Marktbericht HCI

Alles wieder aus einer Box heraus, was zuvor in einer Box war

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von Coen Kaat

Mit Hyperconverged Infrastructure bieten Hersteller alles in einer Lösung an: Compute, Storage und Netzwerk. Dieser praktische Ansatz sorgt für ein stark wachsendes Marktvolumen. Ironischerweise geht der aktuelle Trend im Markt aber in die entgegen­gesetzte Richtung: Mit disaggregated HCI sollen die einzelnen Komponenten wieder individuell skalierbar werden.

(Source: ekostsov / Fotolia.com)
(Source: ekostsov / Fotolia.com)

Hyperconverged Infrastructure (HCI) verspricht einen interessanten Ansatz: Statt ein Rechenzentrum (wie früher üblich) mit einzelnen Storage-, Netzwerk- und Compute-Komponenten auszustatten, bekommt man mit HCI alles in einer Box. Dies reduziert auch den Verwaltungsaufwand, da man beispielsweise nur noch ein Management-Tool für die ganze Architektur braucht.

Ein praktischer Ansatz, den der Markt offensichtlich gerne annahm. Bereits 2020 stieg das globale Marktvolumen gemäss einer Analyse des Marktforschers Emergen Research auf einen Wert von 7,34 Milliarden US-Dollar. Der absatzstärkste Markt ist der Grossraum Asien-Pazifik. In den nächsten Jahren soll der Markt jährlich im Schnitt um 26,8 Prozent gegenüber Vorjahr wachsen. Ein wichtiger Treiber werde das Backup- und Recovery-Geschäft sein.

Beim Wachstum zeigt sich allerdings bereits ein leichter Trend. Ein Trend, der gemäss verschiedenen Analysten bald an Fahrt aufnehmen könnte. Nachdem HCI alles in einer Box vereint hat, soll es nun wieder darum gehen, dieses Zusammenbringen auseinanderzupflücken. Das Stichwort heisst hier disaggregated HCI. Betrachtet man nur dieses Segment, rechnet der Marktforscher mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 27,1 Prozent im Jahresvergleich. Das Verhältnis zwischen integrierter und disaggregierter HCI werde sich auch zunehmend in Richtung Letzterem verschieben.

Eine Frage der Skalierung

Der Grund für diesen Trend liegt in der Frage nach horizontaler oder vertikaler Skalierung. Stellt man neben eine Box eine weitere, erhöht man die Rechenleistung sowie die Speicher- und Netzwerkkapazitäten im gleichen Tempo. Wer mehr Speicherplatz will, muss auch zwingend mehr Rechenleistung erwerben. Dies ist mit horizontaler Skalierung gemeint. Bei einer vertikalen Skalierung will man jedoch gezielt Storage, Compute oder Network ergänzen. Herkömmliche HCI, bei der alles fix in einer Box ist, eignet sich am besten für Workloads, die horizontal skalieren, wie Naveen Chhabra, Senior Analyst bei Forrester, gegenüber "Computerweekly" erklärt. "Wenn eine Anwendung eine vertikale Skalierung benötigt, sollte man nicht an Hyperconverged denken", sagt er. Insbesondere monolithische IT-Systeme seien aus diesem Grund nur bedingt kompatibel mit einer HCI-Architektur. Es gebe aber auch Ausnahmen wie etwa SAP Hana.

Aufgrund dieser Skalierungsproblematik würden einige Anbieter ihre 'Alles in einer Box'-HCI-Lösungen stets mehr zerpflücken und in disaggregierter Form anbieten. Ein Beispiel dafür sind Dells VxRail-HCI-Lösungen. Hier können Kunden und Kundinnen mittels individueller Compute- und Storage-Knoten flexibel skalieren. Mit Lösungen wie VMwares Mesh System kann man zudem auch den Speicher über mehrere HCI-Knoten hinweg nutzen.

Ständig wechselnde Player

Der Markt wandelt sich aber auch in einer anderen Dimension: Immer wieder verlassen und betreten Player den Markt. Dies ist mitunter auch ein Grund dafür, dass der Markt gemäss Emergen Research recht fragmentiert ist: Eine Vielzahl Anbieter teilen sich den Markt unter sich auf, und die Top 3 decken weniger als die Hälfte des Geschäfts ab. Ein prominentes Beispiel dafür ist Netapp. Der kalifornische Hersteller entschied sich im Frühling 2021 dazu, nach nur vier Jahren das HCI-Geschäft wieder aufzugeben. Das Unternehmen will sich stattdessen mehr auf Kubernetes-Projekte konzentrieren. Dieses stete Kommen und Gehen sorgt dafür, dass der Markt auch in den nächsten Jahren wohl noch spannend bleiben dürfte.

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