Schwerpunkt Servermarkt

"Es braucht neue Betriebskonzepte"

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Das Servergeschäft birgt Herausforderungen für Hersteller und Channel. Werner Stocker, Leiter IBM Systems Schweiz, spricht über Trends, Entwicklungen und Chancen für den Handel.

Werner Stocker, Leiter IBM Systems Schweiz. (Quelle: IBM)
Werner Stocker, Leiter IBM Systems Schweiz. (Quelle: IBM)

Wie hat sich das Servergeschäft in den letzten zwölf ­Monaten verändert?

Werner Stocker: Themen wie Internet of Things und Industrie 4.0 verändern auch die Anforderungen an die Serverinfrastruktur. In der «neuen Welt» der Systems of Engagement werden auf Basis von Cloud Computing, der Einbindung mobiler Endgeräte, Social-Technologien und Analytics vollkommen neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen möglich. Damit steigen die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit von Infrastruktur: Echtzeit-Marketing, schnelle Analysen und Antwortzeiten werden sozusagen zur Commodity. Mit unseren High-End-Server-Plattformen bieten wir daher unterschiedliche Möglichkeiten für unterschiedliche Anforderungen. "One size fits all" ist für uns keine Option.

Vor welchen Herausforderungen stehen die Hersteller?

Wir erleben einen Wandel in unserer Kundenstruktur. Dies hängt mit der wachsenden Digitalisierung quer durch alle Unternehmensbereiche zusammen. Abhängig davon, wie Infrastruktur eingekauft oder genutzt wird, verändern sich Anforderungen und die Entscheidungsträger auf Kundenseite. Neben der traditionellen Serverbeschaffung durch die IT-Abteilung spielen Infrastructure-, Platform-, oder Software-as-a-Service eine immer wichtigere Rolle. Wir tragen mit unseren unterschiedlichen Delivery-Modellen diesen Kundenbedürfnissen Rechnung. Zudem sind statt einzelner Produkte immer mehr komplette Lösungen gefragt. Die Beschaffungs- und Implementationszyklen müssen kürzer werden. Das gelingt durch eine höhere Integration von Einzelkomponenten.

Welche technologischen Trends zeichnen sich ab?

Ein Thema ist "Software-Defined" – also Konzepte zur softwarebasierten Steuerung virtualisierter Umgebungen. Wir betrachten dies als einen evolutionären Pfad, den wir seit vielen Jahren konsequent verfolgen. Ein weiterer Trend sind die neuen Flash-Technologien (Tier 0), die Flaschenhälse in der gesamten Leistungskette beseitigen und so den Wirkungsgrad der Serverinfrastruktur erhöhen. Mit der Öffnung der Power-Technologie für Drittanbieter im Rahmen unseres Open-Power-Konsortiums haben wir einen entscheidenden Schritt unternommen, um unseren Kunden eine Alternative zur x86-Intel-Commodity-Hardware anzubieten. Speziell für Big-Data-Workloads wird diese Öffnung in Zukunft eine immer grössere Bedeutung gewinnen. Denn die Power-Technologie ermöglicht sub­stanzielle Leistungsgewinne durch eine höhere Skalierbarkeit und eine bessere Parallelverarbeitung. 

Welche Rolle spielen Aspekte wie Nachhaltigkeit und ­Energieeffizienz?

Neue Konzepte zur nachhaltigeren Nutzung der Rechenleistung und eine bessere Energieausbeute werden immer wichtiger. Hierfür braucht es neue Betriebskonzepte, wie etwa hybride Clouds, die Synergien und Skaleneffekte optimal nutzen. Hinzu kommen Massnahmen für eine höhere und gleichmässigere Auslastung der Server. Die Stichworte lauten Virtualisierung beziehungsweise der Einsatz von Flash-Speichern. Die Einsparungen sind beträchtlich: Ein Flash-Speicher braucht bis zu 90 Prozent weniger Energie und Platz als herkömmliche diskbasierte Systeme.

Worauf muss sich der Channel in den kommenden Jahren einstellen?

Obwohl x86-Commodity-Server einen hohen Marktanteil erreicht haben, sind wir der Überzeugung, dass gerade beim Thema Infrastruktur auch differenziert werden muss. Unterschiedliche Workloads brauchen unterschiedlich performante, flexible Infrastrukturen, die bestehende, über Jahre gewachsene Infrastrukturen mit den neuen Angeboten (IaaS, SaaS) im Markt verbinden. Hier wird eine weitere Diversifizierung stattfinden. Die Mainframes mit ihrer robusten Architektur sind ein Beispiel dafür, dass geschäftskritische, hochverfügbare Workloads auch 50 Jahre nach der Erfindung des Grossrechners hier immer noch am besten aufgehoben sind.  

Wo bieten sich für den Channel neue Umsatzmöglichkeiten?

Unsere Businesspartner sollten sich gut überlegen, welche Marktsegmente sie bedienen und mit welchen Lösungen sie sich im Markt differenzieren können und wollen. Sie müssen dabei nicht nur die Fähigkeit haben, flexible und effiziente Architekturen für ihre Kunden zu entwerfen und zu implementieren, sondern auch Fragen nach den jeweils besten Delivery-Strategien für das Geschäftsmodell ihrer Kunden zu beantworten. Hier müssen allerdings auch neue Fähigkeiten und Partnerschaften mit ISVs und MSPs sowie anderen Lösungsanbietern aufgebaut werden.

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