Schwesterfirmen innerhalb BKW-Gruppe

So will UMB die Firmen Swisspro Solutions, NGworx und Alphatrust integrieren

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von Coen Kaat und jor

Der Anfang Jahr von BKW übernommene IT-Dienstleister UMB will bis Ende Jahr die Schwesterfirmen Swisspro Solutions, NGworx und Alphatrust eingliedern. Diese Marken verschwinden. UMB soll aber UMB bleiben - trotz einem neuen Fokus auf die Energiebranche.

Martin Gartmann, CEO von UMB. (Source: zVg)
Martin Gartmann, CEO von UMB. (Source: zVg)

Seit Anfang Jahr gehört der IT-Dienstleister UMB zu BKW Building Solutions - eine Tochterfirma des Berner Energieunternehmens BKW. Zu dem Zeitpunkt gehörten bereits drei weitere IT-Dienstleister zu BKW Building Solutions: Swisspro Solutions, NGworx und Alphatrust. Im Rahmen der Übernahme wurde bereits kommuniziert, dass diese drei Firmen mittelfristig in UMB integriert werden. Nun hat UMB an einer Pressekonferenz erläutert, wie der Plan aussieht und wie weit dieser Prozess schon fortgeschritten ist.

Die Integration der drei Unternehmen wird in zwei Etappen ablaufen. Alphatrust und NGworx werden bereits eingegliedert. Dieser Prozess soll bis Ende Juni abgeschlossen sein. Dies betrifft etwa 50 Mitarbeitende. Der grössere Brocken, ein Team von über 200 Personen, erfolgt im zweiten Halbjahr mit der Integration von Swisspro Solutions. Bis Ende des laufenden Jahres soll auch dieser Prozess vollendet sein. Die Marken Alphatrust, NGworx und Swisspro Solutions werden folglich vom Markt verschwinden. Und UMB wird zu einem IT-Dienstleister mit 800 Angestellten.

Doppelte Niederlassungen werden konsolidiert

Da insbesondere UMB und Swisspro Solutions teilweise Niederlassungen in denselben Regionen haben, kommt es dadurch teilweise zu doppelten Standorten. Diese sollen ebenfalls bis Ende Jahr konsolidiert werden. Ob alle Mitarbeitenden in die UMB- oder in die Swisspro-Räumlichkeiten wechseln, werde jedoch individuell geprüft.

Nun deckt UMB dank den hinzukommenden Niederlassungen die gesamte Schweiz ab mit neuen Niederlassungen in der Romandie und der Südostschweiz. Das Unternehmen hat zudem einen Standort in Spanien: In Madrid betreibt UMB nämlich ein Security Operations Center.

Mitarbeiter sollen nicht entlassen werden. UMB-CEO Martin Gartmann verwies in diesem Zusammenhang auf den Fachkräftemangel. "Wir suchen händeringend nach Fachkräften", sagte er. "Entsprechend froh sind wir über alle diese Spezialisten, die neu zu UMB hinzukommen."

Weshalb die Softwaresparte nicht mitkommt

Während drei neue Firmen kommen, geht eine weitere. UMBs Softwaresparte wurde im Rahmen der Übernahme ausgegliedert, wie Sie hier lesen können. Diese operiert nun selbstständig unter dem Namen Mesoneer und der Leitung von CEO Patrick Brazzale. Das Unternehmen beschäftigt etwa 100 Personen an drei Standorten in der Schweiz und in Vietnam.

Patrick Brazzale, CEO von Mesoneer. (Source: zVg)

Die Softwareentwicklung sei eigentlich eher ein Start-up innerhalb der Firma gewesen, sagte Gartmann. Diese Produktentwicklung divergierte stark vom eigentlichen Kerngeschäft. Daher habe man sich getrennt, um der heutigen Firma Mesoneer mehr Freiraum zu geben.

"Wir arbeiten aber weiterhin eng mit Mesoneer zusammen", sagte Gartmann. So betreibe UMB etwa die IT-Plattform für Mesoneer und Mesoneer erbringe gewisse Software-Dienstleistungen für UMB.

Preisgekrönte Firmenkultur

Ein wichtiger Punkt bei solchen Themen ist auch die Firmenkultur. UMB ist in diesem Bereich sehr stark unterwegs und verweist immer mit Stolz auf seine Auszeichnungen von Great Place to Work. So erhielt das Unternehmen im Mai 2022 etwa zum fünften Mal in Folge den Preis als bester Arbeitgeber in der Schweiz in der Kategorie large Enterprise. Das habe weltweit noch kein Unternehmen in der Kategorie geschafft, sagte Gartmann während der Pressekonferenz.

Die Firmenkulturen liegen gemäss dem CEO bereits relativ nahe beieinander. Das helfe bei der Integration. Ferner will UMB auch auf eine transparente Kommunikation mit allen Mitarbeitenden sowie auf gemeinsame Mitarbeiteranlässe setzen.

Anorganisches Wachstum ist für den IT-Dienstleister kein Neuland. Und auch als Teil der BKW-Gruppe werden Übernahmen anderer Firmen in strategisch wichtigen Bereichen wohl auch künftig noch ein Thema sein.

"UMB bleibt UMB"

Bis zur Übernahme durch BKW hatte UMB laut dem CEO keine Berührungspunkte zur Energiebranche - abgesehen von einzelnen Kunden aus dem Bereich. Nun soll UMB die digitalen Kompetenzen der Firma mit Fokus auf Smart Energy und Smart Buildings ausbauen.

"Wir werden keinen Strom produzieren", sagte Gartmann. "Aber wir werden digitale Lösungen mitentwickeln, um den Energiebedarf zu optimieren und die Nachhaltigkeit voranzutreiben."

Gartmann betonte jedoch: "UMB bleibt UMB". Das Unternehmen werde nun nicht zum internen IT-Dienstleister der BKW-Gruppe. UMB bleibt als Marke erhalten und das Unternehmen wird auch weiterhin externe Kunden beliefern. Aktuell bediene UMB etwa 850 Kunden. Der Fokus auf die Energiethemen soll auch die Weiterentwicklung in den klassischen UMB-Themen nicht hindern.

Und das Unternehmen hat sich ambitionierte Ziele gesteckt. In der Präsentation verwies Gartmann auf eine Marktstudie von MSN-Research. Demnach ist der Schweizer IT-Markt 2022 etwa 20 Milliarden Franken gross. UMBs Anteil daran beträgt 250 Millionen - also etwas mehr als 1 Prozent des Kuchens. "Das Potenzial im Schweizer Markt ist so gross, dass wir hierzulande weiterhin erfolgreich wachsen können", sagte der UMB-CEO.

Diesen Wachstumsplänen stellt sich jedoch ein Problem in den Weg: die anhaltenden Schwierigkeiten in der Lieferkette. "Wir haben Hersteller im Angebot, bei denen man mit Lieferzeiten von 12 Monaten rechnen muss", sagte Gartmann. Das heisst, bereits bei der Akquise von Aufträgen muss man mit enorm langen Vorlaufzeiten rechnen.

"Dies ist unterdessen aber auch kein neues Problem mehr", sagte er. Mittlerweile könne man viel besser damit planen. Die langen Projektlaufzeiten würden aber die Fakturierung manchmal erschweren. Die Auswirkungen auf die Marge seien jedoch "überschaubar". "Wir konnten unsere Margen halten und weiterführen", sagte Gartmann.

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