KI-gestützte Sesselbahnen erhalten Zulassung in der Schweiz
Das ETH-Spin-off Mantis testet seit zwei Jahren autonome Sesselbahnen. Diese erhielten nun die Bewilligung für den kommerziellen Einsatz in Österreich und der Schweiz. Betreiber erhoffen sich dadurch Kosten- und Personalersparnisse. Ganz ohne Liftpersonal kommen die KI-Sesselbahnen aber (noch) nicht aus.
Sie sind die unbesungenen Helden des Wintersports: die Liftmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Während wir zwischen den Abfahrten entspannt auf der Sesselbahn hocken und durchschnaufen, achten Sie darauf, dass alles reibungslos abläuft. Kommt beim Ein- oder Ausstieg jemand zu Sturz, müssen sie blitzschnell reagieren und die Bahn abstellen, um Schlimmeres zu verhindern. Doch auch das Liftpersonal ist vom Fachkräftemangel betroffen - daher gibt es nun Unterstützung durch künstliche Intelligenz.
Das ETH-Spin-off Mantis Ropeway Technologies testete in den vergangenen zwei Jahren den Einsatz autonomer Sesselbahnen auf KI-Basis. Zum Start der aktuellen Saison wurde der Einsatz der Technologie nun durch das Bundesamt für Verkehr (BAV) sowie das österreichische Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) bewilligt, wie das Start-up mitteilt.
Daten aus zwei Saisons
In den Skisaisons 2021/22 und 2022/23 betrieb Mantis seine KI-Sesselbahnen testweise in Wildhaus, St. Gallen sowie im Skigebiet Silvretta-Montafon in Vorarlberg, wie es weiter heisst. Dabei habe das Unternehmen wichtige Tests durchgeführt und Daten sammeln können, um den Algorithmus zu optimieren und das Bewilligungsverfahren vorzubereiten. "Mit diesen Bewilligungen haben wir unsere Testphase abgeschlossen", sagt Carl Biagosch, einer der vier Mantis-Mitgründer. "Nun freuen wir uns, unsere Lösung in der Schweiz und Österreich aktiv zu vermarkten."
Mantis arbeitete für sein Projekt eng mit dem Seilbahnhersteller Doppelmayr/Garaventa zusammen. Ziel sei es, die Produktgruppe "AURO" (Autonomous Ropeway Operation) des Herstellers auszubauen. Doppelmayr/Garaventa betreibt in Zermatt bereits seit 2020 eine autonome Gondelbahn unter dieser Marke. Eine vergleichbare Lösung für Sesselbahnen habe es bis dato aber nicht gegeben, erklärt Mantis.
Mit KI gegen den Fachkräftemangel
Mit der autonomen Sesselbahn wolle man eben auch dem Fachkräftemangel in der Branche entgegenwirken, heisst es weiter. Die Lösung übernehme die Steuerung der Bergstation. Das System ist mit Kameras ausgestattet und kann die Bahn bei Bedarf verlangsamen oder im Notfall auch stoppen, wie Christian Limburg, Business Development Director bei Mantis Railway Technologies, auf Anfrage erklärt. Nur den Neustart des Liftbetriebs könne die Lösung nicht selbst durchführen. Dafür brauche es noch Personal an der Talstation. Mantis arbeite aber daran, dass die Bahnen in Zukunft vollständig autonom funktionieren, sagt Limburg.
Nachdem die Testphase nun abgeschlossen ist, konzentriert sich Mantis auf die Vermarktung des Systems in der DACH-Region. Die Ingenieure des Start-ups warten weiterhin auf Bewilligungen für den Betrieb in weiteren europäischen Ländern, wie es heisst. Indes arbeite man intern weiter an Produktverbesserungen. "Aktuell arbeiten wir daran, unsere Lösung für möglichst viele Sesselbahn-Typen nutzbar zu machen", erklärt Mitgründer Carl Biagosch.
Übrigens: Die ETH Zürich soll mit einer Millionen-Spende der Stiftung von Lidl-Gründer Dieter Schwarz in den nächsten Jahren 20 neue Professuren schaffen. Der Schwerpunkt liegt auf der digitalen Transformation, vor allem auf künstlicher Intelligenz.