Intel Oak Trail

Neue Tablet-Offensive von Intel

Uhr | Updated
von Marc Büchel

Was bis dato nicht gelang, soll endlich klappen: Mit der neuen Prozessorarchitektur Oak Trail will sich Intel ein Stück vom boomenden Tablet-Markt sichern, idealerweise ein grosses. Vor allem dem Konkurrenten ARM will man Marktanteile abjagen.

Intel Oak Trail Prozessoren
Intel Oak Trail Prozessoren

Schenkt man Vorhersagen von Intel Glauben, so wird sich der mobile Datenverkehr zwischen 2010 und 2015 versechsundzwanzigfachen (26!). Schon dieses Jahr rechnet Intel damit, dass die Hälfte des mobilen Internettraffics auf Videos entfällt. Nicht ganz unschuldig an diesem Trend ist etwa Apple mit der «Neu-Erfindung» des Tablet-PCs. Diese Geräte sind es – und werden es auch weiterhin sein –, die einen solchen exorbitanten Anstieg des mobilen Daten verkehrs verursachen.

Aktuelle Zahlen von Marktforschungsunternehmen belegen, dass im Jahre 2010 bereits 18 Millionen Tablet-PCs verkauft wurden. Bis 2014 soll dieser Markt auf 110 Millionen verkaufte Einheiten wachsen. Dies entspricht einem durchschnittlichen Wachstum von 60 Prozent pro Jahr. Angesichts dieser Zahlen ist es selbstverständlich, dass auch Intel ein gewichtiges Wörtchen mitreden möchte. Zurzeit spielt es kaum eine Rolle, welchen Tablet-PC man genauer betrachtet. 95 Prozent aller im Handel erhältlichen Geräte basieren auf einem ARM-Prozessor. Intel versuchte bereits, mit dem Vorgänger des Atom Z670 in diesem Markt Fuss zu fassen, was aber nicht so recht gelingen wollte.

Besserung verspricht sich das kalifornische Unternehmen nun vom neuen Intel Atom Z670. Dieser, unter dem Codenamen «Oak Trail» entwickelte Prozessor, setzt auf dem Design seines Vorgängers «Lincroft» auf. Dementsprechend wird auch «Oak Trail» im 45-Nanometer-Prozess hergestellt. Der neue Atom-Z670-Prozessor wurde mit einem 1,5 GHz schnellen Kern ausgestattet, der dank Hyper-Threading auf zwei Threads zurückgreifen kann. Ferner hat Intel der Tablet- PC-CPU einen – mit 512 KByte – durchaus angemessen grossen L2-Cache spendiert. Ein echter Fortschritt gegenüber dem Vorgänger «Lincroft» ist die integrierte Grafikeinheit GMA 600 auf PowerVR-Basis. Diese wird mit 400 MHz getaktet und unterstützt neben OpenGL ES2.0 und OpenGL 2.1 auch OpenVG 1.1 sowie H.264 Video Features. So soll es nun gar möglich sein, hochauflösendes Videomaterial ruckelfrei abzuspielen.

Bei Tablet-PCs von zentraler Bedeutung ist selbstverständlich auch die Leistungsaufnahme. Je geringer diese ausfällt, desto höher ist die Akkulaufzeit. Intel verweist bei der Atom-Z670-CPU auf eine Leistungsaufnahme von insgesamt 3,75 Watt. Dabei entfallen 3,0 Watt auf den eigentlichen Prozessor sowie 0,75 Watt auf die Grafikeinheit. Diese Verlustleistung kommt bei einer Package-Grösse von lediglich 13,8 x 13,8 Millimetern zustande.

Mit der Ankündigung von Intels Oak-Trail- Tablet-CPU geht auch der Launch des neuen, dazugehörigen Chipsatzes einher, der den Namen «Intel SM35 Express Chipset for Netbooks and Entry-Level Desktops» trägt. Das Produkt, das im «Small-Form-Factor»- Package erscheint, fällt mit Abmessungen von 14 x 14 Millimetern 30 Prozent kleiner aus als der Vorgänger. Mit an Bord ist auch die Unterstützung von Serial ATA, USB 2.0, Intel HD Audio sowie HDMI 1.3a, was die Wiedergabe von 1080p-HD-Videoinhalten erlaubt. Nicht integriert ist die Unterstützung für WLAN, UMTS oder WiMAX. Sollten Features wie diese gewünscht sein, müssen sie von Drittherstellern bereitgestellt werden.

Man darf gespannt sein, ob es Intel mit dieser CPU gelingen wird, ARM Marktanteile im Tablet-PC-Bereich abzuknöpfen. An dieser Stelle kann man sich berechtigterweise fragen, ob nicht die 3,75-Watt-Verlustleistung etwas zu viel ist. Schliesslich gelingt es ARM, bereits mit etwas weniger als der Hälfte auszukommen. Hieraus resultiert eine sehr lange Akkulaufzeit, die vor allem bei mobilen Geräten von zentraler Bedeutung ist. Zieht man nun noch in Betracht, dass beispielsweise das Bedienerlebnis an einem iPad 2 – das auf einer Dual-Core-ARM-CPU aufbaut – absolut flüssig verläuft, so kann man berechtigterweise vermuten, dass die Leistung, die ARM zur Verfügung stellt, ausreichend ist. Um mit den Atom-Prozessoren den Durchbruch auf dem Tablet-PC-Markt zu schaffen, wird Intel wohl nicht darum herumkommen, den Stromverbrauch noch weiter zu optimieren und die Prozessoren noch kompromissloser auf Mobilität zu trimmen.

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