Smarte Kühlbox

Migros und SAP digitalisieren Glace

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Migros und SAP Schweiz haben sich in einer ungewöhnlichen Partnerschaft zusammengetan: Sie entwickelten gemeinsam eine intelligente Glace-Kühlbox. Es wurde daraus ein Gerät, das bei tiefem Bestand neue Bestellungen automatisch vornehmen soll - und mehr.

Zweiter Tag des Projekts: Teammitglieder von Midor und SAP arbeiten gemeinsam am Prototypen. (Source: SAP Schweiz)
Zweiter Tag des Projekts: Teammitglieder von Midor und SAP arbeiten gemeinsam am Prototypen. (Source: SAP Schweiz)

Ursprünglich hatte das Team der Migros-Tochterfirma Midor und SAP Schweiz den Plan, Glace-Kühlboxen zu konzipieren, die automatisch bei tiefem Bestand nachbestellen. Nachdem sie aber Input von aussen erhielten, machte das Team mehr daraus, wie SAP auf seiner Website mitteilt. Der Besitzer einer Badeanlage sagte ihnen, die konzipierte Funktion sei für ihn uninteressant. Viel interessanter wäre es, wenn die Geräte alle Verkäufe von allen Badeanlagen auswerten und entsprechende Einkaufsvorschläge errechnen würden.

Laut Angaben vermietet Midor zwischen 4000 und 5000 Kühlboxen an seine Kundschaft. Bisher hätten sie jedoch kein direktes Feedback bezüglich der Verwendung. Die jährliche Kontrolle der Geräte von seitens Midor koste auch Zeit. Bei den Bestandsaufnahmen sollen Kontrolleure festgestellt haben, dass einige der kontrollierten Geräte entweder in einem Keller Staub sammelten oder gar benutzt wurden, um die Produkte anderer Anbieter zu kühlen. Also wollte das Team eine Lösung finden, um mehr Daten über die Geräte von fern zu sammeln: Aufenthaltsort, Aktivität, Temperatur und Feuchtigkeit, sowie die darin enthaltenen Produkte.

Einsatz von Machine Learning

Eingebaute Sensoren und Kameras identifizierten die enthaltenen Produkte, wenn sie aus der Kühlbox entfernt würden. Andere Sensorik erfasse Temperatur und Feuchtigkeit und ermittle so, ob der Kühler versehentlich offen gelassen wurde. Ein GPS-System spiele Geodaten in die Cloud.

Der Prototyp musste bloss drei Produkte erkennen können, wie es weiter heisst. Bei jedem entfernten Glace schoss die Kamera Fotos und erkannte in der ersten Trainingsrunde die Produkte mit 84-prozentiger Genauigkeit. In der nächsten Phase sollen mehr Daten eingesetzt werden, um den Algorithmus zu trainieren, was die Genauigkeit noch weiter steigern soll.

Sensoren und eine in den Kühler eingebaute Kamera scannen die vom Kunden herausgenommene Glaces. (Source: SAP Schweiz)

Cloud-Daten und SAP S/4HANA

Alle Aufzeichnungen werden angehäuft und auf einem Dashboard dargestellt. So sollen die Badeanlagen immer genau wissen, welche Glaces sich gut verkaufen und welche sie nachbestellen müssen. "Diese Informationen erhalten grössere Wichtigkeit, umso mehr Kunden den Dienst nutzen," erklärt Daniel Kölsch, Senior Solution Architect bei SAP. Die Daten würden sich bei der Erstellung von Benchmarks als nützlich erweisen, um Bestseller unter den Produkten zu ermitteln.

Als Back-End-Software verwendete das Team “S/4HANA”. Die Software-Lösung von SAP diente der Datensammlung, um die Preise festzulegen, Rabatte zu berechnen, Nachbestellungen zu terminieren und Verkaufszahlen vorauszusagen.

Migros, Micarna, Frey: Eine mögliche Zukunft des Smart-Kühlers

Es sei nicht lange gegangen, bis die Migros neugierig wurde. In Kürze soll eine Show-Tour folgen, bei der Midor den Smart-Kühler anderen Branchenvertretern wie Micarna oder Chocolat Frey vorstellen soll. Um noch mehr Neugier zu wecken würde Midor auch die Ausstellung des Geräts in einem Shoppingcenter in Erwägung ziehen.

Bis dahin soll der Prototyp weiterhin getestet werden. Ein wichtiger Teil vom Prozess sei der Kostenvergleich zwischen persönlichen Kontrollen und dem Betrieb des intelligenten Systems. Falls die Bilanz zugunsten des Smart-Kühlers aufgeht, wird Midor das neue Gerät bald einsetzen, wie SAP weiter mitteilt.

Die "Mode-2 Garage", in der das Midor-Team mit SAP-Angestellten den Prototypen entwickelten. (Source: SAP Schweiz)

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