Nachgefragt

"Windows 8 wirkt sich bereits heute positiv auf unser Geschäft aus"

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Intel bekommt zur Zeit Druck von mehreren Seiten: Die Wirtschaft in Europa schwächelt, Chinas Konsumenten halten sich auch zurück und selbst die US-Präsidentschaftswahl scheint Intels Geschäfte zu hemmen. Viel Hoffnung setzt der Chiphersteller deshalb auf Windows 8, wie Dario Bucci, Intels Country Manager für die Schweiz und Italien, erklärt.

Dario Bucci leitet Intels Geschäfte in Italien und in der Schweiz. (Quelle: Intel)
Dario Bucci leitet Intels Geschäfte in Italien und in der Schweiz. (Quelle: Intel)

Intel hat seine jüngsten Quartalszahlen veröffentlicht und ein durchwachsenes Ergebnis präsentiert. Umsatz und Gewinn gingen im Jahresvergleich zurück. Besonders am boomenden Markt für Mobile Devices hat der Chiphersteller seine Aufholjagd erst begonnen. Umso mehr spürt das Unternehmen die schwindende Nachfrage nach PCs. Windows 8 lautet der Hoffnungsträger, der Intels Geschäfte voranbringen soll, wie Dario Bucci, Intels Country Manager für die Schweiz und Italien, erklärt.

Herr Bucci, wie verlief das dritte Quartal dieses Jahres für Intel aus Ihrer Sicht?

Wir erleben momentan eine komplexe makroökonomische Phase: Europas Wirtschaft durchlebt eine schwierige Zeit. Das wirkt sich auch auf unsere Umsätze aus. Seit einiger Zeit geht auch der Consumermarkt für Personalcomputer zurück. Neu ist für uns hinzugekommen, dass auch Chinas Konsumenten weniger kaufen. Und als ob das nicht genug wäre, hemmen die kommenden Wahlen in den USA unsere Unternehmenskunden. Sie wollen erstmal abwarten wie die Wahlen verlaufen, bevor sie wieder investieren.

Wir haben derzeit keine richtungsweisende Wahlen. Wie lief denn das Geschäft in der Schweiz für Intel?

In der Schweiz sind wir besser positioniert, hier lief das Geschäft ein wenig besser. Allerdings stehen wir in der Schweiz unter einem wirtschaftlichen Druck aufgrund von Währungseffekten. Auch wuchs das PC-Geschäft nicht so stark wie gewünscht. Auch in der Schweiz werden Tablets immer beliebter, wie etwa Apples iPad. Von den zahlreichen neuen Tablets, auf Basis von Intel und Windows, die jetzt auf den Markt kommen, erhoffen wir uns ein gutes Geschäft, insbesondere am Schweizer Markt.

Was macht den Schweizer Markt so speziell?

Schweizer Kunden sind typischerweise 'Early Adopters'. Daher versprechen wir uns sehr viel vom Marktstart von Windows 8 und den neuen Tablets. Wir glauben, dass besonders Unternehmen auf die neuen Tablets setzen werden, schliesslich nutzen sie diese Geräteklasse schon heute. Bisher kämpfen einige Unternehmen aber mit Problemen, wenn sie Tablets in ihre Unternehmens-IT einbinden möchten. Mit Tablets auf Basis von Windows 8 wird ihnen eine Lösung angeboten.

Das klingt aussichtsreich. Doch zunächst hat Intel noch mit einem Gewinneinbruch von 14 Prozent zu kämpfen. Wie konnte das passieren?

Wie angesprochen, befinden wir uns momentan in einer schwierigen gesamtwirtschaftlichen Situation. Das Hauptproblem sind derzeit aber Überkapazitäten in unseren Produktionsstätten. Diese werden wohl auch noch im vierten Quartal unseres Geschäftsjahres bestehen bleiben. Daher betreiben wir unsere Fabriken momentan nicht mit voller Leistung. Dadurch ergeben sich andererseits auch Vorteile für uns.

Inwiefern Vorteile?

Die so freiwerdenden Fabrikationsbereiche können wir schon heute auf die Produktion im 14-Nanometer-Massstab umrüsten, anstatt neue Produktionsstätten dafür aufzubauen. Wir sparen dadurch 1,2 Milliarden US-Dollar.

Das wird aber ein einmaliger Spareffekt bleiben. Was will Intel künftig anders machen, um am Markt wieder leistungsfähiger aufzutreten?

Windows 8 bietet uns eine Möglichkeit zu wachsen. Wir beobachten bereits seit Ende September einen Aufwärtstrend am Markt. Mit anderen Worten: Der Launch von Windows 8 wirkt sich bereits heute positiv auf unser Geschäft aus. Und nicht nur das: Wir werden mit zirka 20 verschiedenen Tablet-Modellen am Markt präsent sein. Rund 40 Ultrabook-Modelle mit Multitouch-Bedienung und Convertibles, also Ultrabooks, die sich wie Tablets bedienen lassen, werden hinzu kommen. Wir freuen uns schon sehr darauf!

Was macht Convertibles so besonders, diese sind weder Notebook, noch Tablet?

Tablets erlauben eine natürlichere Art der Handhabung von Computern. Aber diese Natürlichkeit erkaufen wir uns mit Kompromissen, zum Beispiel bei der Arbeitsleistung. Dennoch sind sie ein Schritt in der IT-Evolution. Mit Tablets wird Content konsumiert, während er mit Notebooks produziert wird. Mit einem Convertible können Sie beides. Es ist also eine höher entwickelte Maschine.

Tablets und Convertibles sind Produkte der Post-PC-Ära, genauso wie Smartphones. Wann werden wir Smartphones mit Intel-Chips hier in der Schweiz sehen?

2012 ist für uns ein Jahr des Anfangs, was Smartphones betrifft. Wir haben angefangen, sechs Modelle weltweit über Partner anzubieten. Wir entwickeln unsere Mobiltechnik weiter, müssen aber noch einiges tun. Die ersten Früchte dieser Arbeit lassen sich sehen: Wir sind zum Beispiel stolz auf das neue Razr i von Motorola. Es bietet in seiner Klasse die beste Batterielaufzeit. Hier konnten wir durch unsere Chiptechnik punkten. Wir bieten unseren Kunden Mehrwert.

Diesen Mehrwert würden bestimmt auch Intels Schweizer Kunden schätzen.

Da werden wir in der Schweiz 2013 abwarten müssen. Haben Sie bitte Geduld.

Gemäss den aktuellen Zahlen ist Intel im Data-Center-Geschäft um sechs Prozent gewachsen. Woher kommt dieses Wachstum?

Das lässt sich auf mehrere Dinge zurückführen: Wir konnten im Cloud-Geschäft im Jahresvergleich um 50 Prozent wachsen. Andererseits sehen wir dadurch eine Kannibalisierung im Enterprise-Markt. Wenn Unternehmenskunden ihre IT auslagern, investieren sie weniger Geld in ihre eigene Infrastruktur. Daher ging das Geschäft mit Servern teilweise zurück. Während die Umsätze für Two-Way-Server anzogen, sanken die Umsätze mit Four-Way-Servern. Dafür stiegen die Umsätze im Storage-Geschäft im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent.

Momentan ist Flash ein heisses Thema am Storage-Markt. Wie läuft dieses Geschäft für Intel?

Für Intel ist das SSD-Geschäft bisher noch nicht gross, aber strategisch sehr wichtig. Wir sehen SSDs auch als Teil unserer Ultrabook-Strategie. Das Ultrabook ist ein wichtiges Projekt, um die PC-Industrie insgesamt neu auszurichten.

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