Interview mit Peter Kummer, CIO der SBB

"Wir erwarten von unseren Partnern mehr Agilität"

Uhr | Updated
von Marcel Hegetschweiler

Peter Kummer arbeitet seit 2007 bei den SBB und ist seit dem 1. November 2009 ihr CIO. Er verantwortete bisher unter anderem die Einführung des neuen "IT-Workplaces" mit Windows 7 und Office 2010 und die Bebauungsplanung zur Steuerung der IT-Landschaft. Im Interview nimmt er zu verschiedenen aktuellen IT-Themen Stellung und spricht auch über die Beziehungen der SBB IT zu ihren Partnern.

Peter Kummer ist seit dem 1. November 2009 CIO der SBB. (Quelle: SBB CFF FFS)
Peter Kummer ist seit dem 1. November 2009 CIO der SBB. (Quelle: SBB CFF FFS)

Herr Kummer, Sie sind CIO bei den SBB. Können Sie in ein paar kurzen Sätzen umschreiben, was ihre tägliche Arbeit beinhaltet und wo Sie mit IT-Dienstleistern beziehungsweise Serviceanbietern in Berührung kommen?

Peter Kummer: Die primären Aufgaben bestehen in der Steuerung von Projekten und deren Abstimmung mit den Auftraggebern, der Führung der Mitarbeitenden, im Entwickeln von Strategien und im Fällen entsprechender Entscheide. Die Kontaktpunkte zu unseren IT-Dienstleistern pflegen wir auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Die SBB haben den IT-Betrieb ausgelagert, da sind gute Kontakte bis auf CEO-Stufe sehr wichtig.

Welches sind die drei wichtigsten Eigenschaften, die ihre IT-Dienstleister beziehungsweise Serviceanbieter mitbringen müssen?

Erstens Verlässlichkeit, zweitens sich als Partner verstehen und drittens Leistung und Preis müssen stimmen.

Kaufen Sie die Komponenten, die sie benötigen, direkt beim Hersteller ein oder tätigen Sie Ihre Käufe über einen Distributor?

Spezifische Dienstleistungen beziehen wir über strategische Partner, Werke und Komponenten direkt beim Hersteller.

Welchen Bedürfnissen wird auf der Händlerseite oft zu wenig Beachtung geschenkt?

Es ist oft schwierig, mit unseren Partnern Veränderungen oder neue Services während laufender Vertragsperioden umzusetzen. Hier erwarten wir von unseren Partnern mehr Agilität.

Auch die SBB haben Sparvorhaben, die sie erfüllen müssen. Dies wird auch Ihre externen IT-Partner unter Druck setzen. Was ist Ihr Rezept, um sicherzustellen, dass die Qualität nicht zugunsten des Preises leidet?

In langjährigen Partnerschaften entwickelt sich ein gewisses Vertrauensverhältnis. Man muss aber immer wieder aufs Neue aushandeln, welche Qualität zu welchem Preis für beide Parteien angemessen ist. Es gibt hier kein Rezept.

2011 hatten die SBB ein Budget von 560 Millionen Franken. Insgesamt bezog die SBB IT externe Dienstleistungen von zirka 250 Millionen Franken. Könnten Sie sich vorstellen, eine externe IT-Dienstleistung auch wieder "inzusourcen" und wenn ja aus welchen Gründen?

Dienstleistungen, die wir ausschliesslich als "verlängerte Werkbank" nach Time & Material sourcen, könnten wir auch insourcen. Hier haben wir noch kein optimales Verhältnis zwischen intern und extern. Ein weiterer Grund für Insourcing ergibt sich aufgrund interner Veränderungen im Konzernverbund: Wenn sich seit dem Auslagerungsentscheid interne Synergien gebildet haben und die interne Leistungserbringung damit günstiger ist. Und natürlich, wenn die Leistung am externen Markt nicht mehr marktfähig ist und die SBB "Spezialzuschläge" zahlen müssten.

Gibt es aus Sicherheitsgründen oder sonstigen Überlegungen für Sie eine Grenze in Bezug auf Auslagerungen von IT-Dienstleistungen in die Cloud?

Ein Punkt ist sicher die Datenhoheit: Sie ist in der Schweiz in Abhängigkeit von der Schutzwürdigkeit der Daten zu betrachten. Zudem ist die Verfügbarkeit in der Cloud schlechter und mit der Internetanbindung kommt ein wesentlicher Risikofaktor dazu. Zusätzliche Betriebsrisiken ergeben sich aus einer zunehmenden Zersplitterung der Leistungskette, da meist Cloud-Services mehrerer Anbieter zu einem funktionsfähigen Ganzen verknüpft werden müssen.

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