Um Kopfverletzungen vorzubeugen

Rugby-Spieler sollen künftig auf vernetzte Mundschutze beissen

Uhr
von Yannick Chavanne und Coen Kaat und ml

Wer Rugby spielt, geht oft mit dem Kopf durch die Abwehrwand. Um das reale Risiko von Gehirnerschütterungen - insbesondere von denen, die unbemerkt bleiben - zu verringern, führt der Weltverband smarte Mundschutze ein.

(Source: Olga Guryanova / Unsplash.com)
(Source: Olga Guryanova / Unsplash.com)

Noch bis zum 28. Oktober läuft in Frankreich der 10. Rugby World Cup. Von den insgesamt 20 Nationen sind weniger als die Hälfte noch im Rennen. Die verbleibenden Teams stehen sich derzeit in den Viertelfinals gegenüber - heute etwa spielen England gegen Fidschi und Gastgeber Frankreich gegen Südafrika.

Rugby ist ein sehr intensiver Sport; durch die Kollision mit den Kontrahenten erleiden Spieler und Spielerinnen schnell Kopfverletzungen und in üblen Fällen Gehirnerschütterungen, die in ganz üblen Fällen erst nach einem Spiel bemerkt werden. Um gesundheitliche Schäden zu vermeiden, setzt der Weltverband World Rugby auf neue Regeln (so wurde etwa die erlaubte Höhe der Tackles herabgesetzt) und auch auf Technologie.

Noch in diesem Monat plant der Verband, vernetzte Mundschutze einzuführen. Die Bluetooth-Geräte des Anbieters Prevent Biometrics übermitteln Daten zu übermässigen Stosseinwirkungen in Echtzeit an den Arzt, der bei einem Spiel anwesend ist. Ein patentierter Algorithmus berechnet die Stärke, den Ort, die Richtung und die Anzahl der Schläge, wie der Hersteller auf seiner Website angibt. Falschmeldungen sollen dabei herausgefiltert werden. 

Die von den Geräten übermittelten Daten werden in die Beurteilung von Kopfverletzungen während eines Spiels einbezogen. Auch Spieler bzw. Spielerinnen, die keine Symptome aufweisen, aber bei denen die Technologie einen zu heftigen Aufprall feststellt, müssen das Spielfeld verlassen, um sich untersuchen zu lassen. So sollen sonst unbemerkt bleibende Stösse erkannt werden, die eine Gehirnerschütterung verursachen könnten.

Ab Oktober auf dem Feld, ab Januar Pflicht

Den ersten Auftritt werden die smarten Mundschutze an der Elite Women’s Competition WXV haben. Ab 2024  werden alle professionellen Rugby-Spieler und -Spielerinnen verpflichtet sein, diesen Mundschutz zu tragen - auch beim Training. Das soll es den Trainern ermöglichen, Übungen, Tacklingtechniken und Trainingsbelastung besser anzupassen.

"Die Fortschritte in der intelligenten Mundschutztechnologie bedeuten, dass Spitzensportler besser als je zuvor betreut werden", sagt Dr. Eanna Falvey, Chief Medical Officer von World Rugby. "Wir holen den intelligenten Mundschutz aus dem Bereich der medizinischen Forschung heraus und bringen ihn in die Welt des alltäglichen Leistungsmanagements, um das Wohlergehen der Spieler und Spielerinnen weiterhin bestmöglich zu gewährleisten."

World Rugby werde nun zunächst 2 Millionen Euro investieren, um Verbände, Turniere und Vereine dabei zu unterstützen, die neue Technologie der intelligenten Mundschutze von Prevent Biometrics einzuführen. Die smarten Mundschutze seien nur ein Teil eines umfassenderen Pakets an Änderungen, das die unabhängige Arbeitsgruppe für Gehirnerschütterungen dem Welt-Rugby-Verband empfohlen habe. 

Das könnte Sie ebenfalls interessieren: Nicht nur für Rugby, sondern auch fürs Skifahren gibt es vernetzte Gadgets. Microsoft kündigte im September an, intelligente Rucksäcke für Ski-Fans lancieren zu wollen. Was diese können, lesen Sie hier.

Webcode
5vpepmho