"Es müssen Standards definiert und eingehalten werden"

Wie hat sich das Servergeschäft in den letzten zwölf ­Monaten verändert?

Patric Masar: Die Verbreitung von Hybrid-Cloud-Installationen hat zugenommen. Das bedeutet zwar, dass sich Investitionen in Serverinfrastruktur teilweise zu Serviceprovider verschoben haben. On-Premise-Server werden aber weiterhin benötigt. Um Hybrid-­Umgebungen effizient, sicher und kostengünstig zu betreiben, wird ein zentrales Management der ganzen Infrastruktur inklusive Storage, Netzwerk und Security immer wichtiger. Viele Unternehmen betrachten die einzelnen Komponenten deshalb nicht mehr isoliert, sondern im Kontext der Gesamtlösung, einer sogenannten integrierten Infrastruktur.

Vor welchen Herausforderungen stehen die Hersteller?

Um das Potenzial von integrierten Infrastrukturen auszuschöpfen, müssen Standards definiert und eingehalten werden. Kooperationen der Hersteller ermöglichen ein Ecosystem, um gemeinsam sich ergänzende Lösungskombinationen anzubieten. Für Reseller muss es schnell und unkompliziert möglich sein, bestimmte Lösungen zu verkaufen. Es ist darum wichtig, die Eintrittshürden für IT-Dienstleister tief zu halten und gleichzeitig sicherzustellen, dass das nötige Wissen vorhanden ist, um Kunden kompetent zu bedienen. Aufwändige Zertifizierungsverfahren könnten beispielsweise durch eine technische Unterstützung seitens des Herstellers bei den ersten Projekten ersetzt werden. 

Welche technologischen Trends zeichnen sich ab?

Aufbauend auf den Trend hin zu integrierten Lösungen mit zentralem Management wird zukünftig vor allem der Automatisierungsgrad erhöht. Für das Deployment eines neuen Services werden virtuelle Server, Netzwerkkomponenten und Firewalls automatisiert konfiguriert. Für kleinere Unternehmen sind vermehrt kompakte Lösungen erhältlich, die hochverfügbare Rechenkapazität und Storage in einer Box zur Verfügung stellen. Technologien, die bisher Grossunternehmen vorbehalten waren, finden so Einzug in kleine IT-Umgebungen. 

Welche Rolle spielen Aspekte wie Nachhaltigkeit, ­Energieeffizienz und Datensicherheit?

Sie spielen ganz klar eine wichtige und zentrale Rolle – und zwar schon seit mehreren Jahren. Die Hersteller haben das erkannt. ­Blade-Server-Systeme werden immer energieeffizienter, und im Storage-Bereich sind Lösungen verfügbar, deren Leistung vom Prozessor und nicht von der Anzahl Diskspindeln abhängig ist. Dadurch werden Platz- und Energiebedarf sowie die Kosten stark gesenkt. Hohe Verfügbarkeit und Skalierbarkeit der Systeme gewährleistet die Nachhaltigkeit einer Investition.

Worauf muss sich der Channel in den kommenden Jahren einstellen?

Es wird viele Hybrid-Cloud-Projekte geben. IT-Dienstleister werden von Unternehmen hinzugezogen, um sie dabei zu unterstützen Cloud-Services mit On-Premise-Services zu kombinieren. Dazu ist Expertenwissen gefragt, das neben Server und Storage auch Netzwerk und Security umfasst. Die Hersteller leisten Unterstützung durch validierte Designs. Viele Dienstleister werden analysieren müssen, in welchem Bereich sie noch Fachwissen aufbauen sollten.

Wo bieten sich für den Channel neue Umsatzmöglichkeiten?

Durch Lösungen mit zentralem Management, hohem Automatisierungsgrad und den damit verbundenen Effizienz- und Kostenvorteilen sind Kunden bereit, nicht nur neue Server zu beschaffen, sondern die ganze Rechenzentrumsinfrastruktur zu überdenken. Neben zusätzlicher Hard- und Software bietet sich die Chance, zusätzliche Integrationsdienstleistungen zu erbringen. Innovative Ideen, beispielsweise selbstentwickelte Zusatzservices für die Automatisierung im Bereich Software-Defined Networking, können IT-Dienstleistern Wettbewerbsvorteile verschaffen und ihren Kunden einen Mehrwert bieten.