WWTW statt WWW

Telefon statt Computer: IBM forscht am Web für Analphabeten

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Nicht nur ungenügende Technik, auch Analphabetismus kann häufig ein Problem ländlicher Bewohner in Entwicklungsländern sein. Mit dem WWTW will IBM beiden Hindernissen entgegenwirken.

Mit einfachen Telefonen auf Facebook zugreifen. (Quelle: swissmania.ch)
Mit einfachen Telefonen auf Facebook zugreifen. (Quelle: swissmania.ch)

Das WWTW, World Wide Telekom Web, ist über das Telefon erreichbar und soll laut IBM helfen in ländlichen Gebieten Menschen den Zugang zum Internet zu ermöglichen. Da die abgerufene Information über den Telefonhörer gesprochen wird, sollen besonders Analphaten davon profitieren.

Anstatt einer IP-Adresse wählen die User eine Telefonnummer die zu einer gesprochenen Seite führt. Wählt man eine Sprachseite an, gelangt man zu einem automatisierten System, das auf Sprachbefehle reagiert. Der akustisch ausgegebene Content kann abgehört oder - wenn man die Möglichkeit hat - auf Tonband aufgenommen werden. Die bisher angebotenen Inhalte richten sich an regionale Themen des Alltags. Gefragt seien lokale Saatgutpreise oder aktuelle Jobangebote.

IBM statt Google

Diese Angebote sollen sich steigender Beliebtheit erfreuen, darum hat man die Suchfunktion als bestimmende Form der Navigation eingeführt. "Da es immer mehr Sprachseiten gibt und auch die Inhalte zunehmen, braucht man Formen wie man schnell zum gesuchten Ziel kommt", erklärt Nitendra Rajput von IBM Research India. Rajput arbeitet mit seinen Teamkollegen daran, dass man nach Aussprechen eines Suchbegriffs, zum Beispiel ein Pestizid-Name, rasch die verfügbaren Informationen dazu erhält. Die Geschwindigkeit der Informationsvermittlung ist deshalb wichtig, weil das Abhören langer Sprachnachrichten teuer und mühsam ist. Diese Probleme will das Team mittels Spracherkennung gelöst haben. Diese gleicht eingegebene Suchbegriffe mit einem Index verfügbarer Inhalte ab.

Schwieriger als die Suche sei allerdings die sprachliche Darstellung der Ergebnisliste. "20 Ergebnisse vorzulesen dauert viel zu lange, denn der Anrufer vergisst zu schnell. Man erfährt daher zunächst die Anzahl der Suchtreffer und liefert weitere Angaben, um auf eine Liste von maximal fünf Titeln einzuschränken", erklärt Rajput die Situation. Kategorien der Verfeinerung sind der Name des Seiteninhabers, der Ort der Entstehung sowie der Seitentyp. Das können Nachrichten oder Fragebeantwortungen sein. Weitere Verbesserungen soll auch der Vorwärtslauf mit bis zu zehnfacher Geschwindigkeit bieten. Dabei werden nur die wichtigsten Wörter wiedergegeben.

Ein Hauch von Web

Viele der wenig entwickelten Staaten haben enormen Aufholbedarf beim Internetzugang, wie Ökonomen der University of Massachusetts in einer Untersuchung gezeigt haben. In technisch hochentwickelten Ländern gibt es demnach 63 mal mehr Computer und 42 mal mehr Internetnutzer pro 100 Einwohner als in den wenig entwickelten Ländern. Auch unterscheiden sich die Bandbreiten um das bis zu 25’000-fache.

Diese digitale Kluft kann das gesprochene Internet zwar nicht überwinden, wie IBM zugibt, aber immerhin sollen so Menschen ohne Webzugang die Möglichkeit erhalten, einige der Vorteile des Webs nutzen zu können.

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Bc3qZxtW