Armeeführung unter Druck

Informatikkosten: 100 Millionen Franken schweres Finanzloch in der Armee

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von Saray-Lien Keser und lha

Die IT-Kosten der Schweizer Armee überschreiten das Budget um 100 Millionen Franken. Zudem fehlen rund 300 Informatik-Fachleute. Die Politik sowie Kontrolleure sollen darüber nicht informiert worden sein.

(Source: Valerie Potapova / Fotolia.com)
(Source: Valerie Potapova / Fotolia.com)

Die Schweizer Armee blickt in ein tiefes Finanzloch. Zudem fehlen rund 300 Informatik-Fachleute, berichtet "Tagblatt.ch". Wie diese Differenz zustande kommt ist der Schweizer Politik sowie der Armee noch suspekt. Als Folge müsse die Armee nun externe Informatiker anheuern. Das IT-Budget, was sich für das Jahr 2021 auf 460 Millionen Franken beläuft, werde nun um 100 Millionen überschritten.

Als Massnahmen dagegen, nehme die Armee nun Einsparungen in Höhe von 40 Millionen Franken im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie vor. Dies bestätigt Armeesprecher Stefan Hofer, gegenüber dem "Tagblatt".

Wie genau und über welchen Zeitraum das 100-Millionen-Loch entstanden ist, ist noch nicht aufgedeckt. SVP-Ständerat Werner Salzmann (BE), SiK-Vize, macht seine Unwissenheit deutlich und teilt mit: "Für mich ist das neu. Was überhaupt nicht akzeptabel ist: Dass man uns nicht sagt, wenn sich Engpässe abzeichnen und Budgetverschiebungen vorgenommen werden. Die SiK müsste man informieren. Dafür haben wir ja ständig Gespräche mit Verantwortlichen."

"Die IT-Kosten stiegen schon in den Vorjahren an, nur konnte man das jeweils noch innerhalb der Führungsunterstützungsbasis (FUB) kompensieren. Jetzt aber nimmt es Ausmasse an, wo das nicht mehr möglich ist", sagt Armeesprecher Hofer laut "Tagblatt".

 

Probleme und Verantwortliche

Im Juli 2021 wies die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) auf enorme Probleme in der FUB hin. Die EFK stellte bei einer Prüfung des Flugfunk-Bodensystems 2020 fest, dass es dem Projekt an verbindlich zugesagten Ressourcen der FUB fehle.

Befremdlich sei, so die Kontrolleure, "dass die fehlenden finanziellen Mittel der FUB zur Beschaffung geplanter und dringender externer Ressourcen erst nach massiven negativen Auswirkungen auf einzelne Projekte beim Armeestab und der Armeeführung thematisiert werden".

Laut "Tagblatt" wird das Milliarden-Projekt "Fitania", welches das sichere Informations- und Kommunikationstechnik-Netzwerk der Armee bildet, als wesentlicher Treiber für die Mehrkosten genannt.

"Uns wurde aber immer versichert, dass alles im grünen Bereich und unter Kontrolle sei. Dieses grosse Ausmass an Kostenüberschreitung überrascht mich nun doch sehr, auch wenn man fairerweise hinzufügen muss, dass IT-Kosten in den meisten Unternehmen unberechenbar sind", kommentiert Nationalrätin Seiler Graf. "Wir brauchen jetzt in der SiK ganz sicher eine Auslegeordnung der Armeeführung und ich halte es auch für nötig, dass zumindest die Finanzdelegation der Räte diesen Fall untersucht", heisst es weiter.

Auch Ständerat Salzmann kündigt Prüfungen an, welche darüber entscheiden, ob es zu einer Untersuchung komme oder nicht. Armeechef Süssli, FUB-Vorgänger Divisionär Jean-Paul Theler sowie Cyber-Chef der Armee, Divisionär Alain Vuitel, letztes Jahr FUB-Chef, müssen wohl erklären, warum die Politik nicht früher über die kontinuierlich steigenden IT-Kosten informiert wurde, wie es heisst.

Im Verteidigungsbereich wird laut Hofer eine IT-Gesamtplanung eingeführt werden, welche die Früherkennung von Engpässen dieser Art ermöglicht, schreibt das "Tagblatt". Damit sollen auch bei künftigen Beschaffungen die Kosten berücksichtigt werden, die durch die Einbindung der neuen Systeme in die bestehende IT-Infrastruktur entstehen.

 

IT hat in der Armee eine grosse Bedeutung. So will diese nun auch Jugendliche für mehr Cybersecurity begeistern und das entsprechende Training dazu erweitern. Im Rahmen einer vordienstlichen Ausbildung wird das Fachwissen erweitert. Mehr Informationen erhalten Sie hier.

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