Microsofts Jahreszahlen und Stategie

"Unsere Cloud-Produkte haben keine Hintertür"

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Microsoft performte in der Schweiz überdurchschnittlich. Schweiz Chefin Petra Jenner hat auf der Jahrespressekonferenz einen Einblick in die Schweizer Entwicklungen sowie in die neue Unternehmensstrategie gegeben.

Auf dem Jahrespresseevent von Microsoft hat Schweiz-Chefin Petra Jenner einen umfassenden Einblick in die aktuellen Jahreszahlen, Trends und Strategien des Unternehmens gegeben. Begleitet wurde sie von Reto Häni, Chief Security Officer Europe, der die Medienschaffenden über die Cloud-Angebote und Sicherheitsstrategie von Microsoft informierte.

Geschäfte in der Schweiz über dem Durchschnitt

Letzte Woche veröffentlichte Microsoft die Zahlen für das vierte Quartal. Im vergangenen Geschäftsjahr machte das Unternehmen einen Umsatz von knapp 87 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 12 Prozent entspricht. Das operative Einkommen fiel mit 27,8 Milliarden Dollar um vier Prozent stärker aus als noch im Vorjahr.

Dabei konnte die Schweizer Sektion von Microsoft im konzerninternen Ranking ihren Spitzenplatz behaupten, was laut Jenner die gute Performance in diesem Jahr unterstreicht. Wie schon im Vorjahr belegte Microsoft Schweiz den 14. Platz von 168 und konnte dabei einige Emerging-Markets hinter sich lassen. Insgesamt sei das Wachstum von Microsoft in der Schweiz eineinhalb Mal stärker als der Durchschnitt der ICT-Branche, sagte Jenner. Genaue Zahlen für die Schweiz kommuniziert das Unternehmen traditionell nicht.

Die neuen Schwerpunkte sind Produktivität und Plattformen

Mit dem Slogan: "We will reinvent productivity" verkündete CEO Satya Nadella in der vergangenen Woche die Geschäftszahlen des Unternehmens. Aber was genau ist darunter zu verstehen? In einem Gespräch mit Jenner sagte Nadella, dass er darunter vor allem Zeitersparnis versteht. Durch die Produkte von Microsoft soll der Nutzer mehr Zeit für andere Aktivitäten gewinnen, ob nun im Beruf oder auch Privat.

Ebenso zentral für die neue Strategie von Microsoft ist die Konzentration auf Plattformen und nicht mehr nur auf Geräte und Services. Microsoft-Lösungen sollen auf allen Plattformen zugänglich sein, was sich auch in der "online first"- und "mobile first"-Strategie niederschlägt. Das Paradebeispiel dieser Entwicklung ist Office 365 für das iPad.

Dennoch wird das Unternehmen nicht auf die Entwicklung von Hardware verzichten. Für die Mobile-Strategie sind die Smartphones und Surface-Produkte auch weiterhin von zentraler Bedeutung, betonte Jenner.

Voraussichtlich kein Stellenabbau in der Schweiz

Den anwesenden Journalisten brannte vor allem die Frage unter den Nägeln, ob es auch in der Schweiz zu Entlassungen kommen wird. Kürzlich hatte das Unternehmen den Abbau von 18'000 Stellen angekündigt und in der Schweiz arbeiten momentan 620 Personen für das Unternehmen.

Jenner konnte die Medienleute jedoch beruhigen. Zurzeit sei kein Stellenabbau bei Microsoft in der Schweiz geplant. Es gebe es keine Indizien, die auf auf bevorstehende Entlassungen hinwiesen.

Sicherheit in der Cloud als Topthema der Zukunft

Nach Petra Jenner ergriff Reto Häni das Wort. Er gab einen umfassenden Einblick in die Sicherheitsstrategie von Microsoft. In seiner Präsentation hob Häni hervor, dass das Unternehmen den Bereich "Cyber Security" als eine der künftigen Kernaufgaben ansieht. Bei den Cloud-Produkten wolle Microsoft ferner mit Transparenz und Datenschutz gegenüber der Konkurrenz punkten. So versprach Häni, dass auch in Zukunft keine Cloud-Daten für Werbezwecke genutzt werden sollen.

Bei den Cloud-Anwendern beobachtet Häni einen Paradigmenwechsel. Noch vor wenigen Jahren seien sensible Daten von Unternehmen bevorzugt lokal gelagert und verwaltet worden. Daher landeten vorrangig unwichtige Daten in der Cloud. Durch die zunehmende Professionalisierung der Cyber-Kriminalität beginnt sich dieses Denken zu wandeln. Viele Unternehmen seinen zu der Erkenntniss gekommen, dass sie die Sicherheit von Daten selber nicht mehr gewährleisten können und würden diese vermehrt in die Hände von professionellen Cloud-Anbietern übergeben, sagte Häni.

Bei vielen Schweizer Unternehmen, insbesondere KMU, würden Sicherheitsaspekte noch nicht ausreichend gewürdigt, besonders im Vergleich zum europäischen Ausland. In diesem Bereich verspricht sich Microsoft daher noch erhebliches Wachstumspotential.

Transparenz und Datensicherheit für die Cloud

Transparenz im Umgang mit den Cloud-Daten ist für Microsoft zentral, hob Häni hervor. So kommuniziere Microsoft schon lange die Richtlinien für die Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden und die Anfragen würden transparent nach Ländern ausgewiesen. Um die Daten noch besser zu schützen, habe das Unternehmen sogar ein Gerichtsverfahren in den USA angestrengt.

Microsoft unterstehe als Unternehmen zwar dem US-Recht, aber die lokal verwalteten Daten würden unter entsprechenden lokalen Richtlinien und Gesetzen behandelt, z.B. unter dem vergleichsweise strengen Reglement der EU-Datenschutznorm. In diesem Zuge hob Häni auch hervor, dass es keine "Backdoor" in den Produkten von Microsoft gebe, daher habe das Unternehmen den Quell-Code gegenüber staatlichen Behörden sogar offengelegt. Auch sei es heute schon für Kunden möglich, ihre Daten nur im europäischen Raum, das heisst in Amsterdam und Dublin, zu speichern und ein Backup auf US-Servern zu unterbinden.

Häni sieht ferner bei Public-Cloud-Angeboten noch ein erhebliches Wachstumspotential in der Schweiz. Momentan hat der Markt ein Volumen 400 Millionen Franken, bis zum Jahr 2018 rechent Häni mit einem Wachstum von jährlich 33 Prozent auf 1,3 Milliarden Franken.

Produktneuheiten für die zweite Jahreshälfte

Während der Präsentation kündigte Jenner auch die Markteinführungsdaten von einigen Microsoft-Produkten an. So werde die neue X-Box ab dem 5. September offiziell in der Schweiz verkauft werden, nachdem sie schon seit mehreren Monaten in den USA zu haben ist.

Auch wird Microsoft vermehrt das Niedrigpreissegment bei Smartphones weiterentwickeln. In nächster Zeit wird es daher auch Smartphones mit Windows OS für unter 100 Franken geben, kündigte Jenner an. Dies sei möglich, da Windows als Betriebssystem für Geräte mit Bildschirmen unter neun Zoll generell kostenlos sei.

Ebenso wurde das Surface Pro 3 für Ende August angekündigt. In den USA laufe das Produkt nach eigenen Angaben bisher sehr gut und das 2-in-1 Tablet habe erheblich zum globalen Wachstum bei Windows beigetragen, das im vergangenen Geschäftsjahr bei rund acht Prozent lag.

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