Jürg Lys von Zibris im Podium

Warum nicht jedes Unternehmen ein HCI-Datacenter braucht

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von Coen Kaat

Braucht es im Zeitalter von HCI überhaupt noch dedizierte Server? Und wie muss sich der Fachhandel aufstellen, um im Servergeschäft Geld zu verdienen? Die Antworten auf diese und weitere Fragen hat Jürg Lys, Chief Operating Officer bei Zibris.

Jürg Lys, Chief Operating Officer bei Zibris. (Source: zVg)
Jürg Lys, Chief Operating Officer bei Zibris. (Source: zVg)

Wie wichtig ist der Verkauf von dedizierten Servern im Zeitalter von HCI noch?

Jürg Lys: Nicht jedes Unternehmen benötigt ein HCI-Datacenter. 99,7 Prozent aller Schweizer Firmen sind KMUs und machen somit den Grossteil der Unternehmen aus. Viele Firmeneigentümer sehen die IT als Mittel zum Zweck, wobei diese primär funktionieren muss. Dabei ist es für viele dieser Unternehmen wichtig, dass die Daten in der Firma verbleiben. Vielfach reichen in solchen Umgebungen vor Ort ein oder zwei Server und eine Backup-Lösung. Infolgedessen ist eine HCI-Infrastruktur schlicht nicht notwendig. Ein kleinerer Schritt wäre ein Wechsel in die Cloud.

Wie muss sich der Fachhandel aufstellen, um im Servergeschäft Geld zu verdienen?

Die Margensituation kann sich kaum noch verschlechtern. Dennoch kann sich der Fachhandel nicht erlauben, einfach auf diese Komponente zu verzichten. Genau jene Server sind nämlich der Einstiegspunkt, um dem Kunden weitere Dienstleistungen zu verkaufen. Das Servergeschäft ist also Grundstein für weitere Deals. Kundenanforderungen können durch individuell generierte Lösungen des Fachhandels schneller befriedigt werden. One-Size-fits-all ist der falsche Ansatz. Eine mass­geschneiderte Hardwarelösung, angereichert mit weiteren Services, ist der Schlüssel zum Erfolg. Entscheidend dabei ist die Kundennähe und dass man dem Kunden genau zuhört.

Welche technologischen Trends prägen das Servergeschäft zurzeit?

Viele Jahre ist die drehende Harddisk eine zentrale Komponente von Servern gewesen. Hier haben sich später Technologien wie SATA
und SAS durchgesetzt. Nun werden diese Lösungen ersetzt durch NVMe, SSD und so weiter. Diese neuen «Harddisks» ermöglichen wiederum neue Möglichkeiten und Einsatzgebiete. Ein Server ist nicht mehr nur eine Zusammenstellung von diversen Hardwarekom­ponenten. Immer wichtiger ist auch die Software beziehungsweise die künstliche­ ­Intelligenz, die bereits mit dem Server mitgeliefert wird. Diese Softwaretechnologien machen den Server intelligenter und vielseitiger.

Welche Herausforderungen kommen nun auf den Channel zu? Und wie kann der Channel diese meistern?

Der Trend geht weiterhin Richtung Cloud, diese Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten. Um erfolgreich im Channel zu sein, müssen Fachhändler in Zukunft beides anbieten können. Es ist wichtig, sich mit ­Kundenbedürfnissen auseinanderzusetzen, um geeignete Lösungen ­anbieten zu können. Bei On-Prem-Lösungen kommt momentan die schwierige Liefersituation hinzu, verursacht durch Lieferengpässe der Lieferanten. Umso wichtiger ist die Kommunikation zwischen den einzelnen Channelpartnern, um eine gute Koordination (Liefertermine, Einsatzplanung und so weiter) zu gewährleisten. Aufgrund dieser Situation kann es auch für einen KMU-Partner sinnvoll sein, die verschiedenen Cloud-Angebote zu prüfen. Eine Hybrid Data Cloud kann ein attraktiver Lösungsansatz sein. Hier empfiehlt es sich, einen kleineren Cloud-Anbieter zu kontaktieren, der seinen Partnern auf Augenhöhe begegnet.

Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:

  • Martin Casaulta, HPE Schweiz: "Mit Servern allein wird es für Händler immer schwieriger, Geld zu verdienen."

  • Werner Stocker, IBM: "Der Fachhandel muss sich zum Integrator von hybriden Cloud-Architekturen weiterentwickeln"

  • StefanTroxler, Dell: "Der Bedarf an klassischen Servern ist hierzulande nach wie vor hoch."

  • Adrian Turrin, Lenovo: "Software-defined wird sich weiterentwickeln und zunehmend auch in Bereichen wie Backup etablieren."

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