Im Gespräch mit Marco Quinter, Senior Vice President and Managing Director Business Services, bei UPC Cablecom.

"Wir sind der Daten-Transporteur. Alles andere machen unsere Partner."

Uhr | Updated
von Marc Landis

Begeisterungsfähigkeit, Kompetenz und Vertrauen sind Eigenschaften, die Marco Quinter als Chef des Geschäftskunden-Bereichs von UPC Cablecom von seinen Channelpartnern erwartet. Diese Eigenschaften haben für ihn einen hohen Wert. Quinter, der seine Abteilung seit mehr als zehn Jahren erfolgreich auch durch unruhige Zeiten steuert, sieht spannende Zeiten auf das Unternehmen zukommen.

Marco Quinter leitet den Geschäftskunden-Bereichs von UPC Cablecom.
Marco Quinter leitet den Geschäftskunden-Bereichs von UPC Cablecom.

In der Öffentlichkeit hört man wenig über das Geschäftskunden-Business von UPC Cablecom. Warum ist das so?

Marco Quinter: Wir haben unseren Markt bisher zu einem grossen Teil über Mundpropaganda entwickelt und leben von den Empfehlungen unserer zufriedenen Geschäftskunden. Im Geschäftskundensegment ist UPC Cablecom gerade bei den Medium und Large Enterprises eine anerkannte Grösse mit einem exzellenten Ruf.

Welches sind die typischen Cablecom-Kunden?

Grundsätzlich alle Unternehmen, auf ein einwandfrei funktionierendes Datennetz mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis legen. So betreiben wir die Datennetze eines Grossteils der Kantonalbanken, Versicherungen, Spitäler, Industriebetriebe sowie eines beachtlichen Teils der Migros-Gruppe. Zudem betreiben wir für die SRG das private Datennetz mit der höchsten Verfügbarkeit in der Schweiz, das etwa auch im Krisenfall genutzt wird, um die Bevölkerung zu informieren. Wenn diese Unternehmen uns vertrauen, kommt das nicht von irgendwo. Geschäftskunden sind bei uns sehr gut aufgehoben.

Und wie geht es dem Geschäftskunden- Bereich von UPC Cablecom?

Das Geschäftskundensegment läuft sehr gut. Einmal abgesehen vom Bereich Digital-TV wächst meine Abteilung am schnellsten von allen Divisionen im Gesamtunternehmen: Wir gewinnen im Moment jeden Monat etwa 200 bis 300 Geschäftskunden hinzu.

Was sind das für Kunden, die Sie gewinnen?

Es sind vor allem KMUs. Und das freut mich insofern sehr, als dass wir den KMU- und SOHO-Markt erst seit zwei Jahren proaktiv bearbeiten. Die Anstrengungen haben sich gelohnt. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg? Zum einen hat UPC Cablecom den Turnaround im Privatkundengeschäft geschafft und in den zwei letzten Jahren deutlich an Glaubwürdigkeit gewonnen. Diese positive Stimmung im Privatkundensegment wirkt sich auch sehr förderlich auf das Geschäftskundensegment aus. Und zum anderen scheint es, dass wir mit dem vor kurzem lancierten KMU-Kombi, das Internet, Telefonie und die Cloud-Lösung Office 365 bündelt, das ideale Leistungspaket für diese Kundengruppe haben.

Mit welchen Projekten zur Weiterentwicklung ihres Geschäftes beschäftigt sich UPC Cablecom zurzeit?

Wir stellen seit Monaten auch im Geschäftskundensegment einen steigenden Bedarf an TV-Services fest. Neben dem klassischen Hospitality-Bereich (Hotels, Spitäler, Heime etc.), den wir schon seit Jahren mit unseren TV-Services bedienen, wollen auch immer mehr KMUs ihre Kunden und Mitarbeiter mit qualitativ hochstehenden Digital-TV-Services in ihren Empfangs-, Warte- und Pausenräumen unterhalten. Wir entwickeln dazu unser TV-Portfolio laufend weiter und werden in den nächsten Monaten verschiedene neue TV-Services sowohl im Privat- wie auch im Geschäftskundensegment lancieren. Natürlich entwickeln wir auch unsere Voice-Services laufend weiter und werden diese durch die Partnerschaft mit Orange mit einem interessanten Mobile-Angebot bündeln. Zudem investieren wir kontinuierlich in den Ausbau unseres Netzes. Im Moment erweitern wir unseren Backbone massiv, um für die nächsten Jahre fit zu sein. Die Nachfrage nach breitbandigen Internetund Datendiensten hat sich in den letzten Jahren vervielfacht und wird weiter steigen. Unser neuer “Next Generation Backbone“ wird folgende Vorteile bringen: zehnmal grössere Backbone-Kapazität, dreimal mehr Core-POPs und damit noch kürzere Antwortzeiten, die Einführung von neuen Services wie etwa Carrier Ethernet.

Woher kommt die wachsende Nachfrage nach Bandbreite im Businessumfeld?

In Unternehmen wird immer mehr auch mit dem Medium Video gearbeitet. Corporate Videos etwa, die im Unternehmensnetz gestreamt werden, oder auch Video-Conference- Systeme sind sehr bandbreitenintensiv. Auch der Cloud Traffic ist gewachsen und wird weiter zunehmen.

Wie sehen Sie die mittel- und langfristige Marktentwicklung in Ihrem Business?

Es sind gute Aussichten. Die Nachfrage und die Ansprüche der Kunden werden weiter steigen, nicht nur was die Bandbreite angeht, sondern auch in puncto Verfügbarkeit und Sicherheit. Die Entwicklung wird dahin gehen, dass die Internetanbindung als ebenso selbstverständliche Quelle angesehen wird wie der Strom aus der Steckdose. Es ist für uns auch interessant zu sehen, dass im Markt Cloud-Services sehr telekomnah angeschaut werden. Mit anderen Worten: Einem Telekommunikationsunternehmen traut man es zu, eine Cloud-Infrastruktur während 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche ohne Unterbrechung zu betreiben. Ich sehe auch, dass die Telekombranche dazu beitragen könnte, gesellschaftliche Probleme zu lösen. Schauen Sie sich das tägliche Verkehrschaos zur Rushhour an: Würden mehr Menschen von zuhause aus arbeiten, gäbe es weniger Stau. Gut für uns ist: Es machen schon viele Menschen Homeoffice und es werden immer mehr. Damit diese Homeworker effizient von zuhause aus arbeiten können, braucht es in puncto Performance und Verfügbarkeit Anschlüsse in Geschäfts- kundenqualität. Sie sehen: Wir sind in einem Wachstumsmarkt tätig und es ist nicht absehbar, dass sich das bald ändert.

Kupfer oder Fibre? Welche Technik hat bei UPC Cablecom die Nase vorn?

Beide natürlich! Das UPC-Cablecom-Netz ist ein Hybrid-Fibre-Coax-Netz (HFC), das schon heute zu 95 Prozent aus Fibre und zu 5 Prozent aus Coax besteht. Wir investieren jedes Jahr mehr als 200 Millionen Franken in unser Netz, auch um den Fibre-Anteil weiter zu erhöhen und die Coax-Zellen zu verkleinern. An unserem HFC-Netz sind heute bereits schon 2 Millionen Wohn- und Büro-Einheiten angeschlossen, die von unseren breitbandigen Internetservices mit Datendurchsätzen von 100 Mbit/s profitieren. Und die Reise geht weiter. Unter Laborbedingungen erreichen wir auf unserem HFC-Netz bereits schon Datendurchsätze von 1,5 Gigabit pro Sekunde.

Vor welchen Herausforderungen steht die Telekommunikationsbranche?

Alle Telekomanbieter müssen massiv in den Ausbau ihrer Netze investieren, weil der Datenverkehr derart explosionsartig zugenommen hat und weiter zunehmen wird. Die Frage ist: Wer zahlt das am Schluss?

Und wer zahlt?

Es muss eine faire Margenverteilung zwischen Netz- und Serviceprovider geben. Ich bin überzeugt, dass entsprechende Lösungen möglich sind.

Lassen Sie uns noch über die Cloud sprechen. Seit etwa einem Jahr bietet UPC Cablecom Office 365 als Cloud-Service für KMUs an. Das scheint mir im Vergleich zu Ihrem grössten Mitbewerber etwas mager. Welche weiteren Cloud-Angebote sind geplant?

Unser erstes Cloud-Angebot haben wir schon vor mehr als zwei Jahren lanciert, und zwar war das damals die Virtual PBX. Dann kam 2011 Office 365 hinzu und wir werden nächstens weitere Office-Dienste für KMUs aus der Cablecom-Cloud für Back-up, Storage und weitere typische Cloud-Anwendungen anbieten. Wir freuen uns, diese dann gemeinsam mit unseren Partnern auf den Markt zu bringen. Die Lernkurve, die wir mit unseren Cloud-Diensten bereits gemacht haben, ist steil verlaufen. Von diesen Erfahrungen werden unsere Partner profitieren.

Welche Bedeutung haben Channelpartner für UPC Cablecom?

Sie sind für unser Geschäft sehr wichtig. Wir fahren hier eine fundamental andere Strategie als unsere beiden Hauptkonkurrenten. Auf den Punkt gebracht, heisst das: Wir sind der Daten-Transporteur. Alles andere machen unsere Partner. Das hat zwei wesentliche Vorteile: Der Partner kann echt lukrative Zusatzgeschäfte machen, weil wir mit ihm nicht konkurrieren. Und wir können uns weiter darauf konzentrieren, das beste Datennetz der Schweiz zu betreiben. Wir haben heute etwa 300 Partner, die mit uns im Geschäftskundensegment tätig sind und freuen uns, wenn wir diese Basis mit weiteren kompetenten Partnern ausbauen können.

Was wünschen Sie sich von Ihren Partnern?

Wir wünschen uns, dass sie, wenn sie mit uns zusammenarbeiten, auch echt für uns committen. Wir erwarten von ihnen Ehrlichkeit, Transparenz und Begeisterungsfähigkeit, denn das bieten wir auch ihnen. Zudem wünsche ich mir, dass ihnen noch mehr bewusst würde, was für ein Super-Netz unser HFC-Netz ist. Es ist das beste Netz der Schweiz und es wäre schön, wenn unsere Partner diese Message auch als UPC-Cablecom- Botschafter nach aussen trügen. Und ich freue mich, wenn unsere Partner mit uns das aktuelle und zukünftige Cloud-Angebot offensiv mitpushen.

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