Swiss Software Industry Survey

So nachhaltig ist die Schweizer Softwarebranche

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von René Jaun und yzu

Schweizer Softwareunternehmen erwarten dieses Jahr ein Umsatzplus von 10 Prozent. Gleichzeitig nimmt der Druck auf die Marge zu, wie der Swiss Software Industry Survey zeigt. Die Umfrage zeigt auch, dass etwa jedes dritte Unternehmen Nachhaltigkeit als strategische Priorität behandelt.

(Source: Noah Buscher / Unsplash)
(Source: Noah Buscher / Unsplash)

Schweizer Softwareunternehmen blicken positiv in die Zukunft. Dies geht aus dem neuesten Swiss Software Industry Survey (SSIS) hervor. Demnach erwarten hiesige Softwareunternehmen im Jahr 2023 einen steigenden Umsatz um 10 Prozent. Im Jahr 2024 sollen es gar 10,2 Prozent sein.

Realistischerweise dürfte das Umsatzplus etwas geringer ausfallen, merkten die Studienautoren anlässlich der Präsentation der Ergebnisse an. Sie rechnen mit einer Steigerung von 7 Prozent im Jahr 2023 und mit einem Plus von 4 Prozent im Jahr 2024.

(Source: Swiss Software Industry Survey 2023)

Derweil nimmt der Druck auf die Marge zu, wie der Mitteilung zum SSIS 2023 zu entnehmen ist. Anders als in den vergangenen Jahren liege diese erstmals wieder unter zehn Prozent (8,8 Prozent). Die EBITDA-Marge beträgt für den gleichen Zeitraum 9.9 Prozent (-1.4 Prozent). Die grössten Unterschiede verzeichnen die Technologie- und Service-Provider. Die Fluktuationsrate bei den Mitarbeitenden in der Branche bleibt mit durchschnittlich 10,4 Prozent relativ stabil und liegt mit 0.4 Prozentpunkte tiefer als im Vorjahr.

Abrechnungsmodelle auf dem Vormarsch

Das wichtigste Abrechnungsmodell für Hersteller von Standardsoftware ist die Abrechnung nach Verbrauch. Dies sei angesichts der zunehmenden Bedeutung von cloud-basierten Servicelösungen keine Überraschung, merken die Studienautoren an. Trendsetter sind die grossen Softwareanbieter, welche As-a-Service-Modelle bereits seit längerer Zeit forcieren.

Exportgeschäfte nehmen leicht zu

Im Vergleich zu 2021 ist der Anteil der im Ausland erzielten Umsätze von 6,1 Prozent auf 7 Prozent gestiegen. Der internationale Anteil des Gesamtumsatzes bleibt jedoch tief. Wie in den Vorjahren ist Deutschland der wichtigste Exportmarkt.

Im Inland hat die öffentliche Hand nach wie vor die höchste Bedeutung. So erwirtschaftete die Schweizer Softwareindustrie im Jahr 2022 22,5 Prozent ihres Umsatzes mit Aufträgen der öffentlichen Hand. Für die Individualsoftwarehersteller ist diese sogar die grösste Abnehmerin mit 28.1 Prozent.

Luft nach oben hinsichtlich Nachhaltigkeit

Nachdem der SSIS 2022 einen Schwerpunkt auf das Thema Fachkräftemangel legte, stand in der aktuellen Umfrage die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. In der Mitteilung sprechen die Studienautoren von einem "langen Weg bis zur Nachhaltigkeit". Etwa nur ein Drittel der Schweizer Softwareunternehmen behandelt laut der Umfrage Nachhaltigkeit als strategische Priorität. Dies äussere sich in der Unterstützung nachhaltiger Projekte und der Einbettung von Nachhaltigkeitsaspekten in die Geschäftsstrategie.

Dreiviertel der Softwareunternehmen entwickeln ausserdem technische Lösungen, die sowohl langfristig nutzbar als auch flexibel und erweiterbar sind: Wiederverwendung von Code, kontinuierliche Tests sowie Standardisierung von Tools sind gängige Praktiken. Weitaus weniger populär sind Praktiken, um die Energienutzung zu optimieren. Und das Thema Barrierefreiheit kontrolliere lediglich eines von fünf Unternehmen, wie die Autoren ausführten.

Dennoch haben nur wenige Unternehmen klare Ziele und Messmethoden für Nachhaltigkeit definiert, was Raum für Verbesserungen bietet. Demgegenüber investiere etwa die Hardwareindustrie viel Aufwand in die Dokumentation und das Reporting von Nachhaltigkeit, stellt der Branchenverband Swico fest, der sich an der Studie beteiligt.

Wenig Druck durch Vorschriften

Der Haupttreiber zur Einführung von Nachhaltigkeitsmassnahmen in der Schweizer Softwareindustrie gehe einzig von den Kunden aus, heisst es weiter. Immer mehr Auftraggeber verlangen Nachhaltigkeitszertifikate, ohne diese keine Aufträge vergeben werden. Regulierungsbehörden, Exportmärkte und andere Organisationen haben hingegen nur begrenzten oder keinen spürbaren Einfluss auf die Nachhaltigkeit Schweizer Softwareunternehmen. Von dieser Seite erfolgt (noch) kein Druck.

(Source: Swiss Software Industry Survey 2023)

Der SSIS liefert bereits zum 9. Mal Kennzahlen, Trends und Thesen zur hiesigen Softwareindustrie. Die von der Universität Bern, Sieber&Partners und dem Branchenverband Swico getragene Studie basiert auf einer Umfrage, die dieses Jahr 330 Unternehmen aus 20 Kantonen beantworteten.

Der globale IT-Markt könnte 2024 ein zweistelliges Wachstum verzeichnen. Gartner geht davon aus, dass viele der für 2023 geplanten Investitionen im nächsten Jahr realisiert werden. Das Softwaresegment dürfte besonders dynamisch sein, angetrieben von Ausgaben für Cloud und Cybersicherheit, wie Sie hier lesen können.

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