Marktbericht Business Software

Was die ERP-Branche bewegt

Uhr | Updated
von Marcel Siegenthaler

Die Anwendungsgebiete von ERP-Systemen sind durch ein dynamisches Umfeld geprägt. Unternehmen sehen sich laufend mit Veränderungen in den wirtschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen, in den Zielmärkten und dem Kundenverhalten sowie daraus resultierenden Strategieanpassungen konfrontiert. Hinzu kommt der technologische Wandel. Dabei zeichnen sich interessante Trends ab.

Der ERP-Markt ist ein dynamisches, durch verschiedene Faktoren beeinflusstes Spannungsfeld. Aussagen zu aktuellen Trends sind immer mit Vorsicht zu geniessen und haben einen flüchtigen Charakter. Trotzdem lassen sich gewisse Themen feststellen, die derzeit einen hohen Stellenwert geniessen.

Cloud Computing

Cloud Computing ist nach wie vor populär. Viel ERP-Funktionalität für relativ wenig Geld bieten Anbieter von Public Cloud Lösungen. Gerade für kleinere Anwenderfirmen mit vergleichsweise umfangreichen Anforderungen bieten sich hier Möglichkeiten, die noch vor kurzem undenkbar oder vor allem unbezahlbar waren. Leider versuchen viele Anbieter auf der Cloud mitzufliegen, obwohl ihre Angebote nicht bieten, was die Anwender suchen.

Für viele KMUs ist Cloud nicht nur ein technischer Begriff, sondern sollte auch ein angepasstes Betriebs- und Finanzierungsmodell enthalten. Die Leistung soll vollumfänglich aus einer Hand über den Browser zur Verfügung gestellt werden und dies zu definierten Kosten pro Monat. Zusätzliche Verträge mit Hosting-Partnern, Kauf von Lizenzen und Kündigungsfristen von einem Jahr ergeben darin keinen Sinn.

Intercompany

Intercompany ist ein Thema, das sich zunehmend in die Welt der KMUs verbreitet. Kaum ein grösseres Unternehmen operiert nur von einem Standort aus. Produktions- und Verkaufsstandorte in aller Welt sind oft anzutreffen. Basis dazu bilden die angebotenen Artikel, welche überall gleich sind. Richtig gleich sind diese allerdings erst, wenn deren Daten identisch sind. Die Datenqualität und -pflege gelten im Allgemeinen zu Recht als Dauerbrenner.Im Zusammenhang mit mehreren Standorten erhalten sie aber eine noch höhere Bedeutung.

Verschiebt man Artikel von einer Betriebsstätte in die andere, generiert das nicht nur einen Material- sondern auch einen Wertefluss. Für den einzelnen Standort ist das relevant, aus Konzernsicht darf dadurch allerdings kein Umsatz generiert werden. Für eine korrekte finanzielle Konsolidierung auf Konzernebene sind die Abgrenzungen bei jeder Intercompany-Transaktion zu beachten.

Maschinenanbindung

Die Verbindung vom ERP mit Maschinen in der Produktion eröffnet vielfältige Möglichkeiten, wie etwa die Verwaltung von Maschineneinstellungen im ERP-System. In die andere Richtung, also von der Maschine zum ERP, fliessen Informationen über Stückzahlen und Qualitätsdaten. Wird die Rückverfolgbarkeit von den produzierten Artikeln zu den Ausgangsmaterialien gefordert, kann das ERP Daten an die Maschine liefern. Auch die Belegungsplanung ist möglich.

Zusammen mit der Betriebszeiterfassung und Rückmeldungen des Arbeitsstandes ergibt sich damit im ERP ein detailliertes Bild der momentanen Situation mit differenzierten Auswertungen. Je nach Maschinenpark spielt hier aber das ERP in einer Ebene mit, in der dafür spezialisierte IT-Systeme angeboten werden.

Releasefähigkeit von Zusatz­programmen

Da wäre auch noch die Sache mit der Releasefähigkeit zu erwähnen. Nicht alle ERP-Systeme eignen sich gleichermassen für alle Anwendungsbereiche. Je schlechter die Anforderungen durch das Standard-ERP erfüllt werden, desto mehr muss hinzuprogrammiert werden. In der Regel kosten diese individuell programmierten Zusätze viel Geld, da die Kosten nicht auf mehrere Anwendungsfirmen verteilt werden können.

Schlimmer ist allerdings, dass immer wieder Zusätze programmiert werden, die nicht releasefähig sind. Das bedeutet, dass Aktualisierungen des ERP-Systems nicht durchgeführt werden, weil die individuell entwickelten Zusätze nicht mehr funktionieren. Man bleibt gezwungenermassen auf dem alten Stand der Software. Oder man investiert viel Geld, um die Zusätze zu erneuern und mitzuziehen.

Dokumentenverwaltung

In vielen Firmen ist die Dokumentenverwaltung ein schwieriges Thema. Häufig werden auf einem Fileserver Ordnerstrukturen nach Kundennamen angelegt. Je intensiver das ERP genutzt wird, desto schwerfälliger erscheint das System. Die Daten sind entweder nicht da, wo man sie bräuchte, oder dann bauen sich redundante Informationen in der File-Ablage und im ERP-System auf. Sollen die Telefonnotizen zum Beispiel ins CRM oder eher als Dokument in die File-Ablage? Was tun mit Dokumenten, die vom ERP selbst generiert werden?

Viele modernere ERP-Systeme weisen eine Dokumentenverwaltung auf, welche aber häufig nicht genutzt wird. Vielleicht wegen einer latenten ERP-Phobie oder weil die Bedienung viel zu umständlich ist? Erfreulicherweise wird das Thema zunehmend diskutiert. Berücksichtigt man neben der effizienten Bedienung auch noch rechtliche Aspekte, dann lohnt sich ein unbefangener Blick auf ein richtig leistungsfähiges DMS.

Marcel Siegenthaler ist Partner des Business Software Beratungsunternehmens Schmid + Siegenthaler Consulting und steht auf der Topsoft für eine kostenlose Kurzberatung zur Verfügung (Stand 20a).

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