Infrastructure

Flexibel in die IT-Zukunft mit virtuellen Datacentern

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von Pius Grüter ist CIO des ICT-Dienstleisters und Rechenzentrumsbetreibers Green

In virtuellen Datacentern können Unternehmen die benötigten Ressourcen bedarfsgerecht buchen, womit eigene Investitionen in Rechenzentren oder Hardware entfallen. Flexibilität und Kostentransparenz in der IT werden auf diese Weise zur Realität.

Die klassische IT-Beschaffung und -Bereitstellung verliert heute immer mehr an Bedeutung. Zu träge, zu teuer und zu starr ist sie geworden, angesichts von stets kürzeren Projektlaufzeiten und zunehmendem Kostendruck. Bereits 2017 investieren hiesige KMUs gemäss einer Studie von MSM Research über 1,5 Milliarden Franken in Private-Cloud- beziehungsweise Public-Cloud-Dienste, gleichzeitig sinkt der Hardware-Umsatz kontinuierlich. Internationale Studien gehen gar davon aus, dass bereits 2020 mehr Server-Workload in Public Clouds verarbeitet wird als in Private Clouds. Dies macht deutlich, dass der Wandel hin zu flexiblen Infrastrukturen derzeit in vollem Gange ist.

Die Ablösung der eigenen IT-Infrastruktur vollzieht sich in jedem Unternehmen individuell. Während vor allem die digitalen Vorreiter ihre Infrastruktur bereits sehr konsequent ausgelagert und virtualisiert haben, bevorzugen viele Unternehmen eine schrittweise Transformation ihrer IT. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Einerseits sind noch Altsysteme vorhanden, die IT-Verantwortliche noch nicht ablösen wollen, andererseits können aufgrund des Datenschutzgesetzes nicht alle Daten problemlos im Ausland gespeichert werden. Mit den zunehmend attraktiveren Virtual-Datacenter-Angeboten in Schweizer Rechenzentren dürfte sich diese Entwicklung allerdings künftig beschleunigen.

Dabei spielen Hybrid Clouds, eine Kombination von Public-Cloud- und Private-Cloud-Diensten in eigenen oder ausgelagerten Rechenzentren, die wichtigste Rolle. Sie verzeichnen in der Schweiz derzeit die höchsten Zuwachsraten. Mit einem hybriden Ansatz können Unternehmen von den vereinten Stärken der Private Cloud und der kostengünstigeren Public Cloud profitieren. Damit dies gelingt, gilt es jedoch einige Punkte zu beachten.

Höhere Flexibilität bei geringeren Kosten

Infrastructure-as-a-Service (IaaS) zählt – neben Software-as-a-Service (SaaS) – zu den wichtigsten Servicesegmenten im Cloud Computing. Unter dem Begriff «Virtual Datacenter» werden IaaS-Dienste in der Public Cloud angeboten, wobei Ressourcen wie Prozessorleistung, Arbeits- und Datenspeicher, Netzwerk- und Firewall-Funktionen oder auch Datenbanken über ein Selfservice-Portal bereitgestellt werden. Ausser einem geringen monatlichen Grundpreis bezahlen Nutzer dabei nur die auf Tagesbasis tatsächlich genutzten Ressourcen. Trotz höherer Flexibilität sinken die IT-Kosten im Unternehmen, denn IT-Infrastruktur wird in Form einer Dienstleistung bezogen. Eigene Investitionen entfallen komplett.

Aufgrund der umfangreichen Möglichkeiten lassen sich komplexe IT-Infrastrukturen schnell und einfach in virtuellen Datacentern abbilden. Neue Systeme, inklusive Betriebssystem, sind in der Regel innerhalb einer Viertelstunde betriebsbereit. Da derartige Dienste eine hohe Flexibilität und Skalierbarkeit bieten, nutzen Unternehmen sie anfänglich oft für dynamische Applikationen oder zeitlich befristete Projekte – wie etwa E-Commerce-Anwendungen, mobile Apps, Modellberechnungen und -simulationen oder Entwicklungsumgebungen, um nur einige zu nennen. Sind Unternehmen einmal mit den Vorzügen des virtuellen Datacenters vertraut, werden meist weitere Teile der IT schrittweise verlagert.

Hochverfügbar und energieeffizient

Während in der klassischen IT-Beschaffung jeweils ein Zweitserver erworben und Lasten mit einem aufwendigen Loadbalancing verteilt wurden, sind virtuelle Datacenter bereits mit den entsprechenden Redundanzen ausgestattet. Damit erfüllen sie alle Anforderungen an hochverfügbare Infrastruktur. Unter dem Virtualisierungs-Layer sind hier alle Bestandteile, das heisst Rechenleistung sowie Speicher- und Netzwerkelemente, redundant vorhanden.

Jede virtuelle Infrastruktur beruht letztlich auf Rechenzen­tren und ihren Systemen, die wesentlich für den stabilen Betrieb einer Plattform verantwortlich sind. Rechenzentren mit Tier-IV-Klassifizierung zeichnen sich hinsichtlich Datacenter-Infrastruktur durch eine Ausfallsicherheit von mindestens 99,99 Prozent aus. Um dies zu gewährleisten, müssen sämtliche Anlagen redundant aufgebaut sein. Fehler in Systemkomponenten oder -pfaden, die zum Ausfall des Gesamtbetriebs führen können, werden durch diese Redundanzen nahezu eliminiert. Zudem werden moderne Rechenzentren rund um die Uhr überwacht und entsprechen in der Regel internationalen Standards im Bereich Informationssicherheit, wie etwa dem ISO-Standard 27001. Unternehmen, die ihren ökologischen Fussabdruck verbessern wollen, sollten bei der Wahl des Cloud-Providers ebenfalls auf jene Anbieter setzen, die moderne Rechenzentren nutzen. Diese sind wesentlich effizienter als ältere Datacenter. Als Qualitätsmerkmal kann der ISO-Standard 50001 gelten, der Rechenzentrumsbetreiber dazu verpflichtet, den Stromhunger ihrer Rechenzentren zu messen und kontinuierlich zu verbessern.

Vereinfachte Integration mit Azure-Cloud-Technologie

Wie gut die Integration der Public Cloud gelingt, ist von der Wahl der Plattform abhängig. Die Azure-Cloud-Technologie von Micro­soft verbindet mit dem Windows Azure Pack beide Welten: die Private Cloud und die Public Cloud. Die Lösung stellt Nutzern ein umfangreiches Set an Werkzeugen sowie ein ausgereiftes Selfservice-Portal und eine einheitliche Bedienung zur Verfügung. Insbesondere für Unternehmen, die ihre Workloads im laufenden Betrieb von der privaten Cloud ins virtuelle Datacenter verschieben wollen, sind solche Funktionalitäten entscheidend. Seit Oktober 2017 liefert Microsoft auch die ersten Integrated Systems mit Azure Stack aus. Somit können Kunden mit Azure Stack die gleichen Entwicklungs-, Verwaltungs- und Security-Tools nutzen, die sie schon von der Azure Public Cloud gewohnt sind, um ihre Cloud-Ready-Applikationen zu provisionieren. Damit stärkt Microsoft erneut seine führende Position als Anbieter von konsistenten Hybrid-Cloud-Plattformen und bietet seinen Kunden eine weitere Vereinfachung der Deployments in hybriden Umgebungen.

Nachdem sich Microsoft seit 2012 auch gegenüber der Open-Source-Community geöffnet hat, nimmt die Bedeutung der Azure Cloud ohnehin zu. Sie wird nicht nur von klassischen auf Micro­soft basierenden Unternehmen bevorzugt, auch immer mehr Linux Workloads werden in der Azure Cloud verarbeitet. Provider von virtuellen Datacentern auf Basis der Azure Cloud bieten ihren Kunden heute ausser Windows-Templates auch eine Reihe von Linux-Templates. Zudem lassen sie meist die Nutzung weiterer, vom Kunden bereits lizenzierter Betriebssysteme zu.

Cloud Connectivity als Erfolgsfaktor

Moderne IT-Umgebungen sind nicht nur hochstandardisiert, sondern vor allem auch stark vernetzt. Ein wichtiger Erfolgsfaktor, um hybride Clouds oder in der Folge gar Multi-Clouds zu realisieren, ist demnach die Cloud Connectivity des Anbieters. Sie sollte alle Szenarien zukunftsgerichtet unterstützen, was bedeutet, dass sich, neben einem privaten und sicheren Zugang zur Cloud, auch die übrigen IT-Infrastrukturen des Unternehmens anbinden lassen müssen. Dies setzt eine leistungsfähige Vernetzung mit garantierter Bandbreite, Datendurchsatz und Verfügbarkeit vo­raus. Zusätzlich sind Zugänge zu internationalen Cloud-Anbietern notwendig, um später Multi-Clouds aufsetzen zu können.

Werden die IT-Systeme des Unternehmens in einer Colocation-Zone des Providers untergebracht und direkt mit der Public Cloud vernetzt, reduzieren sich die Latenzzeiten entscheidend. Dies hilft Unternehmen dabei, ihre Lasten zu möglichst tiefen Kosten auf die angebundenen Ressourcen zu verteilen – mithilfe des Multi-Cloud-Ansatzes sogar über die Landesgrenzen hinaus.

Die Zukunft der IT liegt damit in einer hochstandardisierten und vernetzten IT-Infrastruktur, die Daten und Anwendungen über Private- und Public-Cloud-Dienste hinweg verteilt. Mit der Wahl des richtigen virtuellen Datacenters profitieren Unternehmen von einer höheren Verfügbarkeit und mehr Flexibilität bei gleichzeitig sinkenden IT-Kosten.

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