Update: Strafverfahren eröffnet wegen Russland-Skandal beim Schweizer Geheimdienst
Gemäss SRF ermittelt die Bundesanwaltschaft unter anderem wegen Spionageverdachts beim Nachrichtendienst des Bundes (NDB). Grund dafür ist die Vermutung, dass Mitarbeiter des NDB der russischen Cybersecurity-Firma Kaspersky sensible Informationen weitergegeben haben.

Update vom 30.06.2025: Der Bundesrat hat in der Spionage-Affäre beim Schweizer Geheimdienst ein Strafverfahren genehmigt, wie das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) am Montag berichtet. Die Bundesanwaltschaft dürfe nun "unter anderem wegen Verdachts auf Spionage ermitteln".
Es steht der Verdacht im Raum, dass Mitarbeiter des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB) sensible Informationen mit der umstrittenen russischen Cybersicherheits-Firma Kaspersky geteilt haben. Auf diesem Weg könnten die weitergegebenen Daten zu den russischen Geheimdiensten gelangt sein.
Strafrechtliche Ermittlungen wegen Spionage-Verdacht beim Geheimdienst – dies sei ein beispielloser Vorgang in der Schweiz, kommentiert SRF.
Führungsversagen im VBS
Der NDB gehört zum Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Und dort gab es gemäss SRF-Einschätzung ein Führungsversagen.
"Das Verhalten der Verantwortlichen im Verteidigungsdepartement VBS in der Spionage-Affäre wirft Fragen auf: Seit fünf Jahren wusste die Spitze des NDB von den Vorwürfen. Doch ein erster interner Untersuchungsbericht zählte die Vorwürfe offenbar bloss auf – ohne sie zu überprüfen." Daraufhin habe die damalige VBS-Chefin Viola Amherd einen externen Untersuchungsbeauftragten eingesetzt. Doch auch dieser sei ausgerechnet dem Spionage-Vorwurf nicht auf den Grund gegangen.
Die unabhängige Geheimdienst-Aufsichtsbehörde AB-ND hatte wegen der Vorgänge beim NDB 2024 Strafanzeige eingereicht. Weil es sich um heikle Ermittlungen handelt, musste der Bundesrat darüber befinden – und hat nun die entsprechende Ermächtigung erteilt.
Gegenüber SRF bestätigte die Bundesanwaltschaft: "Das Ermächtigungsgesuch wurde aufgrund einer möglichen Verletzung des Amtsgeheimnisses, möglicher verbotener Handlungen für einen fremden Staat sowie mutmasslichen politischen Nachrichtendienst eingereicht." Der Bundesrat habe sich für seinen Entscheid "über ein halbes Jahr Zeit genommen", konstatiert SRF. Die Strafverfolger seien in der Zwischenzeit aber nicht untätig geblieben und hätten bereits im vergangenen Jahr sichernde Beweis-Massnahmen getroffen.
Unbeantwortet bleibt – zumindest vorläufig – die Frage, "ob es Hausdurchsuchungen gab beim NDB oder bei früheren oder aktiven NDB-Angestellten".
Das Strafverfahren komme zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, kommentiert SRF. Die Bedrohung durch Russland sei "so gross wie seit Jahrzehnten nicht mehr". Und der NDB werde durch einen fundamentalen Umbau gelähmt, gleichzeitig sei dessen Direktor Christian Dussey amtsmüde und warte auf seine Ablösung.
Dieser Beitrag ist zuerst bei "watson.ch" erschienen.
Originalmeldung vom 05.06.2025:
Geheimdienst-Aufsicht stellt Strafanzeige wegen mutmasslicher Daten-Weitergabe beim NDB
Die unabhängige Aufsichtsbehörde über den Schweizer Geheimdienst hat gemäss einem aktuellen Bericht vom Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Strafanzeige eingereicht wegen früherer Vorgänge beim Nachrichtendienst des Bundes (NDB). Demnach soll sich die Bundesanwaltschaft mit dem Fall beschäftigen.
Allerdings ist gemäss SRF-Bericht noch offen, ob es strafrechtliche Ermittlungen gibt. Derzeit befasse sich das Justizdepartement von Bundesrat Beat Jans mit der Anzeige. Es müsse entscheiden, ob die Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren einleiten dürfe. Was auffällt: Die Verantwortlichen schweigen. Die unabhängige Geheimdienst-Aufsichtsbehörde AB-ND und deren Leiterin Prisca Fischer wollen sich nicht zu ihrer Anzeige "gegen unbekannt" äussern. Und auch die Bundesanwaltschaft erteilt "aktuell keine Auskunft".
Ungewöhnlich – und sinnvoll
Die Strafanzeige der Aufsichtsbehörde gegen den NDB sei ungewöhnlich, aber zu begrüssen, zitiert SRF den Sicherheits- und Rechtsexperten Markus Mohler, den früheren Baselstädtischen Polizeikommandanten. "Es mag sehr ungewöhnlich sein. Aber es ist korrekt. Wenn eine Behörde einen möglichen strafrechtlichen Tatbestand bei einer von ihr beaufsichtigten Behörde feststellt, dann hat sie das anzuzeigen."
Bei "politischen Delikten" sei eine sogenannte politische Ermächtigung vorgeschrieben, schreibt SRF. Zum Schutz der Landesinteressen könne das Justizdepartement aber eine Strafverfolgung auch verbieten. Am Mittwoch hatte das Investigativ-Team von SRF enthüllt, dass es beim NDB während Jahren eine problematische Nähe von eigenen Cyberspezialisten zur russischen Cybersicherheitsfirma Kaspersky gab. Es steht der Verdacht im Raum, dass sensible Informationen vom NDB an Kaspersky weitergegeben wurden und bei russischen Geheimdiensten landeten. Der jüngste SRF-Bericht beruft sich auf vier voneinander unabhängige Quellen, die bestätigten, dass die Strafanzeige bereits vor mehreren Monaten erfolgte.
Im SRF-Bericht ist von einem Dilemma die Rede: "Einerseits könnten Ermittlungen im Umfeld des Nachrichtendienstes dem bereits angeschlagenen Ruf des NDB weiter schaden, vor allem bei wichtigen ausländischen Partnerdiensten. Andererseits besteht grundsätzlich ein öffentliches Interesse an einer Strafverfolgung."
Die Aufsichtsbehörde AB-ND hatte im Februar 2024 eine Untersuchung zu den Vorgängen abgeschlossen. Der entsprechende Bericht ist seit Mai 2025 verfügbar. Kürzlich habe die Behörde den Nachrichtendienst deutlich kritisiert: Versprochene zusätzliche Kontrollen im Cyberbereich seien "schlicht nicht umgesetzt" worden.
Der für den NDB zuständige neue Verteidigungsminister, Bundesrat Martin Pfister, hat bereits eine weitere Administrativuntersuchung angeordnet, also eine verwaltungsinterne Untersuchung. Diese soll zeigen, ob beim NDB widerrechtlich Daten gelöscht wurden. Der Magistrat zeigt sich entschlossen: "Ich will wissen, ob wirklich alles gemacht worden ist, was man machen muss in solchen Situationen." Das Vertrauen in den Nachrichtendienst sei von zentraler Bedeutung, und er setze persönlich alles dran, dass dieses wiederhergestellt sei, sagte er zu SRF.
Dieser Beitrag ist zuerst bei "watson.ch" erschienen.

Eichhörnchen verpasst Murmeltier einen Dropkick

Luzerner Stadtrat soll Open Source Software prüfen

Update: Ex-Google-Forscher verlassen OpenAIs Zürcher Büro für Meta

Der Innovation auf die Finger geschaut

Wie Frauen langfristig in MINT-Berufen bleiben

Update: Doch kein Phishing mit Fake-Tickets für UEFA-Frauenfinal

HPE zeichnet seine liebsten Partner aus

Quickline holt neues Mitglied in den Verwaltungsrat

Update: Strafverfahren eröffnet wegen Russland-Skandal beim Schweizer Geheimdienst
