Telkos im Vergleich

Swisscom, Sunrise oder Salt: So schlimm sind die neusten Roaming-Tarife wirklich

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von dsc, Watson

Der Schweizer Telekomexperte Ralf Beyeler hat die Standard-Roaming-Tarife der drei grossen Provider unter die Lupe genommen. Fazit: Bei Sunrise sind Telefonate und SMS im europäischen Ausland rekordverdächtig teuer.

(Source: Rowan Heuvel/unsplash.com)
(Source: Rowan Heuvel/unsplash.com)

Die Roaming-Kosten für Schweizer Smartphone-User bleiben ein Reizthema. Gerade noch hat Sunrise-Chef Olaf Swantee gegen die Konkurrenz geschossen – und nun das: Sunrise habe die Standardtarife für Telefongespräche und SMS im Ausland massiv erhöht, schreibt Telekom-Experte Ralf Beyeler von "moneyland.ch".

Für den Schweizer Vergleichsdienst hat er die Standardtarife für das Roaming unter die Lupe genommen und kommt zu einem harten Urteil: Das Vorgehen von Sunrise sei "besonders fies", denn:

"Die Telefonate und SMS vieler Ferienreisenden werden immer noch im Standardtarif abgerechnet, da sich viele Kunden vor ihren Ferien nicht mit dem Thema Roaming herumschlagen möchten und deshalb keine Optionen dazu buchen."

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Standardtarif

Beim Roaming-Standardtarif handelt es sich um die Tarife, die die Mobilfunk-Provider den Kunden standardmässig verrechnen, falls sie kein Mobilfunkabo mit Inklusiv-Roaming haben und auch keine Option oder ein Paket gebucht haben. Für alle Leute, die ohne Zusatzangebot ins Ausland reisen, ist der Standardtarif relevant.

(Quelle: moneyland.ch)

Bei Twitter fallen die Reaktionen kritisch aus ...

Die Preiserhöhung dürfte viele Schweizer Konsumenten erstaunen, kommentiert Beyeler. Aufgrund der Werbebotschaften würden wohl die meisten davon ausgehen, dass die Roaming-Tarife der drei grossen Telekom-Anbietern immer günstiger werden. Doch das Gegenteil sei der Fall.

Die Roaming-Tariferhöhungen im Detail, geordnet nach Regionen und Ländern, folgen weiter unten.

Noch nie so teuer

Tatsache sei, dass die Standard-Roaming-Tarife von Sunrise in Europa seit 2003 noch nie so teuer gewesen seien wie heute. Zwischen Ende 2002 und Frühling 2015 habe Sunrise für das Sprach-Roaming in Europa pro angefangene Minute 1.70 Franken verlangt, ab Frühling 2015 seien es 1.30 Franken pro Minute gewesen, jetzt 1.75 Franken pro Minute.

Was tun?

Beyelers Rat: Vor Auslandreisen sollten sich Smartphone-User unbedingt informieren. Vergleichsdienste wie Moneyland und Dschungelkompass bieten auf ihren Webseiten entsprechende Tarif-Rechner für einzelne Länder an.

Als Alternative zu Optionen könnten Sunrise-Kunden auch kurzfristig auf ein Abo mit Inklusiv-Roaming wechseln und nach ihren Ferien wieder zu ihrem Standard-Angebot zurückwechseln, empfiehlt der Telekomexperte.

Auch Oliver Zadori vom Vergleichsdienst "Dschungelkompass" hat die neuen Tarife unter die Lupe genommen. Er gibt in diesem Beitrag Tipps, was Betroffene tun können. Sein Fazit: Die Preiserhöhungen lassen sich meistens mit Optionen umgehen.

Wie ist der Preisvergleich mit Swisscom und Salt?

Der Konkurrenz-Vergleich der Standard-Roaming-Tarife ohne Optionen unter den drei grossen Mobilfunkanbietern für das Roaming in Europa zeige deutliche Unterschiede.

Bei selbst getätigten Anrufen:

  • Bei Swisscom kosten in der EU geführte Anrufe in die Schweiz sowie innerhalb des Reiselandes (bei fast allen Abos) mit 45 Rappen pro angefangene Minute am wenigsten.

  • Fast viermal so teuer sei Sunrise mit neu 1.75 Franken pro angefangene Minute.

  • Noch teurer sei Salt, wo diese Anrufe in den meisten EU-Ländern 1.99 Franken pro angefangene Minute kosten. In einigen Ländern wie Deutschland, Frankreich und Italien verrechne Salt 1.79 Franken pro angefangene Minute.

Bei eingehenden Anrufen:

  • Bei ankommenden Anrufen im EU-Ausland sei Swisscom unter den drei grossen Anbietern mit 27 Rappen pro angefangene Minute (bei fast allen Swisscom-Abos) der günstigste Anbieter,

  • gefolgt von Salt mit 79 Rappen pro angefangene Minute.

  • Schlusslicht sei Sunrise mit einem (1) Franken pro angefangene Minute.

Wo ist für Sunrise-Kunden das Roaming am teuersten?

1. Europa, USA und Kanada

Für Telefonate in fast allen europäischen Ländern, in den USA, Kanada und einigen weiteren Ländern erhöhe sich die Gebühr für ausgehende Anrufe von 1.30 Franken auf 1.75 Franken pro angefangene Minute. Das sei eine Preiserhöhung von 35 Prozent.

Ankommende Anrufe kosten neu 1 Franken pro angefangene Gesprächsminute statt bisher 80 Rappen. Das sei eine Preiserhöhung von 25 Prozent. Auch im Ausland verschickte SMS kosten laut Beyeler mehr: Statt 50 Rappen verrechne Sunrise neu 60 Rappen. Das seien 20 Prozent mehr als bisher.

2. Australien, Albanien und weitere Länder der Region 2

Für Telefonate in Ländern der "Region 2" – bei Sunrise gehören Länder wie Australien, Albanien, Mazedonien und Thailand dazu – bezahlen Sunrise-Kunden bis zu 81 Prozent mehr als bisher.

Konkret kosten die innerhalb desselben Landes geführten Gespräche neu 2.90 Franken pro angefangene Gesprächsminute statt bisher 1.60 Franken. Das sei eine Preiserhöhung von 81 Prozent. Ein in der «Region 2» verschicktes SMS koste neu 70 Rappen statt bisher 50 Rappen. Das sei eine Preiserhöhung von 40 Prozent. Die Minutenpreise für ankommende Anrufe sowie für Anrufe in die Schweiz blieben unverändert.

3. Argentinien, Kuba oder Ukraine ("Region 3")

Für Telefonate in Ländern der "Region 3" – bei Sunrise gehören Länder wie Argentinien, Kuba, Ukraine oder Südkorea dazu – bezahlen Kunden bis zu 116 Prozent mehr.

Mehr als doppelt so teuer werden innerhalb des Landes geführte Gespräche, wie moneyland.ch schreibt: Pro angefangene Gesprächsminute verrechne Sunrise neu 4.75 Franken statt bisher 2.20 Franken. Der Preis für ein in der "Region 3" verschicktes SMS erhöhe sich von 50 Rappen auf 80 Rappen. Das sei eine Preiserhöhung von 60 Prozent.

Und zum Schluss eine gute Nachricht für Sunrise-Kunden:

Der Standardtarif für die Nutzung des Internets im Ausland (Daten-Roaming) bleibt unverändert.

Dieser Artikel erschien zuerst bei "Watson".

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