Erster Swiss AI Award

Pascal Kaufmann: "Wir suchen KI-Firmen, die auf der ganzen Welt erfolgreich sein können!"

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von Coen Kaat

Im Oktober wird erstmals der Swiss AI Award verliehen. Der Preis soll ein Schweizer KI-Projekt mit Weltpotenzial auszeichnen. Wer es auf die Shortlist geschafft hat und was vom Siegesprojekt gefordert wird, sagt Jury-Präsident Pascal Kaufmann von Mindfire.

Pascal Kaufmann, Jury-Präsident und Gründer von Mindfire. (Source: Netzmedien)
Pascal Kaufmann, Jury-Präsident und Gründer von Mindfire. (Source: Netzmedien)

Am 7. Oktober 2020, im Rahmen der diesjährigen AiCon, wird der erste gesamtschweizerische Preis im Bereich künstliche Intelligenz (KI beziehungsweise AI) verliehen: der Swiss AI Award 2020. Von hunderten Start-ups schafften es fünf auf die Shortlist. Einer der folgenden Jungunternehmen wird nächste Woche unter dem Patronat von Bundesrat Guy Parmelin zum Gewinner gekürt:

  • Daedalean: Die Zürcher Firma will Piloten mit KI entlasten und ebnet den Weg für einen gänzlich autonomen Flugverkehr.

  • Gamaya: Das Unternehmen aus Morges will Ernteausfälle mittels KI vermindern und so einen Beitrag für eine nachhaltige Landwirtschaft leisten.

  • Oncobit: Die Medtech-Firma aus Zürich nutzt KI im Bereich der Präzisions-Onkologie. Sie erstellt individuelle Behandlungen für Krebspatienten und will so Leben retten.

  • Scailyte: Das Start-up aus Luzern nutzt KI für die medizinische Diagnostik: Die Analyse gesunder Zellen und von Krebszellen dient als Basis für die Früherkennung von Krankheiten.

  • Typewise: Die Basler Firma entwickelte eine neuartige Smartphone-Tastatur. Diese soll das Schreibverhalten der Nutzer dank KI erlernen und sie so signifikant entlasten.

Anmelden konnte man sich nicht für den Preis, wie Jury-Präsident und Mindfire-Gründer Pascal Kaufmann der Redaktion erklärt. Man muss gefunden werden. Der AI Award arbeitet hierfür mit seinen Scouting-Partnern zusammen, darunter etwa der Venture-Preis der ETH Zürich, der ZKB-Pionierpreis, der Digital Economy Award, der Swiss ICT Award, der Swiss ICT Investors Club (SICTIC) sowie weitere renommierte Stiftungen und Institutionen.

"Diese prüfen unter allen Einreichungen, welche Firmen auf KI setzen", sagt Kaufmann. Die Firma muss also den jeweiligen Preis nicht zwingend gewonnen haben, um diese erste Hürde zu meistern.

Ein Preis, zwei Jurys

Anschliessend muss der Anwärter nicht eine, sondern zwei Jurys überzeugen. Die erste analysiert den Business-Aspekt. Sie achtet unter anderem auf globales Durchbruchpotenzial. "Wir suchen KI-Firmen, die auf der ganzen Welt erfolgreich sein können!", sagt Kaufmann.

"Wir wollen aber keine Firmen, die noch in einem zu frühen Stadium sind." Daher sei es auch wichtig, dass die Firma bereits Kunden gewonnen und Fundraisings abgeschlossen hat. Beides Zeichen dafür, dass eine Firma bereits einen gewissen Reifegrad erlangt hat.

So sieht er aus, der Swiss AI Award 2020. (Source: zVg)

Die zweite Jury ist die KI-Jury. Diese beurteilen etwa den Neuigkeitsgrad der Technologie und der Anwendung. Ferner spielen aber auch Faktoren wie Ethik, Effizienz und Skalierbarkeit eine Rolle.

"Die Frage ist, ob man die die KI auch transferieren kann", sagte Kaufmann. "Denn Algorithmen, die hervorragend sind im Schach, aber auch nur das können, sind keine Gamechanger.” Am 7. Oktober treffen sich dann beide Jurys, um sich auf einen Gewinner zu einigen.

Die Substanz vom Hype trennen

Mit dem Preis will Kaufmann "Substanz in die Diskussion um KI bringen". KI sei zum Modewort geworden. Jeder rede darüber, aber längst nicht jeder mache es auch wirklich oder interessiere sich dafür. "Darum ist es auch so wichtig, dass viele namhafte Schweizer Hochschulen und Fachhochschulen in unseren hochkarätigen Jurys vertreten sind. So können sie die Substanz vom Hype trennen."

Ausser Kaufmann bestehen die Jurys unter anderem aus Brigitte Sommer, ebenfalls Mitglied der Jury des Digital Economy Awards, Thomas Dübendorfer, Präsident von SICTIC, Nicolas Bürer, Geschäftsführer von Digitalswitzerland, Alain Bandle, Senior Advisory und Mitglied der Swiss-ICT-Jury, Stefan Sieger, Managing Director von Swiss Re, Thilo Stadelmann von der ZHAW, Sandra Tobler von Futurae, Benjamin Grewe von der ETH Zürich, Marc-Oliver Gewaltig von der EPF Lausanne und T-Systems sowie Sunnie Groeneveld, Managing Partner bei Inspire 925 und Leiterin von EMBA Digital Leadership.

Wie relevant ist die Schweiz im Bereich KI-Firmen überhaupt? "Eigentlich verkaufen wir uns grob unter unserem Wert, wenn es um KI geht. Wir können und haben viel mehr, als wir daraus machen", sagt der Jury-Präsident. "Wenn es aber um die KI-Expertise geht, so sind wir weltweit absolut führend." So gehörten die Forschungsarbeiten, welche an den Schweizer Forschungsstätten geschrieben würden, global zu den meistbeachteten.

"Dies zeigt, dass es noch ein riesiges Potenzial gibt, aus unserem Know-how auch Firmen zu schmieden", sagt Kaufmann. "Der Kanton Schwyz und Zürich verrichten hierbei Pionierarbeit, indem sie die AiCon2020 und den AI Award ermöglichen. Dies sind wichtige Grundlagen für die KI-Nation Schweiz."

Hierbei soll der Award helfen. Denn er könne die Visibilität der Firmen erhöhen. "Wir wollen die Unternehmen so auch bei ihrem globalen Durchbruch helfen", sagt Kaufmann. "Die 5 Finalisten des Swiss AI Awards 2020 haben alle das Potenzial, zum Weltmarktführer in ihren Bereichen aufzusteigen."

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