Fachbeitrag

Cloud ist kein Selbstzweck – der Business Case ist entscheidend

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von Roman Scheidegger, Lead Architect, Zühlke

Der Trend zu Public Clouds ist ungebremst. Viele Unternehmen wurden durch die Coronakrise ­forciert, in noch stärkerem Masse auf Cloud-Dienste zu setzen, und ganz allgemein sieht man: Die Cloud ist angesagt.

Roman Scheidegger, Lead Architect, Zühlke. (Source: zVg)
Roman Scheidegger, Lead Architect, Zühlke. (Source: zVg)

Gemäss einer Marktanalyse von MSM Research nutzen bereits heute 86 Prozent aller Schweizer Unternehmen externe ICT-Dienste. Und dies nicht zu Unrecht, denn die versprochenen Vorteile wirken äusserst attraktiv: Alles geht schneller, flexibler und günstiger.

Kein Selbstzweck

Doch ist dies immer der Fall? Nein. Der Einsatz der Cloud sollte nicht zum Selbstzweck werden. Ein Beispiel: Lift-and-Shift einer funktionierenden Line-of-Business-Applikation auf virtuelle Maschinen in der Public Cloud wird nur in seltenen Fällen einen unmittelbaren Businesswert generieren. Ohne Anpassungen an der Applikation selbst wird sie die Vorteile der Cloud nicht nutzen können, und mit grösster Wahrscheinlichkeit sind die Betriebskosten sogar gestiegen. Zudem werden für die Migration knappe IT-Ressourcen gebunden.

Dies scheint wenig sinnvoll und zeigt auf, dass für diese Vorhaben stets das Erreichen eines Businessziels im Vordergrund stehen sollte.

Verkürzte Time-to-Market

Die Cloud kann einen wesentlichen Beitrag zur Verkürzung der Time-to-Market leisten und so das Business unterstützen. Der Self-Service-Charakter und die unmittelbare Verfügbarkeit der beantragten Ressourcen bedeuten eine erhebliche Zeitersparnis im Vergleich zu traditionell bewirtschafteten Datencentern. Die grossen Public-Cloud-Anbieter bieten eine Vielzahl von Services und SDKs, die dabei helfen, dass sich die Entwicklung auf die Kernlogik des Business fokussieren kann. Weiteres Potenzial zur Zeitersparnis ergibt sich im Bereich Compliance und Security. Jeder Provider deckt diese Themen qualitativ hochwertig und umfassend ab und im Standardfall kann der Grossteil der benötigten Funktionalität abgedeckt werden. Ein Augenmerk muss auf die korrekte Verwendung und Konfiguration der entsprechenden Services gelegt werden.

Der Endkunde im Fokus

Die Ansprüche des Kunden entwickeln sich immer weiter und dadurch verändern sich auch die Anforderungen an die ­Applikationen. Es entsteht schnell das Bedürfnis, die Applikation weltweit mit einer möglichst geringen Ladezeit zur Verfügung zu stellen. Dies erfordert global verteilte Server, was für die meisten Unternehmen ein unrealistisches Szenario darstellt. Auch hohe Verfügbarkeiten im Bereich von 99,99999 Prozent sind meist schwierig mit eigenen Mitteln erreichbar. Die Bereitstellung der nötigen Redundanzen und Verteilungen sind für kleinere Betreiber meist nicht sinnvoll. Ein ähnliches Bild zeigt sich, wenn man extreme Anforderungen an die zu behandelnden Datenmengen hat. Petabytes von Daten zu verarbeiten und abzulegen oder auch Berechnungen parallelisiert in sehr kurzer Zeit durchzuführen sind Fälle, in denen eine grosse Cloud brillieren kann.

Ressourcenoptimierung

Ein weiteres Businessziel, das die Cloud ermöglicht, ist Ressourcenoptimierung. Die verbrauchsbasierten Preismodelle können gerade bei Anwendungen mit stark variierenden Lastmustern zu effektiven Kostensenkungen führen. Im Gegensatz zu eigenen Servern sind beim Einsatz der Cloud praktisch keine Vorabinvestitionen notwendig. Die womöglich wichtigste Ressourcenoptimierung betrifft jedoch das Personal: Cloud-Anbieter übernehmen Teile der Wartungs- und Betriebsverantwortung, wodurch sich das eigene IT-Personal mehr auf die Applikationsspezifika fokussieren kann.

Messbare Businessziele als Transformationstreiber

Der aktuelle Trend allein darf kein Grund für den Einsatz von Cloud-Technologien sein. Schliesslich baut auch niemand ein eigenes Datencenter, nur weil das gerade hip ist. Jeder Einsatz von Technologie muss grundsätzlich dem Unternehmenserfolg dienen. Dies gilt auch für die Cloud. Deswegen sollte jedes Cloud-Projekt einen klaren Fokus auf messbare Businessziele legen. Selbstverständlich sollten diese Ziele auch mit den Business-Stakeholdern gemeinsam definiert werden. Dann macht Cloud Sinn und Spass.

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