Porträt: Lukas Eppler, Simplificator

Vom Festkörperforscher zum Softwareunternehmer

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Physiker, Futurist und vor allem Unternehmer – Lukas Eppler jagt immer dem Neuen hinterher. Mit seiner Firma Simplificator will er ein kreatives und produktives Umfeld für Softwareentwickler schaffen. Anlass zur Gründung war eine schwierige Phase, als Eppler erlebte, was beim Outsourcing alles schiefgehen kann.

Lukas Eppler, Mitgründer und Geschäftsführer, Simplificator. (Source: Netzmedien)
Lukas Eppler, Mitgründer und Geschäftsführer, Simplificator. (Source: Netzmedien)

Das Büro wirkt wie eine Mischung aus Werkstatt und Atelier. Mittendrin ragt eine Sitzkonstruktion aus Sperrholz bis zur Decke. Entlang der Fenster stehen Tische, anei­nandergerückt zu Arbeitsinseln voller Monitore. Es duftet nach frischem Kaffee und Fertignudeln. Überall liegen Filzstifte und Post-it-Zettel herum. "Wir brauchen diese Art von Labor-Atmosphäre", sagt Lukas Eppler, Geschäftsführer des Zürcher Softwareunternehmens Simplificator. "Ich will eine Umgebung schaffen, wo Programmierer ihr Potenzial ausschöpfen können."

Dieser Wunsch kam auf, als Eppler eine einschneidende Erfahrung machte. 2003 hatte er gemeinsam mit einem Freund die Print-at-Home-Lösung von Starticket aufgebaut. Eppler entwickelte die Lösung einige Jahre weiter, bis Starticket auf die Idee mit dem Outsourcing kam: Ein indischer IT-Dienstleister erhielt den Auftrag, die Software neu zu schreiben. Doch das Projekt lief aus dem Ruder. Es folgte ein bürokratisches Hin und Her, ein langwieriger Prozess mit enttäuschendem Ergebnis. "Ich hatte das Gefühl, dass die Firma nicht versteht, was IT bedeutet."

 

Fasziniert von Physik, getrieben von Leidenschaft

Zu dieser Zeit bekam Eppler erstmals ein Buch über agile Softwareentwicklung in die Finger. Und er entdeckte das Web-Framework Ruby on Rails. "Das hat mir die Augen für dynamische Entwicklung geöffnet." Da sei ihm klar geworden, dass er etwas Eigenes aufbauen wolle. 2007 ging er mit Simplificator an den Start. Zu den Grundwerten des Unternehmens zählen Kundennähe sowie die Maximen: "love what you do" und "dare to question".

Eppler wirkt begeistert wie ein Junge im Spielzeug­laden, wenn er über Technologie spricht. Computer faszinierten ihn seit seiner Kindheit. Mit 17 entschied er sich jedoch gegen ein Informatikstudium. Programmiersprachen seien so schnelllebig, dachte er sich: "Was heute gelehrt wird, ist morgen überholt." Also schrieb er sich an der ETH für experimentelle Physik ein, forschte zu Festkörpern und schloss in London mit einer Arbeit über Quantenpunkte ab. "Es war eine sehr harte Zeit, aber auch eine wertvolle Denkschule", sagt er. Nach dem Abschluss machte er sich auf die Suche nach einer Geschäftsidee.

 

Von Lichtorgeln und anderen Lösungen

Dass ein erfinderischer Unternehmer in ihm steckt, merkte Eppler als Teenager. Mit 14 gründete er seine erste Firma. Er hatte mit einem Schulfreund eine Lichtorgel gebaut und sie mit einem C64 verbunden. Ursprünglich ging es darum, Discos zu veranstalten. Doch bald witterten die beiden ein Geschäft. Für 50 Franken pro Abend vermieteten sie ihre Lichtanlage an Bekannte. Bis sie eines Abends den Transformator überlasteten und Rauch aus der Tastatur aufstieg. "Von diesem Vorfall haben wir uns nie erholt", sagt Eppler und lacht. Tatsächlich hatte er damals gelernt, was es heisst, Projekte durchzuziehen.

Simplificator beschäftigt heute 15 Entwickler. Ihre Spezialität sind individuelle Software- und Weblösungen, Progressive Web Apps, UX-Design, Consulting und Support. Hauptsache, die Projekte seien spannend, sagt Eppler. So seien die Mitarbeiter mit Hingabe bei der Sache. Genau wie Eppler. Er philosophiert gern über die Zukunft. "Immer dem Neuen hinterher", sagt er.

Kryptowährungen haben es ihm besonders angetan. "Ich glaube an die Zukunft von Bitcoin." Deswegen baut er nun eine zweite Firma namens CBA Finance mit auf. Sie entwickelt eine Lösung für Arbitrage-Handel, also fürs Geschäft mit Kursschwankungen. Mehr will er noch nicht verraten. Nur so viel: "In der Krypto-Welt herrscht gerade Aufbruchstimmung wie im Wilden Westen." Doch schon bald sei der Markt reif, sagt Eppler. "Die Blockchain macht das Internet erwachsen."

 

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