Carsten Schloter – Tod eines Visionärs

Uhr | Updated

Im Alter von nur 49 Jahren ist der langjährige Swisscom-Chef am 23. Juli gestorben. Er hinterlässt drei Kinder, rund 16 000 trauernde Mitarbeiter und eine grosse Lücke im Konzern.

(Quelle: Netzmedien)
(Quelle: Netzmedien)

Am 23. Juli dieses Jahres ist Swiss­com-CEO Carsten Schloter tot aufgefunden worden. Sein Tod löste grosse Bestürzung aus. Schloter war ein Top-Manager, sportlich, gutaussehend und mit 49 Jahren in einem Alter, in dem kaum jemand mit dem Tod rechnet. Der vermutete Suizid beflügelte die Spekulationen in den Medien. Schnell war die Rede von Indizien und leisen Hilferufen in Interviews der jüngsten Zeit. Schloter soll mit sich gerungen haben. Die Trennung von seiner Frau, der Drang immer erreichbar zu sein und der Druck von zu vielen Verpflichtungen schnürten ihm die Kehle zu. In der «Schweiz am Sonntag» sagte er im Mai: "Ich stelle bei mir fest, dass ich immer grössere Schwierigkeiten habe, zur Ruhe zu kommen."

Carsten Schloter wurde in Deutschland geboren und ist in Frankreich aufgewachsen. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft arbeitete er insgesamt elf Jahre in Frankreich, sechs davon als Systementwickler für Mercedes-Benz in Paris. 1995 wechselte er in die Geschäftsleitung des deutschen Mobilfunkanbieters Debitel. Im Jahr 2000 kam er zu Swisscom. Er leitete die Mobilfunksparte und nahm 2006 nach Jens Alders Rücktritt dessen Platz an der Unternehmensspitze ein. Bis ein neuer CEO gefunden ist, führt Urs Schaeppi interimistisch das Unternehmen. Der Schweizer leitet Swisscom Schweiz und ist seit 2006 in der Konzernleitung. Über die definitive Nachfolge Schloters soll bis Ende des Jahres entschieden werden.

Für Swisscom ist Schloters Tod ein herber Verlust. Schloter galt als Visionär, der mit seinem innovativen Führungs- und Arbeitsstil sowie seiner vorausschauenden, strategischen Vorgehensweise das Unternehmen grundlegend verändert und in seiner Marktposition gefestigt hat. Er veranlasste unter anderem, dass sich alle Mitarbeiter des Konzerns duzen.

Frühzeitig erkannte Schloter, dass auf lange Sicht nur mit Telefonie und SMS keine weiteren Kunden gewonnen werden konnten. Er sorgte dafür, dass Swisscom Festnetz, Mobiltelefonie, Internet und TV aus einer Hand anbieten kann. Auch "Natel Infinity" zählt zu Carsten Schloters Erfolgen.

"Vieles, was Carsten getan hat, wird uns in die Zukunft begleiten", sagte ein bewegter Hans­ueli Loosli in einer Videobotschaft an die Mitarbeitenden von Swisscom. Auch Bundesrätin Doris Leuthard zeigte sich bestürzt über Schloters Tod. "Carsten Schloter hat die Swisscom in einem heftig umkämpften und sich rasch wandelnden Markt erfolgreich positioniert und dabei den Service Public weiter gestärkt."

Besonders tragisch ist sein Tod vor dem familiären Hintergrund. Seine drei Kinder sah er nach der Trennung nur noch alle zwei Wochen. Im Interview  in der Sendung «Schawinski» vom 26. März 2012 bezeichnete er die Trennung als seine grösste Niederlage. Gedrückt sprach die Mutter der Kinder in der Kathedrale. Zweimal habe Schloter sie verlassen: "Und wieder bleibt uns keine andere Wahl, als zu akzeptieren und die Frage nach dem Warum mit der Zeit verblassen zu lassen."

Im Anschluss an die Trauer­zeremonie formulierte SBB-Chef Andreas Meyer letzte Worte, die er Schloter gerne noch gesagt hätte: "Wenn du das erlebt hättest heute, hättest du gesehen, dass es wahrscheinlich nicht nötig gewesen wäre, dass du gegangen bist."

Carsten Schloter lebte vom 7. Dezember 1963 bis zum 23. Juli 2013. Am 29. Juli wurde er unter grosser Anteilnahme der rund 500 Trauergäste in Freiburg beigesetzt. Er wird der Schweizer Wirtschaft fehlen.

Webcode
7Kq8XWnL