Nach Kritik von Websitebetreibern

Update: Google spielt Traffic-Rückgang durch KI-Übersichten herunter

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von René Jaun und dda, jor

Die KI-generierten Zusammenfassungen, mit denen Google neuerdings Suchanfragen beantwortet, sorgen für Unmut bei den Betreibern von Websites. Sie befürchten weniger Traffic und damit auch weniger Umsatz. Google kontert, die KI-Zusammenfassung könne dem Traffic sogar nützen.

(Source: Shutter Speed / unsplash.com)
(Source: Shutter Speed / unsplash.com)

Update vom 7.8.2025: Google teilt die Bedenken der Websitebetreiber zu den neuen KI-generierten Zusammenfassungen in der Websuche offenbar nicht. In einem Blogbeitrag kontert das Unternehmen die Kritik, das neue Feature führe zu einem drastischen Rückgang an Zugriffen auf normale Websites: Insgesamt, so das Unternehmen, sei das gesamte organische Klickvolumen von der Google-Suche zu Websites im Vergleich zum Vorjahr relativ stabil geblieben. Zudem habe sich die "durchschnittliche Klickqualität" verbessert – man verzeichne einen Zugang von "hochwertigen Klicks" auf Websites.

Unter "hochwertigen Klicks" versteht Google laut dem Blogbeitrag jene Klicks, nach denen ein User länger auf der angeklickten Website bleibt. "Die Leute klicken, um tiefer einzutauchen und mehr zu erfahren, und wenn sie das tun, sind diese Klicks wertvoller", schreibt der Konzern.

Zudem stelle man fest, dass die Suche seit der Einführung der KI-Zusammenfassungen anders genutzt werde: "Die Menschen suchen mehr und stellen neue Fragen, die oft länger und komplexer sind. Zudem sehen sie in den KI-Übersichten mehr Links auf der Seite als zuvor", und damit erhielten Websites mehr Sichtbarkeit und mehr Chancen, angeklickt zu werden.

Google räumt aber dennoch ein paar Fälle ein, in denen User tatsächlich keine Website mehr anklicken: Dies geschehe etwa dann, wenn jemand eine schnelle Antwort auf eine einfache Frage sucht, etwa das Datum der nächsten Vollmondnacht. "Dies gilt auch für andere von uns hinzugefügte Antwortfunktionen wie den Knowledge Graph oder Sportergebnisse", ergänzt Google.

Dass die Besucherzahlen auf bestimmten Websites zurückgingen, könnte laut dem Unternehmen auch mit neuen Trends in der Webnutzung zu tun haben: Aufwind erlebten etwa Foren, Videos, Podcasts und Berichten – "mit authentischen Stimmen und Perspektiven aus erster Hand", wie Google beschreibt. Mehr Klickchancen haben demnach auch ausführliche Rezensionen, originelle Beiträge, einzigartige Perspektiven oder durchdachte Analysen aus erster Hand. Wer auf diese Trends reagiere und entsprechende Inhalte bereitstelle, könne auch mit einem Zuwachs an Klicks rechnen, findet das Unternehmen.

Tatsächlich klicken Google-Nutzer seit der Einführung dieser KI-Zusammenfassungen deutlich seltener auf Links: Bei Google-Suchen mit KI-Übersicht liegt die Klickrate auf klassische Links nur noch bei 8 Prozent – fast halb so viel wie bei Suchanfragen ohne diese Funktion, wie eine im Juli 2025 publizierte Studie des Pew Research Centers zeigt. Für die Studie analysierte das Pew Research Center das Surfverhalten von rund 900 US-Amerikanern, deren knapp 69'000 Google-Suchanfragen zeigten, wie stark sich die Einführung von KI-Übersichten auf das Klickverhalten auswirkt.

 

Update vom 10.04.2025:

Googles KI-Suche schlägt auf den Web-Traffic

Während mehrerer Jahrzehnte funktionierten Web-Suchmaschinen nach einem bekannten Grundprinzip: Sie präsentierten eine Reihe von Websites, die zu den gesuchten Begriffen passten. Auf diesen wiederum schaute sich der User selber nach der gesuchten Information um. Doch mit dem Aufstieg der künstlichen Intelligenz ändert sich dies. Deutlich wird dies spätestens jetzt, wo die seit Jahren populärste Suchmaschine Google die Funktion "KI Suche" ausrollt. Das neue Prinzip: Anstatt dem User eine Liste mit möglichen Resultaten zu präsentieren, grast die KI die Seiten selber ab und generiert einen Antworttext. Die entsprechenden Quellen führt Google zwar auf, doch nicht selten dürfte die KI-Antwort dem User bereits genügen, sodass er sich den Besuch der Quellenseite erspart.

Drastischer Rückgang

Entsprechende Befürchtungen waren schon länger zu vernehmen, jedoch erst als hypothetisches Szenario. Doch mit dem Ausrollen von Googles KI-Suche zeigt sich, dass es sich dabei um mehr handelt als eine Theorie. Insbesondere kleine, unabhängige Website-Betreiber beklagen stark sinkende Zugriffszahlen. Dies berichtet "T3n", welches sich auf einen Paywall-Artikel von "Bloomberg" bezieht. Im Bericht kommen Familienbetriebe zu Wort, die 70 Prozent und mehr ihres Web-Traffics verloren. Nicht selten geht dieser Verlust auch mit einem Rückgang an Einnahmen einher, so zu sehen etwa beim Betreiber eines Portals für Outdoor- und Bergtouren. Damit, erklärt er im Bericht, habe er 2023 noch 250'000 US-Dollar Umsatz erzielt, während er inzwischen Sozialhilfe beziehe. "Bloomberg" nennt sogar einen Reiseblog, der seinen Betrieb ganz einstellen musste, nachdem seine Einnahmen binnen eines Jahres um 90 Prozent gefallen waren.

Doppelt schmerzlich sind diese Verluste darum, weil die KI-Modelle von Google und Co. unter anderem auf die Inhalte dieser geschädigten Websitebetreiber zurückgreifen. "T3n" merkt an, dass sich Google im Herbst 2024 mit ein paar Websitebetreibern zum Austausch getroffen habe. Das Unternehmen habe sich zwar entschuldigt, die Inhalte gelobt, aber keine Lösung präsentiert, fasst "T3n" die Reaktionen der Teilnehmenden zusammen.

 

Wie lange übrigens Google die populärste Suchmaschine bleibt, ist fraglich, denn bei den jungen Web-Usern zeigt sich eine neue Entwicklung. 41 Prozent der zur Gen Z gehörenden Schweizerinnen und Schweizer bevorzugen bereits heute ChatGPT für ihre Recherchen, wie Sie hier lesen können.

 

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