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Podium-Antworten von Daniel Bodmer, Head of CE Distribution, Also Schweiz

Uhr | Updated
von Marc Landis
Daniel Bodmer, Head of CE Distribution, Also Schweiz
Daniel Bodmer, Head of CE Distribution, Also Schweiz

Wie sehen Sie die Konvergenz von IT und Unterhaltungselektronik …

Daniel Bodmer: Im Prinzip hat Konvergenz schon lange stattgefunden, aber den Durchbruch hat sie noch immer nicht geschafft. Das Einbinden des TV-Geräts ins Netzwerk ist ganz einfach geworden und dank des Zusammenspiels von Providern und Geräteherstellern auch optimal aufeinander abgestimmt. So ist es heute ein Kinderspiel, das TV-Gerät ans Internet anzuschliessen, Videos sowohl vom eigenen Computer oder über „Video on Demand“ abzurufen und Daten im ganzen Haushalt von einem Gerät zum anderen zu schicken. Die Technologie ist also da, die Anwendungen jedoch noch sehr bescheiden und das Wissen in der breiten Bevölkerung noch zu klein.

… in Ihrem Sortiment?

Wir setzen seit Jahren auf TV-Hersteller, die auch ein Standbein in der IT-Industrie haben. So ist es kein Zufall, dass eben diese Hersteller auch frühzeitig Endgeräte auf den Markt brachten, die Konvergenz möglich machten. Unser Sortiment umfasst eigentlich nur noch Geräte, die in ein Netzwerk eingebunden werden können und so ist Konvergenz zur Selbstverständlichkeit geworden. Neuerdings gibt es sogar Blu-ray-Player, etwa von Samsung, die bei fehlender Kapazität des TV-Geräts die Technologie ganz einfach nachrüstbar machen. Um ein Netzwerk zuhause aufzubauen und auch grosse Mengen an Daten zentral zu speichern, sind Hersteller wie Zyxel, aber auch alle traditionellen Computerhersteller in unserem Hause verfügbar. Komplette Lösungen sind aber vor allem von Apple erhältlich. Dieser Hersteller hat deshalb auch sehr gute Karten, nach Musik und Telekommunikation auch noch den TV-Markt zu erobern. Das liebste Hobby von Steve Jobs ist bekanntlich "Apple-TV".

… in den Handelskanälen allgemein?

Als Distributor mit grossem Sortiment sind wir für den Handelskanal attraktiv, auch ohne Mitgliederbeitrag und Verpflichtung. Alle zur Konvergenz nötigen Produkte sind bei uns in grossen Mengen und tiefem Sortiment verfügbar. Damit die richtigen Komponenten bestellt werden können, haben wir eine spezialisierte CE-Abteilung, die kompetent über die richtige Konfiguration Auskunft geben kann. Wir arbeiten eng mit der „Fachgruppe Intelligentes Wohnen“ zusammen und führen laufend Kurse für unsere Kunden durch, bei denen nicht nur theoretisches Wissen, sondern praxisnahe Installationen durchgeführt werden. Damit ist der Fachhandel vorbereitet, die nötigen Installationen beim Kunden durchzuführen. Die rege Teilnahme zeigt uns auf, dass es genügend Interesse gibt und die Branche durchaus vorbereitet ist. Noch hat allerdings das wichtigste Gerät überhaupt, das TV-Gerät, den Weg zum IT-Händler nicht gefunden. Andersherum tut sich die UE-Branche schwer mit der Installation der Netzwerkkomponenten.

… im Nutzerverhalten der Endkonsumenten?

Die Endkonsumenten sind noch lange nicht so weit, wie uns die Industrie glauben machen will. Noch immer sind hunderttausende Haushalte an ein analoges Kabelnetz angeschlossen und ahnen gar nicht, was mit ihren teuer angeschafften Endgeräten alles möglich wäre. Warum? Einfach deshalb, weil es noch immer keine vernünftigen Applikationen auf den TV-Geräten gibt, die den Aufwand lohnen würde. Ich habe jedenfalls noch keine App auf dem TV-Gerät gefunden, die ich täglich benutze und die uns in eine Abhängigkeit gebracht hätte, wie dies etwa bei den heute üblichen Smartphones oder Tablets der Fall ist.

Persönlich bin ich überzeugt, dass Internet auf dem TV-Gerät schon bald Standard sein wird. Genau gleich wie beim Smartphone wird es aber kaum der Webbrowser sein, der unser tägliches Nutzerverhalten ändern wird, sondern sinnvolle TV-Apps, die für den Schweizer Markt erst noch kreiert werden müssen. Ob wir bis dann noch auf hauseigenen Speicher zurückgreifen oder aber uns in der Cloud bedienen, wird sich zeigen.

Wie müsste sich der IT-Fachhandel aufstellen, um mit Unterhaltungselektronik Geld zu verdienen?

Mit dem Verkauf von Geräten wird es schwierig werden, genügend Geld zu verdienen, um die Infrastruktur und das Personal für ein Ladenlokal zu finanzieren. Unterhaltungselektronik adressiert mehrheitlich ein Privatpublikum und dieses ist heute aufgeklärt genug, die Hardware am günstigsten Ort zu beschaffen. Es ist demnach sinnlos, sich gegen Internethandel und andere neue Modelle zu wehren und dabei den Kontakt zum Kunden zu verpassen. Marktgerechte Preise auf Hardware können ganz einfach erzielt werden, indem man sich die Vorteile des Internethandels zunutze macht. Dies geschieht etwa, indem auf die Dienstleistungen der Distributoren zurückgegriffen und die Ware direkt dem Endkunden geschickt wird. Der Mehrwert des Handels liegt in der Beratung, dem Zusatzverkauf sowie der Verrechnung der Leistung zur Installation. Noch ist eine Hausvernetzung, egal ob verkabelt oder wireless, eine nicht ganz simple Sache, die von vielen Privathaushalten gerne vom Fachhändler bezogen wird. Der IT-Fachhändler ist mit seinem Know-how klar im Vorteil, hat aber den Nachteil, dass er im Privathaushalt noch unbekannt ist. Hier führt wohl kein Weg an der Kommunikation vorbei, sei es durch Werbung oder ein freundliches, modernes Ladenlokal.

Welche fachlichen Fähigkeiten muss der IT-Handel mitbringen, um Unterhaltungselektronik kompetent und erfolgreich verkaufen zu können?

Der IT-Handel verfügt zweifellos bereits über die nötigen Kenntnisse, sollte sich aber mit den Betreibern von Infrastruktur (z.B. Cablecom, Swisscom oder vielleicht schon bald Sunrise) in Verbindung setzen. Die von den Netzwerkbetreibern zur Verfügung gestellte Hardware verfügt in der Regel bereits über das nötige Material, um ein Heimnetzwerk zu installieren. Die Anzahl unverschlüsselter Netzwerke zeigt jedoch, wie erschreckend tief das Know-how zuhause immer noch ist. Schaffen es die IT-Fachhändler, hier in die Bresche zu springen und gleichzeitig die zusätzlichen Möglichkeiten aufzuzeigen, so bin ich überzeugt, dass der IT-Händler die besseren Chancen als der UE-Händler hat.

Wie sehen Sie das Spannungsfeld zwischen dem stationären Handel und dem Internethandel bei Unterhaltungselektronikprodukten?

Überhaupt nicht. Jeder Absatzkanal hat seine Berechtigung. Der stationäre Handel kann die Vorteile der Distribution genauso nutzen wie der Internethändler. Das zusätzliche Personal kann in Form von Beratung und Dienstleistung sogar noch besser genutzt werden. Einzig beim Ladenlokal muss der stationäre Handel zusammen mit den Herstellern und Netzwerkprovidern zusammenarbeiten und entsprechend für seine Leistung entschädigt werden. Dies kann in Form von Demogeräten und Entschädigung für Ladenfläche geschehen. Dort, wo die Hersteller nicht bereit sind, in die Infrastruktur zu investieren, ist vermutlich auch der Standort nicht optimal und deshalb eine zukunftsträchtige Zusammenarbeit fraglich.

Wie sind die Zukunftsaussichten im Geschäft mit Unterhaltungselektronik?

Besser denn je! Alles ist IT und alles ist UE. Immer mehr Geräte aus der IT finden im Haushalt Platz. Immer neue Anwendungen sind dazugekommen. Fragt sich natürlich, was nun genau Unterhaltungselektronik ist und was IT. Jedenfalls haben Geräte wie Notebooks, Netbooks und nun Tablets den Haushalt längst erobert und den Konsum von früher "nur"TV und Hifi-Anlagen  übertroffen. TV-Geräte und Musikausgabegeräte sind dank der Technologie viel schneller ersetzt worden und werden auch sofort wieder gefragt, wenn der Durchbruch bei der Applikation auf dem TV-Gerät kommt.

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