Schwerpunkt Marktübersicht

Das Kerngeschäft ist der Transport

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Der Schweizer Providermarkt ist ein dicht besiedeltes Feld. Die Liste der Anbieter ist lang, das Angebot begrenzt. Dazu kommt die Dominanz weniger grosser Provider. Wer jedoch genau hinsieht, kann die Möglichkeiten erkennen, die der Markt bereithält.

Der Schweizer Providermarkt im Überblick. (Quelle: Netzmedien)
Der Schweizer Providermarkt im Überblick. (Quelle: Netzmedien)

Auf den ersten Blick tut sich nicht viel auf dem Schweizer Providermarkt. Und das, obwohl sich im Geschäft mit Telefon, Internet und weiteren Diensten gemäss Bakom rund 550 Anbieter um ein Marktvolumen von 12 bis 14 Milliarden Franken rangeln. Das liegt auch daran, dass der Markt noch immer von fünf bis sechs Anbietern dominiert wird. Diese beherrschen das Providergeschäft zu über 90 Prozent. Die Kleinen versuchen ihrerseits weiterhin den Stuhl der Grossen anzusägen und sich ihren Anteil zu sichern. Daneben gibt es einige Entwicklungen, die sich unter der Oberfläche abspielen und die nicht jedem direkt ins Auge springen. Diese eröffnen neue Möglichkeiten am Markt und könnten den Wettbewerb unter den Anbietern wieder ins Rollen bringen.

Sehr wenig Bewegung im Markt

Jörg Halter von der Unternehmensberatung Ocha beschäftigt sich seit rund drei Jahrzehnten mit dem Schweizer Telekommarkt. Wie er erklärt, ist der Schweizer Mobilfunkmarkt gesättigt, es passiert nicht mehr sonderlich viel. Die kleinen Anbieter wie etwa Mobilezone, Migros oder Coop halten nur marginale Marktanteile und Swisscom gewinnt sogar Marktanteile zurück. Auch scheint das viel umworbene LTE noch kaum Veränderungen mit sich zu bringen. Immer weniger Innovationen kommen auf den Markt. Zu erkennen ist das gemäss Halter auch daran, dass neue Geräte wie Handys und Tablets oft mit gros­ser Verzögerung in die Schweiz kommen. Auf Festnetz- und Internetseite liessen sich zwei Bewegungen ausmachen. Einerseits sei zu beobachten, dass das FTTH noch nicht richtig zum Laufen komme. "Die Energieversorger haben keinen Erfolg und wissen nicht, wie sich am Markt behaupten sollen. Swiss­com zieht sich zurück und setzt nur noch auf FTTS. Es ist eine typische Hype-Kurve, die sich nach einem rasanten Anstieg nun wieder abflacht", bringt es Halter auf den Punkt.

VoIP wieder im Trend

Andererseits sieht er das Comeback der IP-Telefonie, für die einst das Gleiche galt. Vor rund 10 Jahren war sie der Hype schlechthin, der dann rasch wieder abflaute. Seit einigen Jahren wächst sie allerdings wieder stetig und erobert langsam den Markt. "Das Ganze geht natürlich auf Kosten traditioneller Switch-Anbieter", erklärt Halter, da immer mehr Kunden nach und nach zu Anbietern von alternativer IP-Telefonie und ADSL-Angeboten wechseln würden. Rund 750 000 Kunden zählen die dezidierten IP-Anbieter wie E-Fon, Foxfon, Netstream, Peoplefon oder Sipcall in der Summe zusammen mit den Kabelnetzanbietern. Die grossen Anbieter wie etwa Swisscom und Sunrise verlieren durch diese überlaufenden Kunden Stück für Stück Marktanteile.

Kampf um die Cloud

Das führt direkt zum jüngsten Hype, der noch nicht so richtig angerollt ist: Cloud-Services. Sie sind in aller Munde und werden bereits von etlichen Firmen angeboten. Den Schweizer Anbietern fehlt es jedoch an Marktmacht. "Der Marktanteil für Cloud-Dienstleistungen bewegt sich noch im einstelligen Prozentbereich", erklärt Halter.

"Das wichtigste Kriterium für Schweizer Unternehmen ist bei derartigen Angeboten, dass die Rechenzentren in der Schweiz stehen", sagt Halter. Die grossen Provider, stützen sich aber grösstenteils auf Partnerunternehmen wie zum Beispiel Microsoft. Dadurch ergeben sich gleich mehrere Probleme. So lässt Microsoft keine lokalen Datenspiegelungen zu. Die Speicher stehen alle ausserhalb der Schweiz. Dazu kommen spätestens seit Edward Snowdens Enthüllungen um den Datenhunger der NSA ernsthafte Bedenken bezüglich der Datensicherheit.

Die Cloud ist nicht günstiger sondern bequemer

Das ist aber noch nicht alles. Bei der Bewerbung von Cloud-Dienstleistungen würden die Anbieter einen falschen Ansatz verfolgen. Es würde vor allem die Kostenersparnis gepriesen. "Bei einer Vollkostenrechnung sind ausgelagerte IT-Services in der Cloud unterm Strich nicht günstiger, als klassische Infrastrukturen. Maximal 10 Prozent lassem sich einsparen", erklärt Halter. Viel entscheidender sei die Bequemlichkeit, die mit der Cloud einhergeht. Die Cloud mache vieles einfacher. Das müsse bei den Angeboten im Vordergrund stehen.

Trotzdem liegt die Zukunft für Schweizer Provider nicht direkt im Cloud-Geschäft. Mit Blick in die Zukunft müssen sie sich überlegen, wie sie Kunden dazu bringen können, Bandbreite bei ihnen zu kaufen. Denn da ist sich Halter sicher: Geschwindigkeit und Qualität werden an Bedeutung gewinnen, aber auch mehr kosten. Wer viel Bandbreite möchte, wird dafür zahlen müssen. Es ist fast untergegangen, aber der verstorbene Swisscom-CEO Carsten Schloter verkündete noch im Januar dieses Jahres ganz Ähnliches. Nicht Services sind die Zukunft, sagte er, sondern der Transport ist das Kerngeschäft von morgen.

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