Migration auf All-IP

Die Zukunft des VoIP-Marktes liegt in mobilen Lösungen und der Beratung

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In der Schweiz haben viele Unternehmen die klassische Telefonie an den Nagel gehängt und kommunizieren bereits via ­Internet Protokoll (IP). Bis Ende 2019 sollen alle Anschlüsse auf All-IP migriert sein. Für den Channel tun sich dadurch in der ­Beratung neue Chancen auf.

(Source: Bojan89)
(Source: Bojan89)

"Der Hauptunterschied zu anderen europäischen Ländern ist, dass sich die Schweiz für die Umstellung auf All-IP einen kurzen und ehrgeizigen Termin gesetzt hat", sagt Peoplefone-CEO Christophe Beaud zum Schweizer Voice-over-Internet-Protocol-Markt (VoIP). Die gesamte Umstellung soll neu bis Ende 2019 erfolgen. Frankreich oder England hätten vor der Schweiz mit der Migration auf IP-Telefonie begonnen, würden aber noch einige Jahre für die Komplettumstellung benötigen. "Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen der Schweiz und den Nachbarländern, etwa Deutschland oder Frankreich, ist auch die praktisch flächendeckende hohe Qualität unserer Internet-Bandbreiten", sagt Beaud.

Bei Swisscom ist die Umstellung der Privatkunden auf VoIP bereits abgeschlossen. Auch die Migration der Geschäftskunden sei zu einem Grossteil erfolgt. Die restlichen Anschlüsse würden in den kommenden Monaten migriert, sagt Esther Hüsler vom Mediendienst Newsdesk & Digital Experience bei Swisscom. Geschäftskunden bevorzugten bei der Umstellung sogenannte "SIP-Trunk"-Lösungen. Bei diesen kann die existierende Infrastruktur trotz Umstellung weiterverwendet werden. "Besonders beliebt sind dabei Flatrate-Angebote. Für grössere Kunden besteht zusätzlich eine Nachfrage nach umfassenden Unified-Communications-Lösungen (UCC)", erklärt Hüsler.

 

Wie es bei den Schweizer Anbietern mit der Umstellung auf All-IP läuft und was Unternehmen bei der Migration beachten sollten, erfahren Sie hier.

 

Der Channel sollte sich mehr auf Beratung als auf den ­Verkauf konzentrieren

Obwohl der Umstieg auf All-IP bei vielen Anschlüssen bereits erfolgte, rechnet Beaud von Peoplefone nicht unbedingt mit einem Umsatzeinbruch bei Anbietern von VoIP-Lösungen. "Der Wachstumspeak war Ende 2017 erreicht und mit dem ersten offiziellen Swisscom-All-IP-Umstellungstermin verbunden. Seit Anfang 2018 hat die Nachfrage nach neuen Telefonanlage-Lösungen etwa nachgelassen. Doch dank des Wandels des Telekommarktes ist auch der KMU-Markt weniger loyal und preissensitiver geworden." Marco Quinter, Managing Director Business Services bei UPC, sieht im Umstieg zur IP-Telefonie vor allem Chancen für den Channel. Viele Kunden seien auf spezia­lisierte Partner angewiesen, die sie im gesamten Lebenszyklus der Kommunikationsservices betreuen. "Mit der Beschaffung allein ist es nicht getan. Der zuverlässige Betrieb und die dynamische Integration der Lösungen in die Firmen-IT sind ebenso wichtige Herausforderungen." Auch Hüsler von Swisscom sieht Potenzial für den Channel: "Es ergeben sich gute Möglichkeiten, auf der 'Value Chain' beim und mit dem Kunden zu wachsen – und sich stärker auf die Beratung als den reinen Verkauf zu konzentrieren."

Laut Séverine de Rougemont, Senior Specialist Corporate Communication bei Sunrise Communications, liegt der grösste Trend auf dem VoIP-Markt in der Mobilisierung. "Wenn eine VoIP-Lösung auf einem mobilen Gerät nicht funktioniert, wird sie mittelfristig keine Akzeptanz finden." Mitarbeiter wollten einen modernen, mobilen und den hohen Sicherheitsanforderungen entsprechenden Arbeitsplatz. Die kommende und zum Teil auch schon die jetzige Generation wolle die Flexibilität haben, mobil zu arbeiten, sagt de Rougemont. Bei Swisscom geht man davon aus, dass der Markttrend auf dem Schweizer VoIP-Markt, ähnlich wie bereits beim Channel, weg vom reinen "Boxmoving" und hin zu Lösungen tendiere, welche "die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit bei den Kunden verstärken". Damit rückt auch der Fokus von einer reinen Preisdiskussion viel stärker in Richtung Effektivitätssteigerung", sagt Hüsler. "Der Trend geht dabei ganz klar zu Kommunikations- und Zusammenarbeitslösungen 'aus der Cloud' und weg von Installationen vor Ort, da dadurch die Zusammenarbeit über Firmengrenzen wie auch Firmenstandorte erleichtert wird."

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