Nicolas Mayencourt im Interview

Was die Swiss Cyber Security Days für die Zukunft planen

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von Coen Kaat und tme

Die Swiss Cyber Security Days haben 2024 ihre Premiere in Bern gefeiert. Programmdirektor und Dreamlab-CEO Nicolas Mayencourt blickt zurück auf die fünfte Ausgabe des Events und sagt, was die Veranstalter für die Zukunft planen.

Nicolas Mayencourt, SCSD-Programmdirektor und CEO von Dreamlab Technologies. (Source: zVg)
Nicolas Mayencourt, SCSD-Programmdirektor und CEO von Dreamlab Technologies. (Source: zVg)

Die Swiss Cyber Security Days (SCSD) haben sich 2024 - nach einer kurzen Pause im vergangenen Jahr - mit einer neuen Location zurückgemeldet. Das Konferenzprogramm bot zahlreiche Highlights: ein Cyber-Lagebild der Schweiz, eine Liveschaltung in die Ukraine und einen Blick in den Weltraum. Mehr zum Konferenzprogramm lesen Sie hier in der Zusammenfassung.

Entsprechend stolz zeigte sich Programmdirektor Nicolas Mayencourt. "Wir hatten nationale und internationale Koryphäen auf der Bühne", sagte er im Gespräch. "Man könnte schon fast sagen, dass sich hier Legenden getroffen haben!"

"Eine wunderbare neue Partnerin"

In diesem Jahr fanden die SCSD zwar zum fünften Mal statt. Aufgrund des neuen Veranstaltungsorts und weil es hinter den Kulissen ebenfalls zu einem Wechsel kam, fühlte es sich für den Mitgründer und CEO von Dreamlab Technologies irgendwie dennoch wie eine Premiere an. "Fünf Minuten nach der Eröffnung war ich noch immer sehr nervös und fragte mich, ob auch wirklich alles funktionieren würde", sagte Mayencourt. Das Gefühl sei aber schnell abgeflacht, als er sah, wie voll die Vortragssäle und der Messebereich gewesen seien. 

Mit der Bernexpo hätten die SCSD "eine wunderbare Partnerin" gefunden. "Ich denke, es ist richtig und wichtig, dass die SCSD in Bern stattfinden", sagte er. Einerseits profitiert die Veranstaltung so von der Nähe zum Bund und den bundesnahen Betrieben. Andererseits will Mayencourt die Messe auch stärker internationalisieren und hier hilft es, dass alle Botschaften in Bern stehen.   

In 2024 hatte der Event erstmals Landesvertretungen im Messebereich: eine von Portugal und eine von Taiwan. "Wir haben zudem gutes Feedback von weiteren Ländern erhalten, die nächstes Jahr ebenfalls teilnehmen möchten", sagte Mayencourt. "Die SCSD sollen zu einem Pflichtevent in der Cybersecurity-Branche werden - auch international." So soll Bern zum "Cyber Capital of Switzerland" werden, erklärte er.

SCSD planen etwas Grosses

Die Internationalisierung voranzutreiben ist nur ein Teil seiner Pläne für die SCSD. "Ich kann bereits ein wenig, aber noch nicht alles aus dem Nähkästchen plaudern", sagte Mayencourt mit einem Lächeln. "Wir planen etwas komplett Neues, aber das will ich an dieser Stelle nicht spoilern." Es soll sich aber um etwas handeln, das es so in der Schweiz noch nicht gibt. "Das wird schweizweit - und vielleicht sogar europaweit - einen Impact haben!", versprach er. 

Nick Mayencourt (rechts) und Mark Peter präsentieren das Cyber-Lagebild der Schweiz 2024. (Source: Netzmedien)

Nick Mayencourt (rechts) und Marc K. Peter präsentieren an den SCSD 2024 das Cyber-Lagebild der Schweiz 2024. Mehr dazu lesen Sie hier. (Source: Netzmedien)

Was Mayencourt aber bereits verraten kann, ist, dass die SCSD aktiver mit der Community arbeiten wollen. "Das wird dazu führen, dass wir auch nicht-öffentliche Formate lancieren werden." Laut dem Programmdirektor sind derzeit auch kleinere Fokusevents in Planung. Diese sollen vielleicht 3 Stunden dauern und sich jeweils einem bestimmten Thema für eine spezifische Zielgruppe widmen. 

Die 2021 eingeführte Onlineplattform "SCSD365" soll ebenfalls wiederaufleben. "Wir waren so halbglücklich mit dieser Plattform", sagte Mayencourt. "Die Plattform hat funktioniert. Aber die darunter liegende Engine war einfach ein zu starres, kommerzielles Produkt und dementsprechend einengend."

"Wir wollen mit den SCSD keine rein technische Veranstaltung oder 'bloss' eine Verkaufsmesse veranstalten", sagte Mayencourt. Stattdessen wolle er eine Brücke zwischen Cybersecurity und der Gesellschaft schlagen. "Es war schon immer meine Vision, dass wir mit den SCSD einen Beitrag zur Gesellschaft leisten." 

Kaffee und Popcorn

Ausser spezifischen Angeboten wie bspw. Workshops für KMUs und für Verwaltungen, sei dafür vor allem der Austausch zwischen den Teilnehmenden wichtig. Entsprechend habe es ihn am meisten gefreut, dass die Teilnehmenden sich in diesem Jahr rege ausgetauscht haben. "Die Referenten sprachen mit den anderen Referenten, aber auch mit den Ausstellern und dem Publikum. Alle sprachen mit allen", sagte er. "Genau darum geht es mir bei den SCSD! Wir wollen einen Impact auf die Bevölkerung haben und das Thema Cybersecurity in der Gesellschaft vorantreiben."

Bis zur nächsten Messe gäbe es nur "hie und da ein paar kleinere Sachen" an denen man arbeiten müsse. "Es geht aber wirklich mehr darum, gewisse Dinge zu optimieren, als etwas wirklich grundsätzlich zu ändern", sagte er. "Das klingt vielleicht doof - aber es ist nun mal einfach wichtig, eine gute Kaffeemaschine und leckeres Popcorn an so einem Event zu haben." In dem Bereich wolle Mayencourt nächstes Jahr mehr machen. Ferner wolle der Organisator künftig auch mehr Inhalte für ein jüngeres Publikum liefern. "Und wir werden auch ein wenig Gamification in den Messebereich bringen", sagte Mayencourt. 

Der Messeteil der SCSD war gemäss Mayencourt ebenfalls ein Erfolg. "Ich lief an den Ständen vorbei und sprach mit den Ausstellern", sagte Mayencourt. "Ich erhielt eigentlich durchs Band nur positives Feedback, als ich um die ehrliche und direkte Meinung der Aussteller bat - auch wenn es schmerzhaft sein sollte." 

Mehr zu den Meinungen der Aussteller - was ihnen gefiel und was ihnen nicht gefiel - lesen Sie hier

Ein Wechsel hinter den Kulissen

Ein Name, der seit Anfang an mit den SCSD in Verbindung steht, fehlte in diesem Jahr: Béat Kunz ist nicht mehr beteiligt. "Wir hatten die SCSD 2019 gemeinsam ins Leben gerufen", sagte Mayencourt. "Wir waren ein Team; wir haben voneinander gelernt, und so auch realisiert, dass wir uns in andere Richtungen weiterentwickeln wollen." 

Aufgrund aufkommender strategischer Differenzen habe man sich entschieden, getrennte Wege zu gehen. Die Firma Cyber Resilience, die für die Organisation der SCSD gegründet wurde und an der Dreamlab auch beteiligt war, wurde aufgelöst. "Es war mir ein wichtiges Anliegen, dass wir die Firma sauber und ordnungsgemäss zu einem Ende bringen", sagte Mayencourt. Dass bedeute beispielsweise, dass alle Rechnungen bezahlt wurden und keine offenen Geschäfte zurückbleiben. Cyber Resilience zu liquidieren, sei ein gemeinsamer Entscheid gewesen, da es die Firma in der neuen Konstellation nicht mehr brauche. 

Dieser Wechsel in der Organisation - und auch der Wechsel bei der Location - sind auf eine gewisse Weise auch der Grund, weshalb die SCSD 2023 nicht stattfanden. "Eigentlich hätten wir die SCSD rein technisch durchführen können", sagte Mayencourt. Die ganzen Markenrechte und Assets waren zu dem Zeitpunkt bereits aufgekauft und aus der Firma herausgelöst. "Aber wir dachten, dass es schneller gehen würde, ales neu aufzusetzen, die Organisation umzustrukturieren und die Teams zusammen zu bringen. Aber wir hatten uns einfach etwas zu viel vorgenommen. Was wir in der Zeit hätten umsetzen können, hätte unseren Qualitätsansprüchen nicht genügt."

Aus diesem Grund habe man gemeinsam mit der Bernexpo vergangenen Sommer entschieden, die Messe erneut zu verschieben (mehr dazu lesen Sie hier). "Während des Lockdowns wollten wir ein Zeichen setzen und führten eine rein virtuelle Veranstaltung durch. 2023 haben wir ein Zeichen in die andere Richtung gesetzt und zeigten damit, dass wir uns für einen qualitativ hochwertigen Event einsetzen."

"Nun, ein halbes Jahr später, zeigt sich, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben", sagte Mayencourt. "Und ehrlich gesagt, finde ich den ich den Jahresbeginn eh besser für die SCSD als den Herbst." Der sei ohnehin schon voll mit der Cyberweek und anderen Security-Events. Die nächste Ausgabe der SCSD finden am 18. und 19. Februar wieder in der Bernexpo statt. 

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