Interview mit Dirk Thomaere von Toshiba

"Eine Schliessung der Toshiba-Niederlassung steht für mich derzeit nicht zur Disposition"

Uhr | Updated
von Marc Landis

Die Schweizer Niederlassung von Toshiba wird seit Mai von Dirk Thomaere geführt. Der Deutsche löste den langjährigen Geschäftsführer Andreas Greuter ab. Thomaere ist ein IT-Mann. Er will dem nicht nur hierzulande schwierigen TV-Geschäft neue Impulse verleihen.

Die Schweizer Niederlassung von Toshiba wird seit Mai von Dirk Thomaere geführt.
Die Schweizer Niederlassung von Toshiba wird seit Mai von Dirk Thomaere geführt.

Herr Thomaere, Sie waren von 2002 bis 2004 schon einmal General Manager der Schweizer Toshiba-Niederlassung. Nun sind Sie zurück. Wie fühlt es sich an, wieder in der Schweiz tätig zu sein?

Wenn man es genau nimmt, so war ich eigentlich nur 2,5 Jahre nicht in der Schweiz aktiv. Bereits seit April 2007 war ich als General Manager Computersysteme für die Vertriebsregion Deutschland, Österreich und Schweiz verantwortlich. Somit habe ich immer einen sehr genauen Blick auf den Schweizer Markt gehabt. Nun hat sich mein Verantwortungsbereich auch auf den Schweizer TV-Bereich ausgeweitet - das ist neu. Kurz gesagt: Ich bin sehr froh hier zu sein, die Schweiz hatte für mich schon immer einen besonderen Stellenwert.

Wie lange wird es in der Schweiz noch eine eigene Toshiba-Niederlassung geben?

Die Schweiz hat einen grossen Stellenwert und ist ein wichtiger Markt für uns. So wichtig, dass wir das Investment tätigen, um ein eigenes Produktportfolio zu konzipieren, das die Bedürfnisse dieses Marktes genau trifft und den Fachhandelspartnern gleichzeitig Sicherheit durch Exklusivität gibt. Eine Schliessung der Toshiba Niederlassung steht für mich derzeit nicht zur Disposition.

Welche Aufgaben haben Sie hier?

Als General Manager verantworte ich alle Vertriebs- und Marketingaktivitäten für den Geschäftsbereich Digital Products & Services in der Schweiz. Dazu gehören Fernseher, DVD- und Bluray-Player, Notebooks, Ultrabooks, All-in-One PCs, Tablets, Kameras, Zubehör, um nur einiges zu nennen.

Welchen Fokus legen Sie bei Ihren Aufgaben?

Es ist mein Ziel, die Toshiba Produkte im Schweizer Markt zu positionieren und erfolgreich zu vermarkten. Dabei geht es mir nicht um Marktanteile, sondern um ein gesundes Wachstum, von dem sowohl der Fachhandelspartner als auch Toshiba profitiert.

Unterhaltungselektronik und Computersysteme wurden bei Toshiba im neuen Geschäftsbereich Digital Products & Services gebündelt. Was sind die Hintergründe für die Zusammenlegung der beiden Sparten, die Toshiba vor rund einem Jahr angekündigt hat?

Der Gründung des neuen Unternehmensbereichs Digital Products & Services Central Europe geht auf den Zusammenschluss der beiden Produktbereiche zum 1. April 2011 in Japan zurück. Mit Wirkung zum 1. August 2011 wurde diese Organisation auch in ganz Europa etabliert. Konvergenz ist seit Jahren ein Thema in unserer Branche und das gilt auch für Toshiba. Mit TVs geht man ins Internet, Notebooks übernehmen TV-Funktionen - die Grenzen der Produktgattungen verschmelzen, Synergien entstehen. Um diese Synergien besser ausschöpfen zu können, wurden die Bereiche zusammengelegt. So können zukünftige Entwicklungen und Technologien in beiden Produktbereichen gewinnbringend eingesetzt und vermarktet werden.

Sie sind ein IT-Mann und in Ihren Bereich fallen nun auch Toshibas CE-Produkte. Warum kann nicht ein CE-Mann auch die Verantwortung für IT-Produkte übernehmen?

Wie eben schon gesagt, verschwimmen die Grenzen der Produktbereiche. So gesehen ist es irrelevant, aus welchem Bereich man ursprünglich kommt. Wichtig ist nur, dass man sich auf die neue Aufgabe einstellen kann und die alten Prioritäten zugunsten der neuen Herausforderungen verschiebt.

Wie weit ist die Integration der beiden Sparten auf Konzernebene, auf Europa-Ebene und wie weit auf Ebene Schweiz fortgeschritten?

Die Integration ist sowohl in Japan und Europa als auch in der Schweiz komplett vollzogen.

Sind die diversen Abgänge bei Toshiba Schweiz (Andreas Greuter, Oscar Sastre, Mark Zumbühl etc.) eine Konsequenz dieser Integration?

Dass Mitarbeiter die eigene Position überdenken und sich neu orientieren ist nichts Ungewöhnliches. Organisatorische Änderungen können Mitarbeiter dazu veranlassen; meiner Erfahrung nach stehen aber häufig ganz andere, persönliche Gründe hinter diesen Entscheidungen.

Wie will sich Toshiba Schweiz nach diesen diversen Abgängen organisieren?

Einige Positionen haben wir schon wieder nachbesetzt, beispielsweise die von Ihnen angesprochene Channel-Manager-Position von Mark Zumbühl, der sich zum Mitbewerb orientiert hat. Ausserdem denke ich darüber nach, den UE-Vertrieb mittelfristig weiter zu verstärken.

Was verändert sich dabei für den IT-Channel?

Ich möchte gar nicht mehr in diesen Sparten denken. Als Geschäftsbereich Digital Products & Services werden wir weiterhin ganz eng mit den Fachhandelskanälen zusammenarbeiten. Gerade hier gibt es doch die Synergien. Ein Teil unserer Partner ist in beiden Produktbereichen aktiv - warum soll der Partner dann unterschiedliche Verträge, Ansprechpartner etc. haben? Hier können wir viel vereinfachen. Ausserdem profitieren die Partner von der geballten Marketingpower, die nun in gemeinsame Aktivitäten investiert wird. Somit können wir die Marke Toshiba im Schweizer Markt stärken und die Nachfrage nach Toshiba Produkten erhöhen.

Was verändert sich dabei für den CE-Channel?

Dito.

Wie laufen eigentlich die Geschäfte von Toshiba in der Schweiz?

In Anbetracht der anhaltenden Konsumzurückhaltung und dem damit verbundenen Rückgang des Marktes, entsprechen die Ergebnisse unseren Erwartungen. Wir stehen derzeit auf Platz fünf im Schweizer Notebookmarkt (Mobile & Tablet 9,7 Prozent gemäss GfK im April). Im ersten Quartal 2012 war das Geschäft mit Flat TVs mit 3 Prozent Wachstum nach Stückzahlen (Gesamtmarkt GfK) positiv, allerdings mit Einbussen im Umsatz und im Durchschnittspreis. Der April war mit zehn Prozent Wachstum (Gesamtmarkt GfK) bedeutend positiver. Das Wachstum beruht auf dem steigenden Absatz der TVs über 40 Zoll Diagonale. Insgesamt steht Toshiba mit 5,6 Prozent Marktanteil (April) beziehungsweise 5,7 Prozent (1. Quartal) auf Position 5 des Schweizer Marktes.

Mit welchen Herausforderungen im IT-Geschäft hat Toshiba hierzulande zu kämpfen?

Betrachtet man die vergangenen Monate, so bewegen wir uns in einem derzeit rückläufigen PC-Markt. Sowohl hinsichtlich der Stückzahlen, als auch der Umsätze sind im Gesamtmarkt Einbussen zu verbuchen. Der Durchschnittspreis sinkt. Der Markt ist schwierig. Den Kampf um Marktanteile möchte ich nicht um jeden Preis mitgehen. Ich möchte das Geschäft auf eine solide, profitable Basis stellen.

Mit welchen Herausforderungen im CE-Geschäft hat Toshiba hierzulande zu kämpfen?

Der Preisverfall ist auch hier ein Thema. Aber der April hat positive Signale gesetzt. Es gibt wieder Wachstum im zweistelligen Bereich, von dem wir profitieren wollen.

Wie will Toshiba verlorenes Terrain im IT-, bzw. CE-Business gut machen?

Betrachtet man die vergangenen Monate, so verläuft unser Geschäft relativ stabil. Mit unseren neuen Produkten (Ultrabooks World First, Tablet World First) und neuen Technologien (3-D ohne Brille, 4K-Panels) bieten wir viele USPs, die der Fachhandel gewinnbringend für sich nutzen kann. Stichworte in diesem Zusammenhang sind Marge und Upselling.

Wie schätzen Sie die Aussichten für die IT- bzw. CE-Branche für das zweite Halbjahr 2012 ein?

In meinen Augen war es niemals so schwierig wie heute eine Prognose abzugeben - nehmen wir allein die Währungsschwankungen, das wechselhafte Konsumverhalten etc. In der Regel geben sportliche Grossevents Konsumenten einen Kaufimpuls: Es entsteht der Wunsch das Ereignis in bestmöglicher Qualität auf einem grossen Display zu verfolgen. So gesehen könnten die diesjährigen Olympischen Spiele für steigenden TV-Absatz sorgen. Da Konsumenten das im Haushalt verfügbare "Technik-Budget" dann in TVs investieren, wird keine Anschaffung mehr im PC-Bereich getätigt, d. h. für den PC-Bereich rechne ich erst zum Ende des Jahres mit steigender Nachfrage - Windows 8 wird hier Impulse setzen.

Welche Trends werden die IT- bzw. CE-Branche in den kommenden sechs Monaten prägen?

Technologie-Themen wie brillenlose 3D TVs und Notebooks, 4 K-Displays wie in Toshibas neuem Highend-TV werden uns in den nächsten sechs Monaten weiter begleiten. Ein weiteres Thema ist die Heimvernetzung, da haben wir mit den WiDi-fähigen TV und Notebooks ergonomische, kundenorientierte Produkte im Portfolio. (das ist auch ein Beispiel für die Synergie unseres neuen Geschäftsbereiches) Im IT Bereich werden uns die Trends rund um Tablets und Ultrabook in neuen Formfaktoren, sowie Windows 8 beschäftigen.

Über Dirk Thomaere

Dirk Thomaere (50) blickt bereits auf eine mehrjährige Laufbahn bei der Toshiba Europe GmbH zurück. Im Jahr 2000 leitete er zunächst als Director Global Sales den Grosskundenbereich der EMEA Region. 2002 wurde er zum General Manager der Schweizer Toshiba Niederlassung ernannt. Von August 2004 zeichnete er in der Position des General Managers für die Beneluxregion verantwortlich.

Danach, im Dezember 2006, wurde er zum General Manager Computersysteme Deutschland/Österreich ernannt. Von April 2007 war er bis September 2009 als General Manager Computersysteme DACH auf für die Schweiz verantwortlich. Ab Oktober 2009 amtete er als General Manager Toshiba Europe GmbH Computersysteme Central Europe und war nach der Zusammenlegung des CE- und des PC-Geschäftes auf Konzernebene seit August 2011 General Manager Digital Products & Services Central Europe. Schon vor seiner Toshiba-Karriere war der gebürtige Belgier Thomaere von in der (deutschen) PC Branche tätig.

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