Ralph Urech im Podium

Was dem Datacenter-Markt gemäss Data11 bevorsteht

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von Coen Kaat

Das Cloud-Geschäft und die Schweizer Datacenter-Landschaft stehen vor stürmischen Zeiten. Was die jüngsten Veränderungen für den Markt bedeuten, erklärt Ralph Urech, Business Developer bei Data11.

Ralph Urech, Business Developer bei Data11. (Source: zVg)
Ralph Urech, Business Developer bei Data11. (Source: zVg)

Wie wird sich der RZ-Markt im kommenden Jahr entwickeln?

Ralph Urech: Wir sehen gegenläufige Trends. Katalysatoren sind die voranschreitende Digitalisierung und der damit verbundene Bedarf nach Rechen- und Speicherleistung, also Server, die irgendwo betrieben werden. Auch fördert der immer höher werdende Anspruch an die Betriebssicherheit und Serviceverfügbarkeit den RZ-Markt. Ein zusätzlicher "Enabler" ist die immer breitbandiger, verlässlicher und günstiger werdende Connectivity auf Glasfaser; so wird Outsourcing auch für KMUs erschwinglich. Inhibitoren sind Cloud-Dienste im Ausland und die Verdichtung der Rechenleistung.

Wie wirkt sich der Trend hin zu Hyperconverged-Lösungen auf das RZ-Geschäft aus?

Converged Computing heisst primär mehr Leistung auf weniger Platz (Verdichtung). Damit sinkt zwar der Platzbedarf, nicht aber der wesentliche Kostentreiber eines Datacenters – die Leistung für sichere Energiezufuhr und effiziente Wärmeabfuhr. Oder anders gesagt: gleiche Kosten bei weniger Platzbedarf. Auch steigt die Komplexität eines RZ, was mehr Professionalität verlangt.

Welche technologischen Trends erkennen Sie ferner?

Sicherlich neue Kühlkonzepte. Heute wird primär mit Luft gekühlt; dies mehr oder weniger effizient. Langfristig dürfte auch flüssig auf Chip gekühlt werden; auch Gleichstrom anstelle Wechselstrom ist langfristig zu beobachten. Generell wird es immer mehr Leistung auf weniger Fläche bedeuten – heute 3 bis 5 kW/m2, morgen 10 bis 20 kW/m2.

Welche Chancen bietet das RZ-Geschäft für Fachhändler, Integratoren, Systemhäuser?

Kunden wollen Rechenleistung nutzen, nicht unbedingt Server besitzen, und nur bezahlen, was wirklich gebraucht wird. Händler oder Integratoren könnten somit zu ihrer Hardware gleich auch weitere Services wie etwa Connectivity oder Housing anbieten, dazu dynamische Preismodelle und Betriebsleistungen – also Mehrwert durch "alles aus einer Hand" und "Pay per Use". Hoster machen das ja bereits.

Google und Microsoft haben angekündigt, ihre Clouds auch aus der Schweiz heraus zu hosten. Kaspersky will seine Rechenleistungen in die Schweiz verlagern. Was bedeutet das für das hiesige RZ-Geschäft?

Ein lokales Schweizer Cloud-Angebot ist für den Nutzer positiv zu werten. Da auch diese Cloud-Server letztlich in einem RZ stehen, ist das auch gut für den RZ-Markt Schweiz. Kunden, die aus welchen Gründen auch immer Server nicht in einer solchen internationalen Cloud betreiben wollen – auch wenn sie in der Schweiz steht –, werden ihre Server immer noch in ein Colocation-RZ geben. Denn die Muttergesellschaften der Anbieter sind weiterhin im Ausland und da auch belangbar. Frage bleibt also, wer nun genau von wo aus, auf welche Daten Zugriff hat, und ob die Daten auch gelöscht werden, wenn Kunden sie löschen.

Die Antworten der übrigen Podiumsteilnehmer (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Frank Boller, Green.ch: "Wo früher noch 3 bis 4kW Leistung pro Rack nachgefragt wurden, planen wir heute bereits mit 8 bis 15 kW."

  • Santiago Caneiro Iglesias, GTT: "IoT und Edge Computing werden die Zahl der Mikro-Rechenzentren am Netzwerkrand erhöhen."

  • Roberto Cazetta, Equinix: "RZs sind idealerweise verteilt, was auch verteilte Hyperconverged-Lösungen ermöglicht."

  • Thomas Knüsel, Cyberlink: "Die Akzeptanz gegenüber Managed Services und Cloud Computing nimmt jedes Jahr stark zu, insbesondere auch im KMU-Umfeld."

  • Thomas Kreser: Interxion: "Der sich abzeichnende Trend hin zur Cloud auch in der Schweiz ist hier Risiko und Chance zugleich."

  • Thomas Liechti, Mount10: "Fachhändler und Systemintegratoren werden auch in Zukunft eine entscheidende Rolle für den Kunden wahrnehmen."

  • Dieter Moser, CKW: "Die Spreu trennt sich vom Weizen. Nur qualitativ hochstehende Angebote werden wachsen."

  • Andreas Németh, OIZ: "Nur grosse und professionelle Rechenzentrumsanbieter können wirtschaftliche Lösungen anbieten."

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