AWS verabschiedet sich mit einem Knall von alten Servern

In Las Vegas hat die "Re:invent 25" begonnen - die diesjährige Hausmesse von Amazon Web Services (AWS). Der US-amerikanische Hyperscaler präsentiert im Laufe der Konferenz eine Vielzahl an Neuheiten. Im Mittelpunkt der diesjährigen Ausgabe stehe agentische künstliche Intelligenz (KI), teilt AWS in der Vorschau mit.

Die Messe startete mit einem wortwörtlichen Knall: In einer speziellen Performance für ausgewählte Gäste liess AWS einen Container mit der Aufschrift "Tech Dept" - mutmasslich gefüllt mit alten Servern - von einem Kran fallen, kleine Explosion inklusive. Die Message der Show: Es ist Zeit, sich von alter Technologie zu lösen. Oder in einem Wort: "Transform".

Kleine Showeinlage zum Auftakt der diesjährigen Hausmesse - die Botschaft: Zeit, sich von technologischen Altlasten zu befreien. (Source: zVg)

Dieser Abschied von Altsystemen soll laut AWS heutzutage deutlich einfacher sein als noch vor einigen Jahren - KI sei Dank. Unter dem Namen "AWS Transform" bietet der Hyperscaler eine extra für solche Migrationen konzipierte Lösung an. Die ersten Versionen von "Transform", die AWS im Laufe dieses Jahres veröffentlichte, waren für spezifische Architekturen, etwa Mainframe oder VMware, konzipiert.

Mit dem heute vorgestellten Upgrade fällt diese Beschränkung. "AWS Transform Custom" ermögliche "schnelle, gross angelegte Modernisierungen für alle Legacy-Systeme in jeder Software, jedem Code, jeder Bibliothek und jedem Framework", teilt AWS mit. Die Modernisierung einer Windows-Umgebung sei mit dem Service um bis zu 5 mal effizienter und Kunden könnten im Schnitt bis zu 70 Prozent an Wartungs- und Lizenzkosten einsparen.

Mit den neuen "AWS Transform"-Fähigkeiten - wenig überraschend basierend auf agentischer KI - liessen sich sogar unternehmensinterne Programmiersprachen und Frameworks schneller modernisieren. Besonders gut arbeite "Transform" im grossen Massstab, denn die Lösung sei lernfähig und verbessere ihre Arbeit basierend auf dem erhaltenen Feedback, schreibt AWS weiter.

Die früher dieses Jahr veröffentlichten Versionen von "Transform" sind weiterhin verfügbar. In der Mitteilung erwähnt AWS auch dafür ein paar Neuerungen. So fügt das Unternehmen "AWS Transform for Mainframe" drei neue Agenten hinzu. Diese helfen etwa bei der Erstellung von Aktivitätsanalysen, um Modernisierungs- und Ausmusterungsentscheidungen zu unterstützen, sowie bei der Erstellung von Blueprints für die Neugestaltung von Legacy-Code in klare Geschäftsfunktionen, Fähigkeiten, Abläufe und Datennutzung.

Zu den Neuerungen in "Transform for VMware" gehört ein On-Prem-"Discovery Tool" für Sicherheitsprüfungen. Auch neu ist ein "Migration Planning Agent", der aus unstrukturierten Daten (von Dokumenten über Chats bis zu Unternehmensregeln) Kontextinformationen ableitet.

Wolkenverbindungen, KI-Kundensupport und Hausmesse im Game

In einer weiteren Mitteilung stellt AWS ein Upgrade von "AWS Interconnect – Multicloud" vor, einem Service zur Vernetzung verschiedener Cloud-Angebote. Mit dem Dienst wolle man "die Komplexität herkömmlicher Multicloud-Netzwerke zu beseitigen", schreibt der Hyperscaler. Zu diesem Zweck führen AWS und Google Cloud eine neue offene Spezifikation für Netzwerkinteroperabilität ein, die seitens Google auf dem "Google Clouds Cross-Cloud Interconnect"-Service aufsetzt. Die Spezifikation ermögliche es Kunden, private Verbindungen mit hoher Bandbreite zwischen den beiden Anbietern mit erhöhter Geschwindigkeit und Einfachheit herzustellen, heisst es in der Mitteilung. Damit auch andere Anbieter mitmachen, stellt AWS die Spezifikation auf der Github-Plattform zur Verfügung.

Unter dem Namen "Amazon Connect" führten Amazon und AWS schon 2017 eine Plattform für Kundensupport ein. Anlässlich der "Re:invent" verpasst AWS der Lösung agentische KI-Fähigkeiten. Die KI-Agenten könnten neu "über Sprach- und Messaging-Kanäle hinweg verstehen, denken und handeln", heisst es weiter. Sowohl routinemässige als auch komplexe Aufgaben sollen sich damit automatisieren und leicht skalieren lassen. Für die Spracherkennung setzt die Lösung auf "Nova Sonic", einer Version der Amazon-eigenen KI, die an der vorjährigen "Re:invent" vorgestellt wurde."Nova Sonic" ermögliche den KI-Agenten, menschenähnliche Gespräche zu führen und mit dem richtigen Tempo, Tonfall und Verständnis in mehreren Sprachen und mit verschiedenen Akzenten zu reagieren. "Amazon Connect" unterstütze auch menschliche Mitarbeitende im Kundensupport. Das System analysiere "den Kontext der Unterhaltung und die Stimmung des Kunden". Es schlage nicht nur nächste Schritte vor, sondern bereite auch Unterlagen vor und führe Routineprozesse durch.

Die diesjährige AWS-Hausmesse in Las Vegas läuft noch bis zum 5. Dezember. (Source: zVg)

Die "RE:invent" 2025 dauert noch bis zum 5. Dezember. Wer die AWS-Hausmesse besuchen will, muss übrigens nicht mehr unbedingt in ein Flugzeug steigen und nach Las Vegas reisen. Dieses Jahr genügt es, die Gaming-Plattform "Fortnite" zu öffnen, wie AWS mitteilt. Der Hyperscaler hat sich dort eine eigene Insel gebaut, auf welcher er zumindest die Keynotes der Hausmesse live überträgt. Zudem könne man sich in einer virtuellen Lounge mit anderen Besuchenden austauschen.

An der Hausmesse 2024 stellte AWS unter anderem neue KI-Tools vor. Dazu gehörten Funktionen zum Massschneidern grosser Sprachmodelle und zum Prüfen von Fakten, wie Sie hier lesen können.