Schwerpunkt Rechenzentren

Chancen im Rechenzentrum

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Die Cloud ist im Mainstream angekommen. Das bedeutet weiteres Wachstum am Markt für Hosting und Housing. Direkt mit einem eigenen Colocation-Center einzusteigen, wäre aber der kostspieligste und riskanteste Weg. Wie so oft führen mehrere Wege ans Ziel. Einer wäre etwa die Kooperation mit Herstellern.

Entgegen der globalen Wirtschaftslage sind die weltweiten Investitionen in das Cloud- und Datacenter-Geschäft 2012 gegenüber dem Vorjahr um 22 Prozent gestiegen, wie die Analysten von Datacenter Dynamics berichten.

Die Schweizer IT-Branche profitiert von diesem Geschäft: Im Vergleich zu den europäischen Ländern weist die Schweiz, mit einem Wert von 0,016 Quadratmetern Datacenterfläche pro Einwohner, statistisch gesehen eine der höchsten Dichten an Rechenzentren auf, wie der Dachverband der Schweizer Wirtschaft Economiesuisse und der Telekom-Branchenverband Asut in der Studie "Datentresor: So bleibt die Schweiz ein Topstandort für Datacenter" berichten.

Die gute Marktentwicklung bestätigt auch Marco Dottarelli. Der Geschäftsführer des Colocation-Anbieters Equinix Schweiz vertritt die Interessengemeinschaft Colocation im Vorstand des ICT-Wirschaftsverbands Swico.

Dottarelli sieht hinter der Entwicklung Kräfte wie etwa der steigende Kostendruck in der IT, der dafür sorgt, dass IT-Infrastrukturen modernisiert und gestrafft werden. Eine weitere Kraft sei das Cloud Computing, das über die Anfangsphase hinaus sei und daher von einer breiteren Gruppe von Anwendern genutzt werde. Ausserdem sei die Schweiz eine sichere Oase, wenn es um Faktoren gehe wie Stromversorgung oder die Datensicherheit.

Auch bei ausländischen Unternehmenskunden sei die Schweizer Cloud-Branche sehr beliebt. Trotz aller Euphorie will Dottarelli aber keine Goldgräberstimmung verbreiten: "Es wäre falsch zu sagen: Jetzt kommen alle in die Schweiz." Dennoch sei das Geschäft mit Hosting und Housing noch kein Verdrängungsmarkt.

Bestehende Rechenzentrenanbieter haben es vergleichsweise einfach, am Markt zu wachsen. Sie sind in Betrieb und können Referenzen vorweisen. Neulinge müssen hingegen das Henne-Ei-Problem lösen: Sie müssen Kunden akquirieren für ein Projekt, das es noch nicht gibt. Der Kunde wiederum muss ein Produkt, das nur auf dem Papier existiert, kaufen. "Neueinsteiger muss man bewundern", findet deshalb Dottarelli.

Kooperation mit Herstellern

Für den Einstieg in das Abenteuer Rechenzentrum lohnen sich etwa Kooperationen mit Herstellern. Diese stellen eine Besonderheit am Markt dar. Sie liefern die Bausteine für Datacenter wie Server, Switche oder Storage, betreiben diese aber auch selbst.

Zu diesen Anbietern zählt HP. HP verspricht sich viel vom Cloud-Geschäft, da sich seine Kunden ebenfalls viel davon versprechen würden, etwa die Optimierung ihrer Kosten. Cloud sei deshalb eine der wichtigsten Initiativen bei HP, wie Bruno Boo, Cloud Sales Lead bei HP Schweiz, sagt.

Allerdings verstünden nicht alle das Gleiche unter dem Begriff "Cloud". Deshalb setzt HP auf Kundenberatung, etwa mit eintägigen Workshops. "Je nach Situation und Bedürfnis des Kunden machen wir dies in Zusammenarbeit mit unseren HP-Cloud-Partnern. Damit sind wir bisher sehr erfolgreich gewesen", betont Boo. Die Palette der Cloud-Services für Unternehmen wird aus Boos Sicht weiter wachsen und so auch für die Partner Möglichkeiten bieten.

Auch IBM fährt zweigleisig: Der Hersteller investierte unter anderem in zehn Cloud-Computing-Center weltweit. Auch die Schweiz ist dabei: Der neue Standort in Winterthur wird voraussichtlich im Juli dieses Jahres seinen Betrieb aufnehmen. Kunden können aus IBMs Smart Cloud genannten Portfolio verschiedene Cloud-Sourcing-Modelle wählen, wie Christoph Dietsche erklärt, Cloud Business Development Executive bei IBM Schweiz. Hierzu zählen etwa Analytics, Back-up oder Mobile. Hierfür beraten IBM und dessen Partner Kunden bei der Evaluation, welche Arbeitslasten sich für die Cloud eignen. IBM bietet auch Referenz-Architekturen für das Cloud-Computing an.

Gute Möglichkeiten für Nischenanbieter

Dadurch ergeben sich für den Channel ebenfalls neue Geschäftschancen. Etwa für Nischenanbieter, die beispielsweise als Managed-Service-Provider auftreten möchten. Für diese sieht auch Swico-Experte Dottarelli viele Möglichkeiten am Markt. Künftigen Datacenter-Betreibern rät er mit einer Strategie am Markt aufzutreten, durch die sie sich klar positionieren könnten.

Letztlich muss sich jeder Betreiber die Frage stellen, wie schnell er seine Fläche füllen kann. "Das ist eine Herausforderung für alle Anbieter», betont Dottarelli. Sonst sei man weg. «Die Ansprüche am Markt sind hoch."

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