Studie von EY

KI und Handelskonflikte verändern das digitale Konsumverhalten

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von Markt-kom.com / dwi

Eine neue Studie von EY zeigt, wie geopolitische Unsicherheiten und KI 2025 das digitale Konsumverhalten in der Schweiz prägen. 86 Prozent der Befragten befürchten steigende Preise für elektronische Geräte durch Handelskonflikte. Fast die Hälfte nutzt bereits generative KI im Alltag, äussert jedoch zugleich Datenschutzbedenken.

(Source: freepik / freepik.com)
(Source: freepik / freepik.com)

Geopolitische Unsicherheiten, der zunehmende Einfluss künstlicher Intelligenz und eine hohe Preissensibilität prägen 2025 das digitale Konsumverhalten in der Schweiz und global. Dies zeigt die neue Studie "Decoding the Digital Home 2025" des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens EY. Vertrauen, Datenschutz und Loyalität werden dabei zu entscheidenden Faktoren - von Streaming bis Konnektivität.

Für die Studie wurden 20'500 Konsumenten in 14 Ländern zu ihrem Verhalten und ihren Einstellungen gegenüber Technologie, Medien und Telekommunikation befragt. Neben der Schweiz nahmen Australien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Spanien, Südkorea, das Vereinigte Königreich und die USA teil. Aus der Schweiz nahmen 1000 Konsumenten an der Studie teil.

Handelskonflikte verstärken Preissensibilität

In der Schweiz äussert die grosse Mehrheit starke Bedenken: 86 Prozent der Befragten befürchten, dass Handelskonflikte die Preise für elektronische Geräte wie Smartphones, Konnektivität oder Streaming-Abos weiter erhöhen könnten. Nur rund 15 Prozent zeigen sich überhaupt nicht besorgt über die möglichen Auswirkungen von Handelskonflikten auf ihre monatlichen Ausgaben.

Die Kostensensibilität bleibt hoch: 62 Prozent der Haushalte wollen möglichst wenig für Kommunikationsdienste ausgeben. 43 Prozent der Befragten wären bereit, auf ein günstigeres Paket umzusteigen - selbst wenn dies eine geringere Servicequalität oder einen eingeschränkten Kundensupport bedeutet. 69 Prozent wünschen sich, dass Breitband- und Internetanbieter mehr tun, um feste Preisgarantien für Haushalte anzubieten.

In der Schweiz empfinden 63 Prozent der Befragten jährliche Preiserhöhungen ihres Internetanbieters als unfair, 53 Prozent bezeichnen sie als schwer nachvollziehbar. Auch bei der Anbieterwahl spielen geopolitische Überlegungen eine Rolle. Viele Befragte bevorzugen lokale Anbieter - etwa Breitband- und Mobilfunkunternehmen mit Kundendienst im eigenen Land (27 Prozent), inländische Technologiehersteller (23 Prozent) oder Inhalte von Schweizer Produzenten (21 Prozent).

Streaming im Wandel: Kündigungsbereitschaft steigt

In der Schweiz nutzt über die Hälfte der Haushalte (66 Prozent) mindestens einen kostenpflichtigen Video-Streamingdienst. Fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) gibt dafür monatlich zwischen 10 und 29 Schweizer Franken aus. Bei der Anbieterwahl sind Preis und Inhalte entscheidend: 55 Prozent achten auf attraktive Preise, 36 Prozent auf Lieblingsinhalte und 32 Prozent auf eine umfangreiche Mediathek.

Streaming bleibt beliebt, doch die Kündigungsbereitschaft steigt. Innerhalb eines Jahres ist der Anteil der befragten Personen in der Schweiz, die ihr Streaming-Abo gekündigt haben oder dies planen, von 26 Prozent auf 38 Prozent gestiegen. Hauptgrund für Kündigungen sind Kosteneinsparungen (28 Prozent), während sich 85 Prozent zugleich leicht bis extrem besorgt zeigen, dass Handelskonflikte die Streamingpreise weiter erhöhen könnten.

Dennoch bleibt die Nutzerbasis stabil: 36 Prozent denken in der Schweiz selten über eine Kündigung nach. Zugleich gewinnen hochwertige und exklusive Inhalte als Neuanreiz an Bedeutung. 36 Prozent der Schweizer interessieren sich vor allem für bestimmte Filme oder Serien, 32 Prozent für grosse Inhaltsbibliotheken.

Generative KI etabliert sich - Vertrauen bleibt fragil

Generative KI verändert weltweit schrittweise das Konsumverhalten. In der Schweiz ist die Technologie bereits im privaten und beruflichen Alltag etabliert: 45 Prozent der Befragten setzen sie aktiv ein. Die Akzeptanz im Alltag wächst: 52 Prozent der Schweizer finden KI-Funktionen auf dem Smartphone - etwa für Sprachassistenz, Texterstellung oder Fotobearbeitung - hilfreich. 45 Prozent finden KI-gestützten Kundensupport wie Chatbots nützlich. Zudem empfinden 42 Prozent KI-generierte Suchergebnisse als hilfreicher als traditionelle.

Das Bild zeigt Adrian Ott, den Chief AI Officer von EY Schweiz

Adrian Ott, Chief AI Officer bei EY Schweiz. (Source: zVg)

"Trotz wachsender Akzeptanz von KI-Systemen zeigt die Umfrage, dass weiterhin grosse Fragezeichen über die Nutzung persönlicher Daten und die Nachvollziehbarkeit generierter Inhalte bestehen", sagt Adrian Ott, Chief AI Officer EY Schweiz.

Gleichzeitig bleibt das Vertrauen in Bezug auf Datenschutz fragil: 58 Prozent der Schweizer Befragten befürchten, dass ihre persönlichen Daten zur Schulung von KI-Systemen missbraucht werden könnten. 59 Prozent befürchten, dass Regierungen und Aufsichtsbehörden nicht genug tun, um die potenziellen Risiken von KI zu begrenzen. 61 Prozent äussern die Sorge, dass KI Online-Inhalte weniger vertrauenswürdig macht, und 66 Prozent befürchten den Missbrauch durch "Bad Actors". 75 Prozent fordern eine klare Kennzeichnung KI-generierter Inhalte.

Kundenloyalität im Wandel

Der Schweizer Markt präsentiert sich stabil, aber wenig dynamisch: 58 Prozent der Befragten sind mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis ihres Internetanbieters zufrieden. Ein häufiger Grund, nicht den Anbieter zu wechseln, ist der wahrgenommene Aufwand: In der Schweiz nennen dies 42 Prozent. Damit bestätigt sich ein global beobachtbares Muster widersprüchlicher Loyalität - Kundentreue, die neben echtem Zuspruch auch aus Sorge vor der Komplexität eines Wechsels besteht.

Auch die Internetgeschwindigkeit spielt eine Rolle. 56 Prozent der Schweizer sind der Meinung, ein Wechsel zu schnellerem Internet lohne sich finanziell nicht, während 40 Prozent angeben, dass es sie frustriert, dass die schnellsten Pakete in ihrer Region gar nicht verfügbar sind.

Das Bild zeigt Roman Haltinner, Cybersecurity Competency Leader bei EY Schweiz (

Roman Haltinner, Cybersecurity Competency Leader bei EY Schweiz (Source: zVg)

Roman Haltinner, Cybersecurity Competency Leader bei EY Schweiz, sagt: "Die zunehmende Verflechtung von Digitalisierung, globalen Risiken und künstlicher Intelligenz zeigt deutlich, dass Vertrauen zum entscheidenden Erfolgsfaktor wird. Unternehmen müssen Sicherheitsarchitekturen schaffen, die nicht nur technisch robust sind, sondern auch Transparenz und Verlässlichkeit vermitteln. Nur so lässt sich das verloren gegangene Sicherheitsgefühl der Konsumentinnen und Konsumenten wiederherstellen und die Grundlage für stabile digitale Ökosysteme schaffen."

 

Dieser Beitrag ist zuerst bei "Markt-kom" erschienen.

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