Dossier

IT-Markt Nr. 6/2015

Editorial von David Klier

Da ist noch viel Luft nach oben

Anfang Mai war ich in Bern. Ich durfte dort an einem Software-Contest für Business-Software teilnehmen. Der Tag war für mich eine sonderbare Erfahrung. Ich gebe offen zu, es war das erste Mal, dass ich Business-Software live im Einsatz sah. Für einmal war es also nicht ein abstraktes Gebilde, über das ich hie und da schreibe. Nein, ich konnte erleben, was man mit Software für Unternehmen so alles anstellen kann – wenn man sie denn zu bedienen weiss.

Genau das schien mir der Knackpunkt zu sein, bei dem die vier Rivalen des Contests meiner Meinung nach versagten. In höchsten Tönen priesen sie ihre Produkte an. Mit flinken Fingern demons­trierten sie Funktionen wie Auftragser­fassung, Lieferantenbewertung oder Bilanzrechnung. Alles ganz einfach, sagten sie beinahe unisono. Für sie vielleicht.

Die ganze Branche spricht von Automatisierung und digitaler Transformation. Alles wächst zusammen, Maschinen steuern sich selbst, Lieferketten funktionieren unbeaufsichtigt. Das ist zumindest das Bild, das die Hersteller vermitteln. Die Realität sieht ­offenbar anders aus. Die vier Herren auf der Bühne sprangen von Menü zu Menü wie Grashüpfer von Halm zu Halm. Sie wollen wissen, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Kunde eine Bestellung tätigen wird? Klicken Sie hier, drehen Sie dort, wählen Sie diesen und diesen ­Parameter aus ... et voilà!

Kommt der Büroangestellte aus der Buchhaltung da mit? Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht gehe ich zu hart mit den Anbietern ins Gericht. Vielleicht sehe ich nicht das ganze Bild. Letztlich konnten  die vier Anbieter durchaus Funktionen demonstrieren, die mich innehalten liessen, bei denen ich sagen musste: Doch, sehr sinnvoll. Gut gelöst. So geschehen bei einer App, mit der ein Mitarbeiter seine Arbeitszeit oder Spesenbelege erfassen kann. Die Belege landen dann direkt via Cloud im System und werden dem Konto des Mitarbeiters zugeordnet. Automatisch. Unkompliziert. Wie gesagt, gut gelöst. Aber von meinem bescheidenen Standpunkt aus muss ich auch sagen: Da ist noch viel Luft nach oben.

Ich wünsche Ihnen viel Lesevergnüngen mit unserer Juni-Ausgabe!

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