Jetzt kann ChatGPT für Einkäufe bezahlen – zumindest in den USA
Wer ChatGPT in den USA nutzt, kann damit nicht nur online nach Produkten suchen, sondern diese neu auch gleich kaufen. Möglich macht dies das Agentic Commerce Protocol, das OpenAI mit seinen Partnern entwickelt. Auch Google und Coinbase tüfteln an KI-freundlichen Bezahlprotokollen.

OpenAI schreibt das nächste Kapitel in der Geschichte vom KI-Agenten. Das US-Unternehmen lanciert nämlich die Funktion "Instant Checkout". Damit lassen sich von ChatGPT gefundene Produkte auch gleich innerhalb der Chat-Oberfläche bezahlen.
Der Wermutstropfen für User aus der Schweiz soll hier gleich erwähnt sein: "Instant Checkout" ist vorerst nur für ChatGPT-User in den USA verfügbar - dort dafür für alle, also nicht nur für zahlende Kunden, wie OpenAI mitteilt.
Verkäufer bezahlen Gebühren
Für künftige Käufer bedeutet die neue Funktion: "Mit nur wenigen Klicks gelangen Sie vom Chat zur Kasse", wie OpenAI schreibt. Für Verkäufer schaffe das Feature "eine neue Möglichkeit, Hunderte Millionen Menschen zu erreichen und gleichzeitig die volle Kontrolle über ihre Zahlungen, Systeme und Kundenbeziehungen zu behalten".
Im Blog beschreibt OpenAI, wie so ein ChatGPT-Kauf abläuft: "Wenn jemand eine Frage zum Einkaufen stellt – wie etwa "die besten Laufschuhe unter 100 Dollar" oder "Geschenke für einen Keramikliebhaber" – zeigt ChatGPT relevante Produkte aus dem Internet an. Wenn ein Produkt "Instant Checkout" unterstützt, können Nutzer und Nutzerinnen "Kaufen" eintippen, ihre Bestellung, Versand- und Zahlungsdetails bestätigen und den Kauf abschliessen, ohne den Chat jemals verlassen zu müssen. Bestehende ChatGPT-Abonnenten können mit ihrer hinterlegten Karte oder anderen Karten und Express-Zahlungsoptionen bezahlen.
OpenAI merkt an, dass Bestellungen, Zahlungen und die Abwicklung vom Händler über seine bestehenden Systeme abgewickelt werden. "ChatGPT fungiert lediglich als KI-Agent der Nutzerinnen und Nutzer und leitet Informationen sicher zwischen User und Händler weiter, genau wie es ein digitaler Personal Shopper tun würde." Und zur Sicherheit der Einkaufenden müssen sie jeden Schritt der KI explizit bestätigen, haben also somit stets die Kontrolle über das, was passiert.
Die von ChatGPT generierten Produktergebnisse seien organisch und nicht gesponsert und würden ausschliesslich nach ihrer Relevanz sortiert, schreibt OpenAI weiter. Auch würden "Instant Checkout"-Produkte in den Ergebnissen nicht bevorzugt. Diesen Faktor berücksichtige ChatGPT nur bei der Rangfolge mehrerer Händler, die das gleiche Produkt anbieten. Weitere von ChatGPT in diesem Fall berücksichtigte Faktoren sind "Verfügbarkeit, Preis, Qualität und ob ein Händler der Hauptverkäufer ist".
Für Käufer und Käuferinnen soll "Instant Checkout" kostenlos sein. Händlern jedoch berechnet OpenAI "eine geringe Gebühr für abgeschlossene Verkäufe".
Noch ein Bezahl-Protokoll für KI-Agenten
Die Funktion "Instant Checkout" ermöglicht OpenAI mittels "Agentic Commerce Protocol" (ACP). Das KI-Unternehmen entwickelt dieses Protokoll gemeinsam mit dem Bezahldienstleister Stripe und Partnern aus dem Handel. OpenAI beschreibt es als Sprache, mit der KI-Agenten und Unternehmen zusammenarbeiten können, um einen Kauf für einen Benutzer abzuschliessen. Die Spezifikationen zum Protokoll haben OpenAI und seine Partner inzwischen als Open Source veröffentlicht – in der Hoffnung, dass viele Händler eine entsprechende Schnittstelle integrieren.
Das von den ChatGPT-Machern eingesetzte Protokoll ist nicht das einzige seiner Art. Google zum Beispiel entwickelt mit seinen Partnern, darunter Mastercard, Paypal und Revolut, das Agent Payments Protocol (AP2). Ziel sei es, KI‑Agenten zu befähigen, Zahlungen sicher, interoperabel und konform mit den geltenden Praktiken im Zahlungsökosystem zu tätigen, sagen die Entwickler.
Im Vergleich zu ACP verfolge AP2 einen komplementären Ansatz, erklärt das Unternehmen Orium den Unterschied. Es lege seinen Fokus auf die Autorisierungs- und Rückverfolgbarkeitsebene von agentenbasierten Zahlungen. AP2 definiere, wie Agenten, Nutzer und Zahlungsanbieter Vertrauen und Zustimmung kommunizieren. ACP dagegen ermögliche einem Unternehmen, zu definieren, wie ein KI-Agent einen Kauf über die bestehende Handels- und Zahlungsinfrastruktur des Händlers initiieren kann. Ausserdem stellt Orium verschiedene Reifegrade fest: Wie erwähnt, setzt OpenAI sein ACP schon ein. Dagegen befinde sich Googles AP2 noch in der "Early Adoption"-Phase.
Ein drittes Protokoll im Bunde
In seinem Vergleich erwähnt Orium übrigens noch ein drittes Protokoll. Es heisst x402 und wird von Coinbase getragen. Orium spricht in dem Zusammenhang auch vom "Payment Revival", weil Coinbase versucht, ein älteres Konzept wiederzubeleben. Die Idee dabei ist, dass Webserver mittels des Status-Codes 402 einem Client (also etwa dem KI-Agenten) zu verstehen geben, dass eine Zahlung fällig sei. Mit dem Statuscode würde der Webserver die zur Abwicklung nötigen Informationen mitschicken. Sobald der Client die Zahlung getätigt hat, liefert der Webserver den angeforderten Inhalt aus.
"Das Design ist minimalistisch, kettenunabhängig und eignet sich besonders für Mikrotransaktionen und Pay-per-Use-APIs", schreibt Orium. Selbst Zahlungen ohne User-Registrierung wären damit möglich.
Protokolle für verschiedene Ebenen
Somit konkurrieren die drei Ansätze nicht direkt miteinander, wie Orium schreibt. Vielmehr adressierten sie verschiedene Ebenen (Layers) in einem neu entstehenden agentenbasierten Commerce-Stack.
"ACP konzentriert sich auf die Checkout- und Händlerintegrationsschicht. AP2 definiert das Vertrauens- und Autorisierungsmodell, das Transaktionen über Ökosysteme hinweg unterstützen könnte. x402 arbeitet auf der Ausführungsebene und ermöglicht sofortige, programmierbare Zahlungen für Daten und APIs", fasst Orium die drei Ansätze zusammen.
Den Schweizer Onlinehandel kennt Malte Polzin aus langjähriger Erfahrung, unter anderem als ehemaliger CEO von Brack.ch. Im Interview spricht er darüber, was KI-Agenten für den E-Commerce bedeuten, wie sich Händler darauf vorbereiten können – und inwiefern das Agentic Web die E-Commerce-Plattformen überflüssig macht.

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