Schweizer Start-up

KI hält Rubens' "Samson und Delilah" für eine Fälschung

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von Rodolphe Koller und Übersetzung: Silja Anders

Das Zürcher Start-up Art Recognition spezialisiert sich auf die Authentifizierung von Kunstwerken mithilfe künstlicher Intelligenz. Diese kam nun zu dem Schluss, dass Rubens' "Samson und Delilah" der National Gallery eine Fälschung ist.

(Source: Syndrome de Stendhal / Wikimedia Commons / <a href="https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.en">CC BY 4.0</a>)
(Source: Syndrome de Stendhal / Wikimedia Commons / CC BY 4.0)

Seit einigen Wochen ist in den Pavillons der EPFL eine Ausstellung zu sehen, die dazu einlädt, die Beziehung zwischen Kunstwerken und ihren digitalen Doppelgängern zu erkunden. In der Ausstellung findet sich das Gemälde The Next Rembrandt, das aus den Werken des niederländischen Künstlers entstanden ist. Aber wenn KI Repliken erstellen kann, kann sie auch helfen, echte Werke von Fälschungen zu unterscheiden. In diesem Bereich hat sich das Schweizer Start-up Art Recognition einen Namen gemacht.

Laut einem Artikel im Guardian hat das in Zürich ansässige Start-up das Gemälde "Samson und Delilah" von Rubens seinen Algorithmen unterzogen. Und ihr Urteil ist eindeutig: Es ist eine Fälschung. "Wir haben die Experimente wiederholt, um sicherzugehen, dass wir keinen Fehler gemacht haben, und das Ergebnis war immer dasselbe. Jede einzelne Parzelle, jedes einzelne Quadrat, erwies sich mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90 Prozent als Fälschung", erklärte Carina Popovici, CEO von Art Recognition, gegenüber dem Guardian. Dies ist ein Schlag für die National Gallery, die das Gemälde des flämischen Meisters 1980 für 2,5 Millionen Pfund erwarb, wohl wissend, dass sein Wert heute viel höher sein könnte.

Das Rubens zugeschriebene Gemälde, das als Meisterwerk gilt, zeigt Samson mit dem Kopf auf den Schenkeln seiner Geliebten Delilah, während ihre Komplizen ihm die Haare abschneiden, aus denen er seine Kraft schöpft. Art Recognition verglich das Werk mit 148 unangefochtenen Rubens-Gemälden. Die Algorithmen kamen zu dem Schluss, dass das Gemälde nicht von Rubens gemalt wurde, und zwar mit einer Wahrscheinlichkeit von 91,78 Prozent. Dies ist eine der höchsten Wahrscheinlichkeiten, die das Start-up-Unternehmen, das bereits mehrere hundert Gemälde mit seiner Technologie analysiert hat, je erreichte. Die Technologie basiert auf einem neuronalen Faltungsnetzwerk, das die Merkmale der Werke und insbesondere die Pinselstriche des Künstlers analysiert. Die KI ist also robust genug, um ein Kunstwerk trotz stilistischer Veränderungen im Laufe der Karriere eines Künstlers zu authentifizieren.

Die Ausstellung "Deep Fakes: Die Kunst und ihr Double" in den Pavillons der EPFL ist bis zum 6. Februar 2022 zu sehen.

Apropos KI: Einwandfrei funktioniert die Technologie auch nicht immer. Eine Facebook-KI verwechselt kürzlich schwarze Menschen mit Affen. Mehr dazu lesen Sie hier.

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