Nachgefragt

Die Schweizer ICT-Branche hat keine Angst vor Trump

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Donald Trump hat es tatsächlich geschafft. Er wird nächster Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Schweizer ICT-Branche nimmt es gelassen. Noch zumindest.

Am 8. November haben die US-Präsidentschaftswahlen stattgefunden. Sie fielen für viele Beobachter des Wahlkampfes überraschend aus. Der nächste Präsident der Vereinigten Staaten heisst Donald Trump.

Während des Wahlkampfs machte Trump mit fragwürdigen Forderungen auf sich aufmerksam. Er will etwa eine Mauer an der mexikanischen Grenze bauen. Auf Kosten der Mexikaner. Er will die Krankenversicherung Obamacare abschaffen. Er will die Verhandlungen zu TTIP abwürgen. Dieser Punkt betrifft ebenso die Schweiz. Und auch die ICT-Branche?

Die Märkte sind berechtigterweise verunsichert

Marcel Dobler, FDP-Nationalrat und Mitgründer von Digitec, erwartet, dass Trump seinen Wahlkampfmodus ablegt. Die Märkte seien zwar berechtigterweise verunsichert. Doch der neue Präsident werde pragmatischer und wirtschaftsfreundlicher in seiner neuen Funktion ans Werk gehen. "Trump wird besser agieren, als man es ihm heute zutraut", sagt Dobler.

Mit Blick auf das Freihandelsabkommen TTIP ist Dobler jedoch nicht ganz so optimistisch. Das Abkommen liege jetzt wohl erst einmal auf Eis, sagt er.

Laut Doblers Nationalratskollegen Franz Grüter – SVP-Nationalrat und Präsident von Green.ch – ist das aber gar nicht so schlimm. "Das TTIP-Abkommen verfolgt vor allem die Ziele von grossen Konzernen. Für viele KMUs, die ICT-Dienstleistungen anbieten, ist TTIP kein Vorteil.", sagt Grüter.

Sollte US-Wirtschaft erstarken, könnte das eine Chance sein

Grüter glaubt sogar an neue Möglichkeiten für die Schweizer ICT-Branche. "Sollte die US-Wirtschaft erstarken, ist dies eine Chance", sagt er. Eine Chance, mehr Schweizer ICT-Dienstleistungen zu exportieren.

Dobler und Grüter sind sich einig, dass Trump den bestehenden Handel nicht abwürgen wird. In dem Glauben unterstützt sie auch der Bundesrat. "Die Schweiz wird gegenüber den USA weiterhin auf Freihandel setzen", sagte Didier Burkhalter gegenüber dem Schweizer Radio und Fernsehen.

Neue Handelshemmnisse, wie sie Trump in der Wahlkampagne angekündigte, seien nicht im Interesse der Schweiz. "Das werden wir der neuen Regierung auch so mitteilen", sagte der Aussenminister.

In Kampagnen dominiert der Marketingaspekt

Die ICT-Verbände sind ebenfalls zuversichtlich. Sie beobachten jedoch ganz genau, wie sich die Situation in den USA weiterentwickelt, wie etwa Sina Pries von Switzerland Global Enterprise sagt. "Wir werden die Exporteure darüber informieren, wenn sich für sie relevante Entwicklungen ergeben."

Swico-Geschäftsführer Jean-Marc Hensch will die Auswirkungen der Wahl eigentlich noch nicht beurteilen. Es sei zu früh dafür. Ausserdem habe Trump während der Kampagne sehr widersprüchliche Signale gesendet, sagt er auf Anfrage. "In Kampagnen dominiert vor allem der Marketingaspekt." In Trumps Fall würden Anspruch und Umsetzungsmöglichkeiten aber in einem besonders grossen Missverhältnis stehen.

Welche Probleme oder Chancen Donald Trump für die Schweizer ICT-Branche tatsächlich bringen wird, kann und will noch niemand so genau sagen. Die Verbände und auch die Politik zeigen sich zuversichtlich. Die Schweizer ICT-Branche muss sich offenbar keine Sorgen machen.

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