschöpfung im Unternehmen sichert", kommentierte Ziegler.

(Source: MSM Research)

Wenig überraschend taucht auch der Fachkräftemangel in der Analyse auf. "Für die Realisierung und Durchsetzung eines robusten Securitykonzeptes unter Berücksichtigung der steigenden Komplexität der Cyber-Angriffe fehlen heute oft die Fachkräfte oder es mangelt am notwendigen Expertenwissen im Unternehmen", schreibt MSM Research. Externe Spezialisten seien ein alternativer Weg, die ICT im Unternehmen zu sichern.

(Source: MSM Research)

Die steigende Nutzung von Services externer Dienstleister beeinflusse die Ausgaben der Unternehmen und das Wachstum des Security-Marktes entscheidend. Inzwischen nehmen die Gelder, welche nach aussen hin zu Dienstleistern und Managed Security Service Provider (MSSP) fliessen, deutlich mehr zu als die Aufwände für den Eigenbetrieb. "Der Big Shift von intern zu extern ist auch im Security-Markt angekommen", lautet das Fazit des Marktforschers.

Laut dem Personalvermittler Hays sind Sicherheitsspezialisten derzeit so stark gefragt wie noch nie zuvor. Das liege aber nicht nur am Fachkräftemangel, sondern auch daran, dass die Arbeitgeber in alten Strukturen verharren. Derweil prognostiziert der Verband ICT-Berufsbildung Schweiz eine drastische Zuspitzung des Fachkräftemangels bis 2028. Um ihn abzuwenden, braucht unser Land vor allem eines: Mehr ICT-Lehrstellen.

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