Nach nur einer Minute zuhören

Amazons Alexa soll die Stimmen verstorbener Angehöriger imitieren

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von Yannick Züllig und jor

Amazon will seiner Sprachassistentin Alexa mittels KI beibringen, die Stimmen verstorbener Angehöriger nachzuahmen. Ein Hörbeispiel von einer Minute soll dafür reichen.

(Source: Brandon Romanchuk / Unsplash)
(Source: Brandon Romanchuk / Unsplash)

Amazon plant, die Stimmen verstorbener Angehöriger in digitale Assistenten zu verwandeln. Das Unternehmen verspricht, dass man auf diese Weise "Erinnerungen bewahren" kann, wie die britische Tageszeitung "The Guardian" berichtet.

Die Technologie soll es der digitalen Assistentin Alexa ermöglichen, die Stimme einer Person zu imitieren – als Vorlage soll eine Sprachaufnahme von weniger als einer Minute reichen, wie Rohit Prasad, Senior Vice President und leitender Wissenschaftler des Unternehmens, gegenüber der Zeitung sagte.

Amazon gab zwar keinen Zeitplan für die Einführung der Funktion bekannt, aber die zugrunde liegende Technologie existiert bereits seit mehreren Jahren. Das Unternehmen führte eine Demonstration vor, bei der die synthetische Stimme einer älteren Frau verwendet wurde, um ihrem Enkel eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen, nachdem dieser Alexa gefragt hatte: "Kann Oma mir den Zauberer von Oz zu Ende vorlesen?"

Grosse Ziele, wenig Details

Über die erste Demonstration hinaus gab es nur wenige Details. Amazon stellte die Technologie an der re:Mars-Konferenz vor, die sich vor allem auf die Errungenschaften des "Ambient Computing" in den Bereichen maschinelles Lernen, Automatisierung, Roboter und Weltraum konzentrierte. "Wir haben das geschafft, indem wir das Problem als Aufgabe der Sprachumwandlung und nicht als Weg der Spracherzeugung konzipiert haben", sagte Prasad.

Amazons Ziel für seinen Sprachassistenten sei eine "generalisierbare Intelligenz", fügte Prasad hinzu und stellte diese in Kontrast zu einer "allwissenden, allmächtigen, überkünstlichen allgemeinen Intelligenz" aus der Welt der Science-Fiction.

Microsoft gibt sich vorsichtiger

Andere Technologieunternehmen sind jedoch vorsichtiger, wenn es darum geht, digitale Sprachdoubles zu produzieren: Stunden vor der Ankündigung von Amazons Plänen hat Microsoft neue Ethikregeln für künstliche Intelligenz (KI) veröffentlicht, die strenge Grenzen dafür setzen, wer synthetische Stimmen erstellen darf und wie sie verwendet werden sollen. "Es ist leicht vorstellbar, wie sie dazu verwendet werden könnten, sich unangemessen als Sprecher auszugeben und Zuhörer zu täuschen", sagte Natasha Crampton, die verantwortliche KI-Beauftragte von Microsoft.

Microsoft wird von Unternehmen verlangen, dass sie eine Genehmigung für die Herstellung künstlicher Stimmen beantragen, und hat letzten Monat damit begonnen, sie mit einem unhörbaren Signal zu versehen, das es ermöglichen soll, Missbrauch zu erkennen.

Das Konzept, mithilfe von KI Tote wiederzubeleben - respektive den entsprechenden Anschein zu erwecken - ist nicht neu, auch nicht im Bereich der Science-Fiction. Im Jahr 2020 trainierte Joshua Barbeau eine Version des Chatbots GPT-3 anhand von Gesprächsprotokollen mit seiner acht Jahre zuvor verstorbenen Verlobten Jessica. Und 2018 baute Eugenia Kuyda einen Chatbot aus den alten Textnachrichten ihres Partners Roman Mazurenko. "Ich hatte nicht erwartet, dass es so eindringlich sein würde. Normalerweise fällt es mir sehr schwer, Emotionen zu zeigen und über Trauer nachzudenken, also habe ich versucht, das zu vermeiden. Mit Romans Avatar zu sprechen bedeutete, sich diesen Dämonen zu stellen", sagte sie damals.

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