Erzürnte Nutzer

Proteste gegen Preiserhöhung bei Xing

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Das auf Geschäftskontakte spezialisierte soziale Netzwerk Xing erhöht die Preise für die Schweizer Premium-Kunden. Eine Gruppe von Nutzern zeigt sich verärgert und wirft Xing intransparente Kommunikation vor.

Bereits vor 12 Tagen hatte Xing seine Schweizer Nutzer informiert, dass die Preise für das Premium-Abo hierzulande künftig nicht mehr in Euro, sondern in Schweizer Franken verrechnet werden sollen. Diese Umstellung benutzte das soziale Netzwerk ausserdem, um die Preise deutlich zu erhöhen. Wie Xingfail, eine Gruppe erzürnter Xing-Nutzer, vorgerechnet hat, bewegen sich die Erhöhungen im Bereich von 65-85 Prozent.

Schweizer werden abgezockt

Konkret äussert Xingfail in einer Pressemitteilung drei Kritikpunkte. Erstens sei Xing bei der Preiserhöhung nicht willens gewesen, diese klar zu kommunizieren. Die Steigerung sei in einer Produktkommunikation "versteckt" worden, damit sie den Nutzern möglichst nicht auffalle. Zweitens habe das Unternehmen die Preissteigerung "schöngefärbt". So schrieb Xing "es geschieht auf Kundenwunsch". Und drittens gebe es nun eine Diskriminierung von Schweizer Kunden gegenüber Deutschen, da man hierzulande nun ohne ersichtlichen Grund mehr bezahlen müsse.

Die Netzwoche kontaktierte zu diesem Thema Malte Polzin, Ex-Brack-CEO und Mitglied der Gruppe Xingfail. Er erklärte, dass das Ziel der Gruppe nicht ein Boykottaufruf gegen Xing sei. Jeder Kunde solle selbst entscheiden, ob er Mitglied bleiben wolle. Er persönlich habe sein Abo aber bereits gekündigt und werde in Zukunft keine neue Premium-Mitgliedschaft mehr kaufen. Polzin erklärte ausserdem, dass es sich beim Vorgehen von Xing um einen "Abzockversuch" handle. Man versuche sich auf der "Hochpreisinsel Schweiz", bei den im Vergleich zum Ausland gut verdienenden Kunden, zu bedienen.

Verschiebung zu Linkedin?

International besitzt das in Deutschland heimische Xing einen starken Konkurrenten: das amerikanische Netzwerk Linkedin. Die Frage ist daher, ob die Schweizer Kunden nun zu Linkedin wechseln werden. Polzin von Xingfail hält dies für realistisch. Die Amerikaner befänden sich hierzulande schon länger im Aufwärtstrend und "Xings verfehlte Preispolitik" werde diesen Trend wohl noch beschleunigen.

Stellungnahme von Xing

Robert Beer, Country-Manager von Xing Switzerland, ist nicht einverstanden mit den Ausführungen von Polzin und verteidigt die Preispolitik seines Unternehmens auf Anfrage. Er sendete der Redaktion per Email folgende Stellungnahme zu:

Eine Xing-Basismitgliedschaft ist und bleibt kostenfrei. Was unser Premium-Angebot angeht: Wir haben zehn Jahre lang die Preise für Bestandskunden nicht erhöht. Sie profitierten über diesen Zeitraum von immer mehr Produktinnnovationen und Services – ohne jemals um einen Aufpreis gebeten worden zu sein. Mir ist kein anderes Produkt bekannt, das immer besser aber zehn Jahre lang nicht teurer wurde. Wenn man diese zehn Jahre berücksichtigt, in denen alles teurer wurde, nur nicht Xing, relativiert das die Preisanpassung deutlich.

Es ist wahr, dass die Währungsumstellung auf vielfachen Wunsch vollzogen wurde. Wenn Mitglieder finden, dass wir die Preisanpassung nicht gut kommuniziert haben, will ich klar sagen: Das war nicht unsere Absicht und ich bedaure das. Allerdings steht in der Mail klar und deutlich, dass wir die Beiträge anpassen und das zu einer Entgelterhöhung führt.

Wir haben in der Schweiz in den letzten Jahren massiv in Personal und Events für unsere Premium-Mitglieder investiert. Das Kostenniveau in der Schweiz ist deutlich höher als woanders. Das hat dazu geführt, dass eine Preisanpassung nötig war. Grundsätzlich ist zu sagen, dass unser Neues Premium innovative Funktionen und zusätzliche Leistungen von Partnern anbietet, deren Wert den Preis der Mitgliedschaft um ein Vielfaches übersteigt. Das Produkt ist daher auch nicht vergleichbar mit dem von vor zehn Jahren. 

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