IT-Markt-Report 2017 - In Kooperation mit Profondia

Die installierte IT-Basis in den 12'454 grössten Schweizer Unternehmen

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von Marc Landis und Martin Maurer, Profondia

Im Rahmen des "IT-Markt-Report 2017" stellt das Market-Research-Unternehmen Profondia Fakten zum Schweizer IT-Markt aus Sicht von professionellen Anwendern vor. Profondia erhebt dazu Daten zur installierten Basis von IT-Equipment in rund 12 500 der grössten Schweizer Unternehmen.

Quelle: Fotolia
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Die folgende Marktbetrachtung basiert auf bestehenden, von Profondia erhobenen Informationen. Profondia ist als Market-Research-Unternehmen seit über 25 Jahren darauf spezialisiert, Daten über die installierte IT- und Kommunikationsinfrastruktur bei den 12 454 Schweizer Unternehmen zu erheben, die 30 oder mehr Mitarbeiter und 10 oder mehr Computerarbeitsplätze im Land zählen. Diese Daten stellt Profondia interessierten IT-Anbietern und -Dienstleistern kostenpflichtig zur Verfügung, damit diese ihr Marketing aufgrund von Fakten statt Vermutungen optimieren können.

Diese Unternehmensdaten geben etwa Auskunft darüber, wie viele physische Server mit welchem Virtualisierungsgrad in Schweizer Unternehmen eingesetzt werden, oder darüber, welche Storage-Lösungen welcher Hersteller installiert hat, wie viele Geräte der Druckerpark umfasst etc. Zu beachten ist, dass bei Analysen die Marktdurchdringung im Vordergrund steht, also die Anzahl der Firmen, die eine bestimmte Technologie oder ein spezifisches Produkt einsetzen. Die vorliegenden Daten geben also Aufschluss über die installierte Basis von Herstellern und Technolo­gien, nicht aber den Absatz eines bestimmten Herstellers.

Analysiert wurde, welche Produkte und Technologien von wie vielen Firmen per Ende 2016 eingesetzt wurden. Bei dieser Methode kann eine Firma in der gleichen Kategorie auch gleichzeitig mehrere Produkte einsetzen, etwa wenn eine Multivendor-Strategie gefahren wird oder sich eine Firma in einem Migrationsprozess zum Wechsel von Betriebssystemen befindet. Entsprechend sind dabei Doppelnennungen möglich. Im Folgenden werden die von Profondia erhobenen Daten nach Kategorien kommentiert.

Betrieb

Die Digitalisierung ist offensichtlich in der Wirtschaft angekommen, denn verglichen mit dem Vorjahr hat die Anzahl IT-Mitarbeiter in den befragten Schweizer Firmen um stattliche 4,8 Prozent oder um 0,2 auf durchschnittlich 5,83 Personen zugenommen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Anzahl der IT-Mitarbeiter in den kleinen und mittleren Unternehmen eher stärker wächst als in den Grossbetrieben.

Host-Systeme

Die Anzahl physischer Host-Systeme wird kontinuierlich reduziert, egal ob Mainframe, Midrange-Systeme oder Workstation-Server. Besonders ausgeprägt ist dieser Trend aber bei den Midrange-Systemen (–17,4 Prozent) und den Workstations-Servern (–8,8 Prozent). Die Anzahl Mainframes ging bei den untersuchten Unternehmen um 6,3 Prozent zurück. Um 0,2 Prozent gewachsen ist hingegen die Anzahl an Servern. Marktführer bei den Servern ist nach wie vor HPE mit einem Anteil von 53 Prozent, wobei eine leichte Verschiebung zugunsten von Servern diverser Anbieter stattgefunden hat.

Marktpenetration Server nach Hersteller 2016.

PC-Systeme

Eine klare Entwicklung widerspiegelt das Wachstum der Thin Clients, die im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 Prozent zulegen konnten. Ein klarer Trend, der im Gegensatz zu vergangenen Jahren steht, in denen eine kontinuierliche Verschiebung von Desktop-PCs zu Notebooks stattgefunden hatte.

Marktpenetration Desktops nach Hersteller 2016.

Sowohl bei den Desktops wie bei den Notebooks konnte HP die Marktführerschaft mit einem Marktanteil von über 50 Prozent behaupten. Dell ist jeweils Nummer zwei in diesen beiden Produktkategorien.

Sehr dynamisch zeigt sich indes der Tablet-Markt, in dem Microsoft mit seinem Surface Apple Marktanteile abjagen konnte.

Marktpenetration Notebooks nach Hersteller 2016.

Operating Systems

Bei den PC-Betriebssystemen macht sich Windows 10 mit einem Marktanteil von 10 Prozent nun deutlich bemerkbar, wobei hauptsächlich Windows 7 und die letzten Windows-XP-Installationen abgelöst werden. Bei der Client-Virtualisierung (VDI) kann eine starke Zunahme um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnet werden, was mit der steigenden Anzahl von Thin Clients korrespondiert.

Betriebssysteme nach Standorten 2016.

Server und Virtualisierung

Virtualisierung und Cloud-Szenarien haben einen massiven Einfluss auf den Einsatz von physischen Servern in den Schweizer Rechenzentren. In den Firmen nimmt der Virtualisierungsgrad deutlich zu. Bei den Firmen, die bereits virtualisiert haben, stieg die durchschnittliche Anzahl VMs (Virtual Machines) innert Jahresfrist von 33,7 auf 39. Gleichzeitig verringerte sich bei diesen Firmen die Anzahl der physischen Server von durchschnittlich 19,7 auf 16,4. Diese Entwicklung macht deutlich, wieso die Hersteller so grosse Anstrengungen unternehmen, ihr Angebot von Hardware in Richtung Software und Services weiterzuentwickeln.

Da die Virtualisierung der Server bereits weit fortgeschritten ist, können hier neue Kunden am ehesten noch im KMU-Segment gefunden werden. Die Anzahl Unternehmen, welche die Server virtualisierten, nahm gegenüber der Vorjahreserhebung nur um 1 Prozent zu. Bei den Firmen mit 4 und weniger physischen Servern setzen noch 63 Prozent nicht auf virtuelle Maschinen. Dieser Anteil ging aber im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent zurück.

Bei den Herstellern von Servervirtualisierungssoftware konnte Marktführer VMware den Spitzenplatz trotz eines Rückgangs um 2 Prozent gegenüber 2015 behaupten; Microsoft hingegen konnte um 4 Prozent zulegen. Auch Citrix verlor im Vorjahresvergleich 2 Prozent bei der Marktpenetration. Die Servervirtualisierungssoftware von VMware ist bei 71 Prozent der erhobenen Firmen im Einsatz. Mit Microsoft virtualisieren 16 Prozent der Unternehmen ihre Server.

Marktpenetration SAN-/NAS-Hersteller 2016.

Drucker

Im Bereich Printing wird nach wie vor in jeder Unternehmensgrösse optimiert. So ist die Anzahl Geräte pro Standort innert Jahresfrist von 24,2 auf 23,3 gesunken. Gleichzeitig stieg die Anzahl PC-Arbeitsplätze pro Drucker von 4,9 auf 5,1.

Storage

Bei der Analyse der Storage-Lösungen wurden Firmen berücksichtigt, die mindestens über 10 physische Server, oder 100 PC-Arbeitsplätze an Ort verfügten oder die über mindestens 10 Virtual Machines verfügen. Marktführer ist nach wie vor Hewlett Packard Enterprise, wobei Synology am meisten Marktanteile gewinnen konnte.

PC-Applications

Der Markt der Groupware-Applikationen wird von Microsoft dominiert. Dabei ist ein klarer Migrationstrend zu den neuen Versionen sichtbar. Auch Office 365 (Anteil: 6 Prozent) beginnt Fuss zu fassen. IBMs Lotus Notes wird immerhin noch in rund 4 Prozent der untersuchten Schweizer Firmen eingesetzt. Google spielt mit einem Anteil von 1 Prozent immer noch kaum eine Rolle.

Marktpenetration Groupware 2016.

Strategical Applications

Die vier dominierenden Anbieter im Bereich der ERP-Systeme sind nach wie vor SAP, Abacus, Sage und Microsoft. Im vergangenen Jahr konnten SAP und Abacus zulegen, was hauptsächlich auf Kosten der diversen kleinen Anbieter erfolgte. Die durchschnittliche «Lebensdauer» eines ERP-Systems beträgt neu 13,4 Jahre und hat damit gegenüber dem Vorjahr um 0,7 Jahre zugenommen. Diese grosse Treue zu den bestehenden Systemen unterstreicht auch, welch grosses Unterfangen der Wechsel eines ERP-Systems darstellt.

Ein weiteres herausragendes Merkmal ist eine sehr gros­se Anzahl kleinerer Anbieter, die 43 Prozent des Marktes ausmachen. In rund 4 Prozent der Fälle wird zudem in Eigenregie entwickelte Software eingesetzt.

Strategical Applications 2016.

DB, E-Business

Die Anzahl Firmen, die einfach nur eine Website betreiben, nimmt weiter ab, zugunsten von Intranet- und Extranet-Lösungen. Die Anzahl von Firmen, die auch E-Commerce-Plattformen betreiben, bleibt relativ stabil.

LAN

Im vergangenen Jahr konnte Cisco sowohl die Marktführung behaupten wie auch leicht Marktanteile dazugewinnen. Stärkste Herausforderer bleiben HPE und Zyxel, gefolgt von einer grösseren Anzahl Anbieter mit relativ tiefen Marktanteilen.

Marktpenetration der Switch-Hersteller 2016.

WAN

Im Businessbereich ist der Trend zu Glasfaser eindeutig. Mittlerweile sind noch etwa ein Drittel der Firmen mit Kupferleitungen erschlossen.

WAN Wide Area Networks 2016.

Voice Systems und All-IPDie Ankündung Swisscoms, die traditionelle Festnetz­telefonie (ISDN/Analog) per Ende 2017 einzustellen, sorgt im Markt für grosse Bewegung. Per Ende 2016 waren noch immer 63,9 Prozent der Firmen via ISDN beziehungsweise analogen Anschlüssen mit dem Festnetz verbunden. Aber sehr viele Firmen machen sich Gedanken zur Umstellung, beziehungsweise haben bereits damit begonnen. Im Vergleich zu normalen Jahren melden fast doppelt so viele Firmen (rund 9,2 Prozent), dass ein Projekt im Bereich der Telefonzentrale respektive Unified Communication geplant ist. Der Einfluss der Umstellung auf All-IP wird besonders deutlich sichtbar, wenn man bedenkt, dass mehr als 27 Prozent Firmen, die heute noch mit traditionellen Anschlüssen telefonieren, ein entsprechendes Projekt planen.

All-IP führt wenig überraschend nicht nur zur Ablösung des ISDN beziehungsweise analogen Festnetzes durch IP-Trunking, sondern beschleunigt auch den Wechsel zu IP-Telefonie-Systemen spürbar. Trotz einer relativ hohen Anzahl Technologiewechsel bleibt die Hersteller-Landschaft einigermassen stabil, wobei zum Teil neue und kleinere Anbieter Marktanteile dazugewinnen. Die durchschnittliche Einsatzdauer einer Telefonanlage beträgt neu 8,2 Jahre und hat damit im Vergleich zum Vorjahr leicht abgenommen. Dies bestätigt die Feststellung, dass im Rahmen der Umrüstung auf All-IP sehr viele alte Systeme abgelöst werden. Aufgrund der historischen Verankerung in der Schweiz und der vielen Akquisitionen hält Mitel (Aastra) weiterhin mit 42 Prozent die Poleposition.

Security

In der Schweiz kämpft nach wie vor eine Vielzahl von Security-Anbietern um die Gunst der Unternehmenskunden. Angeführt wird das Feld wie schon 2015 von Trend Micro mit einem Anteil von 20 Prozent. Symantec verlor erneut Marktanteile und liegt noch bei 17 Prozent. 1 Prozent verloren hat auch McAfee und kommt nun auf 16 Prozent. Unverändert liegt Kaspersky mit 11 Prozent auf Platz vier.

Marktpenetration Anti-Virus-Hersteller 2016.

Services

Der Trend zu Outsourcing und Cloud-Lösungen hat sich auch letztes Jahr weiter verstärkt. Mittlerweile greifen 81 Prozent der Schweizer Firmen im IT-Bereich auf einen Managed Service zurück (+6 Prozent), und sogar 92 Prozent der Firmen nutzen irgendeine professionelle Cloud-Lösung (+ 3 Prozent).

Was wird wie erhoben?

  • Status Userbase-Datenbank per ­Dezember 2016

  • 12 454 Firmen mit 30 Mitarbeitern und 10 PCs im Land

  • Davon 629 Niederlassungen (mindestens 50 Mitarbeiter an Ort und ein kompetenter IT-Ansprechpartner)

  • Zirka 72 Prozent Auskunftsrate in den letzten 24 Monaten

  • Telefonische Interviews durch Profondia-eigenes Research-­Center in Basel

  • Installierte Basis wird alle 12 Monate überprüft

  • Firmengrunddaten und Entscheidungsträger werden alle 6 ­Monate verifiziert

  • Selbstdeklaration der befragten Firma, basierend auf freiwilliger Teilnahme

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