PCs verkaufen ist nicht schwer, Zubehör dagegen sehr

Mystery-Shopping: Desktop-PCs

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Die Auswahl an Desktop-PCs ist gross und verwirrend. Wie der stationäre Handel rund um den PC-Kauf berät, welche Geräte er empfiehlt und wie er durch Zusatzverkäufe den Umsatz steigern kann, hat CEtoday in Begleitung der professionellen Mystery-Shopperin Astrid T. untersucht.

Astrid T. will sich ein Home-Office einrichten. Doch ihr alter Computer ist zu lahm und wichtige neue Computerprogramme, die sie für die Arbeit braucht, laufen auf der alten Kiste nicht mehr. Klar ist für sie: Es muss ein neuer Computer her. Über PC-Fachwissen verfügte Astrid T. kaum und das unübersichtliche PC-Angebot im Internet half ihr auch nicht bei ihrer Suche. Sie entschied sich also einmal mehr, sich im Fachhandel beraten zu lassen.

Astrid brauchte einen qualitativ guten Desktop-PC. Ausser für die tägliche Arbeit fürs Geschäft sollte der neue Computer aber auch für die Kinder zum Spielen von einfachen Strategie- und Simulationsspielen taugen. Diese Anforderungen teilte sie den Verkäufern mit, die sie auf ihrer Odysee durch den Fachhandel antraf. Stationen waren ein Apple-Fachhändler, Interdiscount, Media Markt, Saturn, Manor und Fust.

Interdiscount Nr. 1

Der Interdiscount, erste Station an diesem Samstag, war mittelgross und vollgestopft mit Kunden. Nur ein einziger Verkäufer war anwesend. Der arbeitete dafür für zwei. Er steckte mitten in der Beratung eines Kunden, der eine Kaffeemaschine wollte, hetzte zwischendurch zur Kasse, wo weitere Kunden  warteten, zeigte anschliessend einem weiteren die neuesten TVs an der Wand.

Währenddessen stand Astrid vor vier PCs, die hinten in einer Ecke des Ladens versteckt waren. Bei den vier Geräten, alle von verschiedenen Herstellern, überraschte sie die Preisspanne: über 1500 Franken für einen Gamer-PC oder nur rund 250 Franken für ein Gerät aus dem Restposten. 250 Franken waren ein verführerischer Preis. Doch würde das Gerät auch Astrids Anforderungen genügen? Sie wartete rund zehn Minuten auf Bedienung, stand etwa drei weitere Minuten an der Kasse, während der Verkäufer an ihr vorbeieilte. Letztendlich gab sie auf. Astrid verliess das Geschäft ohne Beratung und machte sich auf den Weg zum nächsten Interdiscount. Schliesslich war der nur wenige Tramstationen entfernt.

Interdiscount Nr. 2

Der nächste Interdiscount, der auch an einer gut frequentierten Lage steht, schien glücklicherweise weniger gut besucht zu sein. Dafür waren fünf Verkäufer da, wovon einer Astrid gleich beim Eintreten des Geschäfts ansprach. Sie äusserte ihr Anliegen und er zeigte ihr die PCs, wieder nur etwa fünf Geräte, wovon er den Envy H8-1447EZ von HP favorisierte. Mit einem i7-Prozessor von Intel, 16-GB-DDR3-RAM und 2000-GB-Harddisk sei er auf dem neuesten Stand. Damit könne Astrid problemlos arbeiten und auch neuere Spiele laufen lassen.

Der junge Verkäufer, der ziemlich kompetent wirkte, empfahl zudem eine Garantieerweiterung von 24 auf 48 Monate für rund 100 Franken extra. Das Gerät koste rund 1000 Franken, dafür sei aber alles inbegriffen wie etwa eine Maus und eine Tastatur. Sie könne also gleich loslegen. Der Verkäufer las zwar die Gerätedetails vom Datenblatt, beriet aber während über fünf Minuten umfassend. Er erklärte etwa, welche Spiele problemlos laufen würden, welche Einstellungen Astrid ändern müsste, um auch neuere Spiele darstellen zu können oder welche Office-Programme empfehlenswert seien. Astrid bedankte sich, sie war ein Stück weit in die PC-Welt eingetaucht und wollte nun mehr erfahren. So zog sie weiter ins Fachgeschäft und zwar zu einem autorisierten Apple-Fachhändler.

Autorisierter Apple-Händler

Astrid trat ein und wurde sofort bedient. Der Kundenberater fragte nach ihren Wünschen und empfahl entweder ein Macbook, das ihre Anforderungen problemlos erfülle, oder einen iMac der noch "hundertmal" leistungsfähiger sei.

Am besten für sie geeignet sei ein iMac mit 21,5-Zoll-Display und 2,9-GHz-Quad-Core-i5-Prozessor für zirka 1700 Franken. Für einen Aufpreis von 275 Franken empfahl er, das Gerät mit 1 TB Fusion Drive (SSD & HD) aufzurüsten. Im Nachhinein sei dies nicht mehr möglich, warnte er. Eine Verdopplung des Arbeitsspeichers von 8 GB auf 16 GB sei hingegen nicht zwingend. Und für 224 Franken extra, 10 Prozent weniger als der offizielle Apple-Preis, werde die Garantieleistung von einem auf drei Jahre verlängert. Tastatur und Maus seien inklusive, sie müsse sich nur noch um ein Office-Programm kümmern. Sie könnte etwa ein Programm von Apple kaufen, mit Open Office gebe es aber auch eine  kostenlose Alternative. Astrid zeigte sich beeindruckt von der Offenheit des Verkäufers, wollte aber noch Alternativen zum Mac-Gerät finden.

Media Markt

Die Tour ging weiter und machte Halt im sehr gut besuchten Media Markt. Hier stand Astrid vor den 17 ausgestellten PCs in einem engen Gang, wo sich ständig Kunden aneinander vorbeiquetschten. Sie verliess den Gang immer wieder um zu verschnaufen, aber vor allem auch, um einen Verkäufer zu finden. Nur einer war zu sehen, der regelrecht belagert wurde.

Erst nach etwa einer halben Stunde(!) fand sie einen weiteren Verkäufer, der anscheinend gerade Zeit zum Bedienen hatte. Astrid spurtete hin, doch der Verkaufsmitarbeiter blockte ab mit dem Hinweis, er müsse noch eine weitere Kundin bedienen und komme dann zurück. Astrid folgte ihm und sah: Der Verkäufer unterhielt sich erst einmal gemütlich mit einem Arbeitskollegen und offensichtlich privat mit einer Bekannten. Als das Gespräch endlich beendet war, drängten weitere Kunden mit spitzen Ellbogen an Astrid vorbei. Der Verkäufer vergass natürlich, dass er Astrid beraten wollte und beriet jemand anderen. Frustriert verliess sie das Geschäft. Sie hoffte, dass es bei Saturn besser würde.

Saturn

Dort angekommen, fand sie an jenem Samstagnachmittag ein erstaunlich leeres Geschäft vor. Nur wenige Kunden waren über die Gänge verteilt. So fand Astrid in der PC-Abteilung zwei Verkäufer, die sich unterhielten und Astrid beim Vorbeigehen ansprachen. Sie trug ihre Wünsche vor, worauf sich einer der beiden aufmachte und Astrid ein nach seiner Ansicht für sie passendes Gerät zeigte: Ein PC-Set von HP mit Intel-i5-Prozessor, 8-GB-RAM und NVIDIA-GT-620-Grafikchipsatz. Alles zusammen für 899 Franken. Der Verkäufer pries mehrfach das Design des Monitors. Dieser sei edel und formschön konstruiert und dank mattem Display ohne Spiegelung auch bei hellem Sonnenlicht gut ablesbar. Nach etwa drei Minuten verabschiedete sich der Verkäufer, ohne mögliche Zusatzverkäufe zu erwähnen.

Manor

Das überzeugte Astrid noch nicht. Sie suchte weiter nach dem passenden Desktop-PC und ging zu Manor. Dort erklärte ihr der Verkäufer, dass sie nur iMacs hätten und diese auch nicht ausgestellt seien. Anhand eines Katalogs zeigte er ihr denselben iMac mit i5-Quad-Core-Prozessor, der ihr bereits im Apple-Fachgeschäft empfohlen wurde zu einem vergleichbaren Preis.

Fust

Astrid wagte einen letzten Versuch und ging zu Fust. Da keine weiteren Kunden anwesend waren, nahm sich der Verkäufer rund eine Viertelstunde Zeit für die Beratung. Von den sechs ausgestellten Geräten empfahl er das PC-Set Aspire M1935 von Acer für 899 Franken. Ein i5-Prozessor von Intel und eine Nvidia-G620-Grafikkarte würden ausreichen, um auch neuere Spiele darzustellen. Bildschirm, Maus und Tastatur seien inklusive, Astrid könne das Gerät gleich mitnehmen. Einziges Problem: Es sei nur noch das Ausstellungsstück vorhanden.

Der Verkäufer sagte, er könnte ein Gerät von einer anderen Filiale bestellen. Dieses würde aber erst am nächsten Tag eintreffen. Oder Astrid könne das Ausstellungsstück nehmen. Allerdings gebe es dafür keinen Preisnachlass. Falls sie aber noch etwas unter fünfzig Franken kaufen wolle, würde der Verkäufer ihr dies schenken. Er pries im weiteren die Möglichkeit der Ratenzahlung mit einem Zinszuschlag von 1,25 Prozent. Dafür brauche er lediglich ihren Ausweis und ein paar Angaben. Ob sie dies nicht gleich zusammen ausfüllen könnten, drängte der Verkäufer zum Abschluss. Astrid ging das dann doch zu schnell. Sie bedankte sich und beendete ihre Odysee.

Fazit

Astrids Fazit fällt gemischt aus. Während sie bei einigen Stopps keine Beratung vorfand, waren andere offen, kompetent und klärten ihre Bedürfnisse sauber ab. Besonders der Apple-Fachhändler blieb ihr positiv in Erinnerung. Auffallend war, dass die wenigsten Verkäufer Zusatzverkäufe machen wollten. Weder Accessoires noch Software wurden ihr von den Verkäufern gezeigt. Hier schlummert wohl noch viel Potenzial. Ratenzahlungen und Garantieerweiterungen scheinen indes hoch im Kurs zu stehen. Diese Services sieht der Fachhandel anscheinend als wichtiges Nebengeschäft.

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